Heizen: Verbraucherzentralen fordern einen Preisdeckel für Fernwärme

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Die Verbraucherzentralen schlagen Alarm: In gut jedem vierten Fernwärmenetz (27 Prozent) zahlen Verbraucherinnen und Verbraucher 20 Cent je Kilowattstunde oder mehr, in fast jedem zehnten Netz (9 Prozent) sogar 25 Cent je kWh. Dies geht aus einer aktuellen Auswertung des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) von 576 Wärmenetzen hervor, die dem SPIEGEL vorliegt.

Während der mittlere Preis (Median) bei 17 Cent je kWh liegt, bedeutet ein Preis von 20 Cent jährliche Mehrkosten von knapp 290 Euro für eine Wohnung in einem typischen Mehrfamilienhaus. Steigt der Preis auf 25 Cent, belaufen sich die Zusatzkosten sogar auf rund 770 Euro pro Jahr.

»Die regionalen Preisunterschiede sind enorm«, kritisiert Florian Munder, Energieexperte beim vzbv. Das Problem: Ist ein Haushalt erst einmal an ein Fernwärmenetz angeschlossen, ist ein Anbieterwechsel praktisch nicht mehr möglich. Andererseits soll Fernwärme bei der klimafreundlichen Wärmeversorgung eine Schlüsseltechnologie werden, da sie viele technische Vorteile bietet.

Der Verband fordert daher eine gesetzliche Preisobergrenze, die an den Betriebskosten einer Wärmepumpe ausgerichtet ist. Zudem solle eine unabhängige Preisaufsicht eingeführt werden, um Transparenz und Fairness zu gewährleisten.

Wärmepumpe als Maß für die Obergrenze?

Der Verband setzt sich außerdem dafür ein, Wärmenetze und Wärmepumpen gleichermaßen finanziell zu fördern, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. »Nur so können Verbraucher und die Energiewende gleichermaßen profitieren«, so Munder. Die Fernwärmeverordnung müsse daher dringend modernisiert werden, um die Kostenbelastung für Haushalte zu senken und den Ausbau verbraucherfreundlicher Wärmenetze zu fördern.

Fernwärme ist notorisch für oft schwer nachvollziehbare Preise und enorme Unterschiede zwischen den verschiedenen Versorgungsgebieten. Das führt oft zu Unmut bei Kunden. Andererseits lässt sich die zentrale Energieversorgung in einem Fernwärmenetz oft sehr effizient gestalten und gut auf erneuerbare Energieträger umstellen. So wird beispielsweise häufig die Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen genutzt.

Der bisherige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte Verbesserungen angehen, ist damit aber in der Zeit der Ampelregierung nicht weit gekommen. Er kritisierte den Einfluss fremder Energieträger auf die Preisfindung bei Fernwärme: Es wäre »wirklich albern«, wenn im Jahr 2030 noch immer der Ölpreis mit über die Fernwärme entscheide. Eine Novelle der Fernwärmeverordnung, die unter anderem für mehr Transparenz bei Preiserhöhungen sorgen sollte, scheiterte.

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