Die Nachfrage nach Breitband steigt. "Pro Jahren wächst das Datenvolumen im Festnetz um 25 bis 30 Prozent", sagte Andreas Pfisterer, CEO der Deutschen Glasfaser, am Dienstag auf dem Gigabit-Gipfel zum Auftakt der Breitbandmesse Anga Com in Köln. Daniela Brönstrup, Vizepräsidentin der Bundesnetzagentur (BNetzA) ergänzte, dass inzwischen 12 Prozent der Haushalte Bandbreiten über 300 MBit/s anfragen.
Das ist mit DSL nicht mehr zu bewerkstelligen. Doch bislang nutzen nur 5,3 Millionen Haushalte einen Glasfaseranschluss. Es liegt also noch viel Netzausbau vor den TK-Unternehmen. Obwohl sich in den vergangenen Jahren die Marktbedingungen vor allem durch Inflation, Wirtschaftsrezession sowie steigende Zinsen und Baukosten verschlechtert haben, schauen die ausbauenden Unternehmen positiv in die Zukunft.
Das Kapital ist vorhanden
"In Summe ist noch viel Kapital im Markt", sagte Pfisterer. Nun kommt es auch auf den Staat an, den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Ein großes Hemmnis im Glasfaserausbau ist die Unsicherheit, wie der Umstieg von DSL auf Glasfaser ablaufen soll. Die alternativen Netzbetreiber befürchten, dass die Telekom nur dort ihre DSL-Netze abschaltet, wo sie selbst Glasfasernetze baut, dafür aber in Regionen, in denen sie nicht über Glasfaser verfügt, ihre DSL-Netze zum Nachteil der Wettbewerber laufen lässt.
"Wir brauchen die Telekom, aber auch den Diskurs mit der Telekom", sagte Timo von Lepel auf dem Gigabit-Gipfel. Der Geschäftsführer von NetCologne ist gleichzeitig Vizepräsident des Breitbandverbands Anga. Auf der Gipfelveranstaltung bedauerte von Lepel, dass die Telekom der Einladung zur Anga Com nicht gefolgt sei.
Angst vor einer Re-Monopolisierung
Auch Marcel de Groot, CEO von Vodafone Deutschland, misst der Kupfer-Glas-Migration große Bedeutung für den Erfolg des Glasfaserausbaus bei, wenngleich er betont, dass es darum gehe, die DSL-Netze, nicht die Kabelnetze abzuschalten. Aber: "Wir brauchen mehr Wettbewerb im Breitbandmarkt", sagte de Groot. Er befürchtet, dass sich dieser Markt zugunsten der Telekom re-monopolisiere, wenn der Staat nicht eingreife. "Seit 2022 gehen die Investitionen der alternativen Wettbewerber zurück", ergänzte NetCologne-Chef von Lepel. Das liege auch an einem fehlenden Fahrplan für die Kupfer-Glas-Migration.
Das neue Bundesdigitalministerium ist also gefragt. "Es braucht eine Gesetzesänderung", forderte Pfisterer, zu unterschiedlich seien die Ansichten der Telekom und der alternativen Glasfasernetzbetreiber. Was es nach Meinung der Telekom-Wettbewerber nicht braucht, ist eine De-Regulierung, wie sie vor allem von der EU eingefordert wird. Dafür sieht BNetzA-Vizechefin Brönstrup jedoch auch keinen Anlass. "Wir werden weiterhin eine ex-ante-Regulierung, eine Art Schiedsrichter, brauchen", sagte sie.
Alte Technik wird irgendwann abgeschaltet
Fest steht, dass niemand zwangsabgeschaltet werden soll, wie es unlängst in der Boulevardpresse zu lesen war. Laut Pfisterer wird es lange Übergangsphasen geben, bis ein Großteil der Haushalte von DSL auf Glasfaser umgestiegen sein wird und eine Abschaltung der alten Kupfernetze infrage kommt. "Und es gehört eine gute Kundenkommunikation dazu", ergänzte Pfisterer auf dem Gigabit-Gipfel. Dass die DSL-Netze aber irgendwann abgeschaltet werden, stand für die Diskussionsteilnehmer in Köln allerdings fest. "Es gibt ja auch keine Telefone mit Wählscheibe mehr", sagte von Lepel.
(vbr)