Tim Klüssendorf steht als designierter SPD-Generalsekretär für Kontinuität: Er gehört zum linken Flügel und ist Sprecher der Parlamentarischen Linken – wie seine Vorgänger Matthias Miersch und Kevin Kühnert. Heute hat das SPD-Präsidium den 33-Jährigen einstimmig als Generalsekretär vorgeschlagen. Beim Parteitag Ende Juni soll er gewählt werden.
Tim Klüssendorf ist ein politischer Senkrechtstarter. Der Lübecker zog vor vier Jahren in den Bundestag ein. Dort stieg er schnell auf zu einem der Sprecher der SPD-Linken. 2022 erarbeitete der studierte Volks- und Betriebswirtschaftler ein Konzept für eine einmalige Vermögensabgabe, mit dem er sich auch auf dem SPD-Bundesparteitag einen Namen machte.
Bei der Bundestagswahl in diesem Jahr verteidigte Klüssendorf als Spitzenkandidat der SPD Schleswig-Holstein sein Direktmandat in Lübeck.
Bei Verdi und auf Demos
Im August 1991 ist Klüssendorf in Lübeck geboren. Als Jugendlicher trat er 2007 in die SPD ein. Von 2010 bis 2012 war er in seiner Heimatstadt Juso-Chef. 2013 wurde er Mitglied der Lübecker Bürgerschaft. Klüssendorf ist unter anderem Mitglied bei Verdi und der Arbeiterwohlfahrt. „Ob Demos gegen Nazis, Seminarwochenenden oder Wahlkämpfe – das politische Engagement war in meinem Leben nicht mehr wegzudenken“, erzählt er auf seiner Website
Neben seiner politischen Arbeit in Lübeck studierte Klüssendorf Volks- und Betriebswirtschaftslehre in Hamburg. 2018 beendete er sein Masterstudium und seine Tätigkeit in der Lübecker Bürgerschaft.
Nach seinem Studium und bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2021, war Klüssendorf drei Jahre lang persönlicher Referent des Lübecker Bürgermeisters Jan Lindenau.
Klüssendorfs soziale Finanzpolitik
Klüssendorfs Wirtschaftsstudium zahlt sich aus. In Lübeck kümmerte sich Klüssendorf als jugendpolitischer Sprecher um Themen wie Familienfreundlichkeit und Kinderbetreuung und eine bessere Bezahlung der Beschäftigten in Sozial- und Erziehungsberufen. Im Bundestag war der Sozialdemokrat von 2021 bis 2025 Mitglied im Finanzausschuss und im Ausschuss für Digitales.
Zu Wort meldete sich Klüssendorf in den vergangenen Jahren unter anderem mit einem Strategiepapier zur Erhebung einer einmaligen Vermögensabgabe und mit Kritik an Einsparungen im Bundeshaushalt. Zuletzt warnte er im Zuge der Sondierungen und Koalitionsverhandlungen immer wieder vor Verschärfungen bei der Migrationspolitik und beim Bürgergeld – das seien „soziale und integrationspolitische Rückschritte“.
Gegengewicht zu Klingbeil
Bas und Klüssendorf könnten als Gegengewicht in der Partei zu Lars Klingbeil gesehen werden. Seine Machtfülle als Vize-Kanzler, Finanzminister und Parteichef wird in der Partei gerade von der Linken kritisiert. Gleichzeitig waren es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Klingbeil und Esken selbst, die Klüssendorf in den Gremiensitzungen als SPD-Generalsekretär vorgeschlagen hatten.
Als Generalsekretär muss er nun nach innen die Partei organisieren und nach außen das Profil der Sozialdemokraten schärfen. Auch die Organisation von Wahlkämpfen gehört zu den Aufgaben im Amt. (dasa/dpa/reuters/AFP)