Vernetzung und Austausch als Schlüssel zum Erfolg
Künstliche Intelligenz (KI) verändert rasant Wirtschaft, Wissenschaft und Alltag. Doch wer treibt die Innovationen in Europa voran? Eine Schlüsselrolle spielt dabei die Vernetzung junger Talente. Laure Poirson, Projektleiterin von AI-Grid, einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Initiative, gibt in der aktuellen Folge des Podcasts Einblicke in die Arbeit des Netzwerks.
Seit 2022 bringt AI-Grid engagierte KI-Studierende und Promovierende mit erfahrenen Fachleuten aus Forschung und Industrie zusammen. Ziel ist es, den Nachwuchsforschenden den Weg zu ebnen und ihre Ideen zur Entfaltung zu bringen. Dieser Fokus auf junge Talente unterscheidet das Projekt auch von anderen Plattformen. "In Deutschland sind wir tatsächlich das einzige Netzwerk für junge Forscher, also für Masterstudierende und Doktoranden, die sich mit dem Thema KI beschäftigen", erklärt Poirson.
Das Netzwerk bietet eine digitale Community-Plattform zum Austausch, die Möglichkeit zur Vernetzung mit Mentorinnen und Mentoren sowie diverse Veranstaltungen über das Jahr verteilt. Zwar vergibt AI-Grid keine Stipendien, übernimmt aber beispielsweise Reisekosten für Events, um die Teilnahme für alle Mitglieder zu erleichtern. Dieser Fokus auf Austausch und praktische Unterstützung schafft einen erheblichen Mehrwert für junge Forschende am Anfang ihrer Karriere.
Von Mentoring bis Hackathon: Ideen in die Praxis bringen
Ein Kernstück von AI-Grid ist das flexible Mentoring-Programm. Erfahrene Persönlichkeiten aus den Universitäten und der Wirtschaft stehen den jungen Talenten zur Seite. Die Vermittlung erfolgt über die Plattform oder im Rahmen von organisierten Treffen wie Online-Kennenlernen oder Speed-Dating-Formaten, bei denen gezieltes Matchmaking betrieben wird. Die Mentees profitieren von praktischen Karrieretipps, sei es für eine akademische Laufbahn oder den Wechsel in die Industrie. "Feedback und diese praktische Erfahrung auch von Mentoren ist sehr wertvoll", unterstreicht Poirson.
Dass dieser Austausch Früchte trägt, zeigen auch Formate wie Hackathons. Bei einem Event auf Rügen entwickelten Teams innerhalb weniger Tage mehrere Prototypen für KI-Anwendungen, etwa einen Chatbot für nachhaltigen Tourismus oder ein Tool zur Visualisierung von Grünflächen – konkrete Beispiele dafür, wie aus Vernetzung Innovation entstehen kann.
Auch die Bandbreite der KI-Forschung ist beeindruckend. Von Robotik über Computer Vision bis hin zu ethischen Fragen. Poirson hebt hervor: "Es gibt ganz viele spannende Themen, wie zum Beispiel emotionale Intelligenz und wie man einem Roboter beibringen kann, menschliche Ausdrücke oder Emotionen zu verstehen und zu simulieren." Diese Vielfalt bringt Forschende mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen und fördert interdisziplinäre Ansätze.
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Europas Rolle stärken: Potenzial und Verantwortung
Trotz der globalen KI-Entwicklung, die oft von US-Unternehmen dominiert wird, sieht Poirson Europa gut aufgestellt: "Ich glaube, dass wir auch in Europa trotzdem sehr weit vorgeschritten sind. Wir haben noch viele Chancen, wir haben noch ein großes Potenzial, wir haben noch exzellente Talente und das ist auch genau das, was wir im AI-Grid fördern." Initiativen wie der europäische AI Act werden von ihr positiv bewertet. Es gehe nicht darum, Innovation zu bremsen, sondern "um die Umsetzung von KI, […] damit wir in Europa eine ethische, faire, transparente KI entwickeln, die unseren Werten entspricht." Die Entwicklung vertrauenswürdiger und erklärbarer KI sei entscheidend für die gesellschaftliche Akzeptanz.
Ein besonderes Anliegen ist Poirson die Förderung von Frauen in der KI. Mit derzeit 27 Prozent Forscherinnen im Netzwerk sieht sie dringenden Handlungsbedarf: "Wir brauchen da viel mehr junge Forscherinnen und wir brauchen auch mehr Mentorinnen, weil sie natürlich auch eine Rolle als Vorbilder spielen." Diversität sei essenziell, damit KI-Lösungen die gesamte Gesellschaft repräsentieren. AI-Grid bietet daher gezielte Angebote für Frauen an. Das Netzwerk, dessen Finanzierung durch das BMBF bis 2027 gesichert ist, lädt Masterstudierende und Promovierende mit KI-Bezug und Informatikkenntnissen an deutschen Institutionen ein, sich zu bewerben und Teil dieser Initiative zu werden.
(igr)