Israel will seine Offensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas noch weiter verschärfen. Dies sei bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts um Ministerpräsident Benjamin Netanyahu einstimmig beschlossen worden, berichteten verschiedene israelische Medien in der Nacht unter Berufung auf hochrangige Beamte. Ziel sei es, den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen.
Es werde erwartet, dass dieser Plan erst nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region in der nächsten Woche umgesetzt werde, berichtete die »Times of Israel«. Bis dahin würden Anstrengungen unternommen, um eine Vereinbarung mit der Hamas über eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen zu erreichen.
Neuer Plan für Verteilung von Hilfsgütern
Zudem habe das Sicherheitskabinett einen Plan zur Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen gebilligt, hieß es weiter. Dabei habe man die Verteilung von Hilfsgütern umgestellt. So sollen sie nicht weiter an die Hamas fallen.
Medienberichten zufolge, sollen die Hilfsgüter künftig nicht mehr in Lagerhallen gebracht werden. Stattdessen sollen kleinere Hilfspakete direkt an Familien verteilt werden. Die israelische Armee soll sich aus der Verteilung der Hilfsgüter zurückziehen und einen Sicherheitsbereich schaffen. Hilfsorganisationen sollen Koordination und Verteilung der Hilfsgüter übernehmen.
Uno: Israel will lebenswichtige Güter als Druckmittel einsetzen
Bereits vor der Verabschiedung durch das Sicherheitskabinett machten die Vereinten Nationen deutlich, den Plan Israels für eine Hilfsgüterlieferung in den Gazastreifen aufgrund großer humanitärer Bedenken nicht zu unterstützen. »(Der Plan) verstößt gegen grundlegende humanitäre Prinzipien und scheint darauf ausgelegt zu sein, die Kontrolle über lebenswichtige Güter als Druckmittel zu verstärken – als Teil einer militärischen Strategie«, teilte das humanitäre Uno-Team im Gazastreifen mit.
Israel wolle die Zustimmung der Uno, um Hilfsgüter über israelische Ausgabestellen unter Bedingungen zu verteilen, die das israelische Militär festlegt. Diese Strategie sei gefährlich, weil sie die Zivilbevölkerung in militarisierte Zonen treibe, um Rationen zu erhalten. Das könne für die Menschen und die Helfer lebensbedrohlich sein.
Der israelische Generalstabschef Eyal Zamir bestätigte die bereits beschlossene massive Mobilisierung von Reservisten für eine Ausweitung der Angriffe im Gazakrieg. »Diese Woche versenden wir Zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gazastreifen zu verstärken und auszuweiten«, sagte der Militärchef bei einem Besuch in einer Marinebasis südlich von Haifa.
Nach Angaben des Nachrichtenportals »ynet« sollen einige Reservisten reguläre Truppen ablösen, die aktuell an der Nordgrenze oder im Westjordanland stationiert sind. Diese Einheiten sollen dann in den Gazastreifen verlegt werden.
Nach einer fast zweimonatigen Waffenruhe hatte die israelische Armee ihre Angriffe im Gazastreifen am 18. März wieder aufgenommen. Gleichzeitig lässt das Militär seit rund zwei Monaten keine humanitären Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet zu, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben.
Es kommen weder Nahrungsmittel noch Trinkwasser oder Medikamente durch. Menschen hungern dort nach UN-Angaben, Krankenhäuser können Verwundete und Kranke nicht mehr versorgen.
Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen. Die Armee wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
Die indirekten Verhandlungen über eine erneute Waffenruhe – vermittelt von den USA, Ägypten und Katar – blieben bisher ohne Durchbruch.