Die Stadt Karlsruhe wird von einer Ameisenplage heimgesucht. Im Stadtteil Knielingen sind zahlreiche Exemplare der bisher dort noch nie festgestellten invasiven Art Lasius negelctus (Vergessene Wegameise) unterwegs.
Anwohner klagten zwar seit Jahren über wiederkehrende Ameiseninvasionen auf Terrassen, Straßen, Bäumen und Mülleimern – dass es sich dabei um die Vergessene Wegameise handelte, sei aber nicht bekannt gewesen, erläutert Ameisenforscher Manfred Verhaagh. Die Kommune hatte ihn zurate gezogen, als die Plage in diesem Jahr besonders schlimm wurde. Der SWR hatte zuerst darüber berichtet.
Ist diese Ameise unbekannt?
Unbekannt sind die Vergessenen Wegameisen in Deutschland nicht. Seit Ende der Neunzigerjahre seien sie bundesweit bereits in rund 15 Kommunen nachgewiesen worden, sagt Verhaagh; erstmals in Jena im Botanischen Garten. Im Südwesten wurde sie im Jahr 2017 in Ludwigsburg nachgewiesen, dann folgten Bad Säckingen und Wehr (beide Kreis Waldshut) im Jahr 2018 beziehungsweise 2023 – und nun in Karlsruhe.

Vergessene Wegameisen auf einem Baumstamm in Knielingen: Das große Krabbeln
Foto: M. Verhaagh / dpaDer Ameisenexperte war zunächst davon ausgegangen, es handele sich in Karlsruhe-Knielingen um die Ameisenart Tapinoma magnum (Große Drüsenameise), die im Südwesten seit 2009 an verschiedenen Orten dokumentiert ist und zuletzt die Stadt Kehl in Verzweiflung versetzt hatte. Dort waren die schwarzen Insekten in Häuser eingefallen, hatte Ausfälle von Strom und Internet ausgelöst und Fugen einer Gartenmauer zerstört.
Sie unterwandern Gehwege und Terrassen
Tapinoma magnum gebe es zwar auch in Karlsruhe in beträchtlicher Zahl, sagte Verhaagh. Aktuell mache aber der Befall von Gärten und Wohnungen durch Lasius neglectus den Bürgerinnen und Bürgern ganz besonders zu schaffen. Die Stadt Karlsruhe steht nach Worten eines Sprechers in ständigem Kontakt mit Experten und anderen betroffenen Kommunen.
Die Kolonien der Wegameise seien in Karlsruhe im Laufe der Jahre offensichtlich immer größer geworden. »Irgendwann ist dann die schiere Menge der Tiere bedenklich«, sagt der Experte. Sie kletterten jeden Baum auf und ab und bewanderten Straßen und Terrassen im Stadtteil. Auch sie können – ähnlich wie Tapinoma – Gehweg- und Terrassenplatten mit ihren Gängen unterhöhlen. Wie groß die Karlsruher Kolonien seien, könne er aber noch nicht abschätzen.
Die Wegameise sei ähnlich schwer zu bekämpfen wie Tapinoma magnum: »Ameisenköder können helfen, heißes Wasser auch«, sagte Verhaagh. So werden in Kehl gegen Tapinoma magnum schon spezielle Heißwassergeräte eingesetzt.
Letztlich aber sei den Tieren nur mit großem personellem Einsatz beizukommen. Zumindest sei die Wegameise aber weniger bissig und etwas frostempfindlicher als ihre »Konkurrentin« Tapinoma magnum.
»Nur ein gemeinsames Vorgehen führt zum Ziel«, sagt ein Karlsruher Stadtsprecher. Wichtig sei eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Stellen und privaten Grundstücksbesitzern. »Ziel ist es, die Ausbreitung der gebietsfremden Ameisenart einzudämmen, vorhandene Kolonien zu vertreiben und dauerhaft zu bekämpfen.«