Israel: Mehr als 200.000 Menschen bei Demonstrationen in Tel Aviv

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In Israel haben Hunderttausende eine Freilassung der Geiseln und ein Ende des Krieges im Gazastreifen gefordert. Premierminister Netanjahu kritisierte die Proteste.

18. August 2025, 0:23 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa,

 Demonstranten versammeln sich während eines Protests in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Kriegs im Gazastreifen.
Demonstranten versammeln sich während eines Protests in Tel Aviv für die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Kriegs im Gazastreifen. © Ohad Zwigenberg/​AP/​dpa

In Tel Aviv haben am Abend mehr als 200.000 Menschen für eine Freilassung der Geiseln im Gazastreifen und ein Ende des Krieges demonstriert. Dies teilten die Organisatoren unter Berufung auf Polizeischätzungen mit. Bei der Großdemonstration riefen Redner und Teilnehmende die israelische Regierung auch dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen.

Das Forum der Geiselangehörigen hatte für Sonntag – dem Beginn der israelischen Arbeitswoche – zu einem landesweiten Streik aufgerufen. Das Land sollte an diesem Tag "lahmgelegt" werden, kündigten sie an. Bereits in den Morgenstunden blockierten Demonstranten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten blau-weiße israelische Flaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.

Ministerpräsident Netanjahu kritisiert Proteste

Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äußerte aber Verständnis für den Schritt. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt. 

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine "schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt". Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Proteste. "Diejenigen, die heute ein Ende des Krieges fordern, ohne die Hamas zu besiegen, verhärten nicht nur die Haltung der Hamas und verzögern die Freilassung unserer Geiseln, sondern stellen auch sicher, dass sich die Schrecken des 7. Oktober immer wiederholen werden und unsere Söhne und Töchter immer wieder in einem endlosen Krieg kämpfen müssen", sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung. 

Israel will Stadt Gaza komplett einnehmen

Die Regierung plant in den kommenden Wochen noch eine Ausweitung des Krieges im Gazastreifen. Ziel ist die Einnahme der Stadt Gaza sowie weiterer Teile des Küstenstreifens. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte, die neuen Einsätze sollten bald beginnen. Bei einem Besuch von Truppen im Gazastreifen teilte er mit, man wolle die Schläge gegen die Hamas verstärken, "bis zu ihrer entscheidenden Niederlage".

Israel bereitet bereits die Umsiedlung von Zivilisten vor. Die Militärbehörde Cogat teilte am Samstag auf der Plattform X mit, am Sonntag werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen. Dies sei Teil der Vorbereitung der Evakuierung der Kampfgebiete. Zunächst gab es keine Informationen darüber, ob die angekündigte Lieferung erfolgt ist. Bisher wurden im Gaza-Krieg nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums rund 62.000 Palästinenser getötet.

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