Israel-Gaza-Krieg: Mehr als 200.000 Menschen bei Generalstreik in Tel Aviv

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In Israel haben Familien der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln und Angehörige gefallener Soldaten zum Generalstreik aufgerufen. Nun haben sich am Sonntagabend mehr als 200.000 Menschen im Zentrum von Tel Aviv versammelt, wie die Organisatoren unter Berufung auf Polizeischätzungen mitteilten. Damit haben zahlreiche Israelis ihre Solidarität mit den Geiseln zum Ausdruck gebracht, die seit fast zwei Jahren von der Hamas im Gazastreifen festgehalten werden. Sie forderten lautstark die Freilassung der Geiseln und ein Ende des Gaza-Kriegs, berichtet die deutsche Nachrichtenagentur dpa.

Das Forum der Geiselangehörigen hatte für Sonntag – dem Beginn der israelischen Arbeitswoche – zu einem landesweiten Streik aufgerufen. An diesem Tag sollte das Land »lahmgelegt« werden, kündigten sie an. Bereits in den Morgenstunden blockierten Demonstranten zahlreiche Straßen im Land, darunter auch eine zentrale Schnellstraße in der Küstenmetropole Tel Aviv. Sie schwenkten israelische Flaggen sowie gelbe Fahnen, die Solidarität mit den Geiseln symbolisieren.

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Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut schloss sich dem Streik zwar nicht an, äußerte aber Verständnis für den Schritt. Zahlreiche Unternehmen sowie Kommunen streikten als Ausdruck der Solidarität. Auch die beiden großen Theater in Tel Aviv stoppten ihre Aufführungen. Mehr als 30 Menschen wurden nach Angaben der Polizei festgenommen. In Jerusalem wurden Wasserwerfer gegen Demonstranten eingesetzt.

Bei der Großdemonstration am Abend riefen die Redner und Teilnehmer die israelische Regierung zudem dazu auf, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, die Stadt Gaza und andere Gebiete im Gazastreifen einzunehmen. »Die israelische Regierung unternahm nie einen ernsthaften Versuch, die Geiseln durch ein umfassendes Abkommen freizubekommen«, sagte Einav Zangauker, deren Sohn Matan eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen ist, in ihrer Ansprache.

Der aktuelle Krieg wurde durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst, bei dem rund 1200 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln genommen wurden. Seither sind nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 61.000 Palästinenser getötet worden. Dabei wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern der Hamas unterschieden.

Die Tante von Alon Ohel, der auch deutscher Staatsbürger ist, sagte auf dem »Platz der Geiseln« vor dem Tel Aviver Kunstmuseum: »Unser Alon befindet sich vierzig Meter unter der Erde. Er ist in Ketten gefesselt, schwer verwundet und verliert wahrscheinlich sein Augenlicht. Er leidet unter schweren Kopfverletzungen und Splittern im ganzen Körper, und er ist allein. Er ist hungrig, ihm ist heiß, und er ringt nach Atem. Er schwebt in unmittelbarer Lebensgefahr – rettet ihn!«

Bei einer Kundgebung auf dem Platz hatte am Vorabend erstmals auch die Schwester eines Agrarstudenten aus Nepal gesprochen, der bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 ebenfalls in den Gazastreifen verschleppt worden war. Seit zwei Jahren habe man kein Lebenszeichen von ihm erhalten, sagte sie unter Tränen.

Der rechtsextreme israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nannte die Protestaktionen in einem Post auf der Plattform X eine »schlechte und schädliche Kampagne, die der Hamas in die Hände spielt«. Auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kritisierte die Proteste. Die Forderung nach einem Kriegsende würde »nur die Haltung der Hamas verhärten« und die »Freilassung unserer Geiseln verzögern«, sagte er nach Angaben seines Büros bei einer Kabinettssitzung und warnte vor einem »endlosen Krieg«.

Israel bereitet sich auf Ausweitung des Gaza-Kriegs vor

In den kommenden Wochen plant Israel eine weitere Ausweitung des Krieges. Ziel ist die Einnahme der Stadt Gaza sowie weiterer Teile des Küstenstreifens. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sagte, die neuen Einsätze sollten bald beginnen. Bei einem Besuch von Truppen im Gazastreifen erklärte er, man wolle die Schläge gegen die Hamas verstärken, »bis zu ihrer entscheidenden Niederlage«.

Israel bereitet bereits die Umsiedlung von Zivilisten vor. Die Militärbehörde Cogat teilte am Samstag auf der Plattform X mit, am Sonntag werde die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen. Dies sei Teil der Vorbereitung der Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten. Bis Sonntagnachmittag gab es keine Informationen darüber, ob die angekündigte Lieferung erfolgt ist. Indirekte Verhandlungen Israels und der Hamas um ein Ende des Krieges und die Freilassung der Geiseln waren ergebnislos geblieben.

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