"Kafkas letzter Prozess" von Benjamin Balint: Wie könnten wir Kunst machen inmitten der Katastrophe?

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Der israelische Dokumentarfilm "Kafkas letzter Prozess" hat Deutschlandpremiere. Hier erzählt der Jerusalemer Autor Benjamin Balint, wie der Krieg die Dreharbeiten durchkreuzte und wie es sich anfühlt, boykottiert zu werden

Aus der ZEIT Nr. 25/2025 Aktualisiert am 15. Juni 2025, 19:33 Uhr

 Benjamin Balint Anfang Juni in Jerusalem, wo der gebürtige US-Amerikaner mit seiner Familie wohnt.
Benjamin Balint Anfang Juni in Jerusalem, wo der gebürtige US-Amerikaner mit seiner Familie wohnt. © Ofir Berman für DIE ZEIT

Der erste Drehtag von Kafkas letzter Prozess war ausgerechnet für den 8. Oktober 2023 angesetzt. Die Kameras, die Crew, die Storyboards und Drehbücher, die Choreografie des dokumentarischen Erzählens – alles war sorgfältig vorbereitet in einem Studio in Tel Aviv.

Am Morgen davor jedoch füllte sich der Himmel über dem Süden Israels mit Gleitschirmen und Raketen. Killer der Hamas stürmten Grenzstädte und Kibbuzim, von Haus zu Haus gingen sie auf Menschenjagd. In Be’eri, wo einer der besten Freunde des Regisseurs schwer verletzt wurde, verbrannten sie Familien, die sich in ihren Schutzräumen verbarrikadiert hatten, bei lebendigem Leib. Ein Vater in Nir Oz überlebte nur, weil er sich, in seinem blutgetränkten Bett liegend, tot stellte, während seine Frau und seine beiden Töchter verschleppt wurden. In Ofakim bewirtete eine Großmutter, die gefangen genommen worden war, die Terroristen stundenlang mit Tee und Keksen, hoffend, dank ihrer Freundlichkeit bliebe sie verschont. Sie hoffte vergeblich. Bei dem Massaker löschte die Hamas an einem einzigen Tag 1.200 Menschenleben aus. Sie ermordete Junge und Alte, sogar Kleinkinder, auch Teenager auf einem Musikfestival, und schleifte 250 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen.

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