In einer völlig verrückten Schlussphase hat sich Frankreich noch den ersten Sieg bei der U-21-EM geholt. Dabei führte Außenseiter Georgien noch bis zur 89. Minute.

Schlusspunkt einer kuriosen Partie: Thierno Barry bejubelt sein Tor zum 3:2. UEFA via Getty Images
Dass es noch so hoch hergehen sollte in Zilina, hatte sich über die ersten 75 Minuten der Partie nun wirklich nicht abgezeichnet. Obwohl Georgien sein erstes Spiel gegen Polen gewonnen und Frankreich nur 0:0 gegen Portugal gespielt hatte, gingen Les Bleus als haushoher Favorit ins Rennen - und wurden dieser Rolle weitgehend gerecht. Zwar glänzte das Team von Trainer Gerald Baticle spielerisch selten, nach 45 Minuten stand aber eine unter dem Strich verdiente 1:0-Führung: Angreifer Tel, der den FC Bayern Berichten zufolge endgültig in Richtung Tottenham verlässt, brachte die Franzosen mit einem selbst herausgeholten Elfmeter in Führung (35.).
Frankreich dominierte zwar auch nach dem Seitenwechsel nicht nach Belieben, ließ aber kaum etwas zu und schien immer alles unter Kontrolle zu haben. Einzig das zweite Tor wollte nicht fallen, obwohl vor allem Aktivposten Tel (52., 64.), aber auch Odobert (67.) und Abline (74.) zu teils sehr guten Chancen kamen.
Trotz einer zwischenzeitlichen Ausgleichschance durch einen fulminanten Distanzschuss von Abuashvili (56.) schien nichts anbrennen zu können bei den Franzosen, bei denen allerdings zunehmend der Schlendrian einkehrte. Abline verlor tief in der eigenen Hälfte den Ball gegen Sigua, Gordeziani spielte sofort sehenswert mit der Hacke auf Abuashvili und plötzlich stand es 1:1 (76.) - der Auftakt zu einer irrwitzigen Schlussphase.
Während Georgien Mut schöpfte, wirkten die Franzosen nach dem Ausgleich völlig lethargisch: Abuashvili durfte ungestört flanken, der aufgerückte Verteidiger Sazonov schlich sich im Rücken von Leipzig-Verteidiger Lukeba davon und köpfte völlig freistehend zum sensationellen 2:1 für Georgien ein (84.). Erst jetzt erwachte Frankreich - das bei einer Niederlage fast sicher ausgeschieden gewesen wäre - aus einem knapp zehnminütigen Tiefschlaf und drängte auf den Ausgleich, den schließlich Lepenant mit einem Flachschuss ins lange Eck erzielte (89.).
Zwölf Minuten Nachspielzeit - die Ereignisse überschlagen sich
Doch damit noch lange nicht genug: Die eigentlich auf sechs Minuten anberaumte Nachspielzeit dauerte aufgrund der sich überschlagenden Ereignisse ganze zwölf Minuten. Zunächst traf Joker Barry für Frankreich zum vermeintlichen 3:2, das Tor wurde nach mehrminütiger VAR-Überprüfung wegen Abseits aber einkassiert (90.+3). Dann hatte Gordeziani bei einem georgischen Konter den erneuten Führungstreffer für den Underdog auf dem Fuß, setzte den Ball aber hauchzart vorbei (90.+8).
Weil sich Sazonov in den Schlussminuten verletzte und nicht mehr weitermachen konnte, streckte sich die Nachspielzeit weiter und Georgien musste die Partie zu zehnt beenden. Mit der allerletzten Aktion des Spiels verlängerte Augsburgs Matsima einen finalen hohen Ball in den georgischen Strafraum zu Lukeba, der die Kugel am georgischen Keeper vorbeibrachte, ehe Barry sie endgültig über die Linie drückte - der Knockout für den Underdog in der zwölften Minute der Nachspielzeit.
Frankreich hält die Trümpfe aufs Weiterkommen somit in der eigenen Hand und wäre mit einem Unentschieden gegen die bereits ausgeschiedenen Polen am letzten Spieltag sicher im Viertelfinale. Auch Georgien ist jedoch noch voll im Rennen und könnte mit einem Sieg über Portugal (beide Spiele Dienstag, 18 Uhr) ebenfalls in die K.-o.-Runde einziehen.