Fußball der Frauen: Borussia Dortmund schlägt Schalke 04 und hat Drittliga-Aufstieg fast sicher

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Dortmunder Sieg im Revierderby Aufstiegsparty mit 10.000 Gästen

Die Fußballerinnen von Borussia Dortmund und Schalke 04 wollen schon bald in der Bundesliga spielen. Das Hier und Jetzt heißt Westfalenliga, spektakulär ist die Kulisse trotzdem – und der Zeitpunkt des BVB-Siegs ebenso.

27.04.2025, 20.19 Uhr

 »Das ist etwas, das wir nutzen können«

BVB-Kapitänin Grothe: »Das ist etwas, das wir nutzen können«

Foto: Moritz Mueller / Moritz Müller / IMAGO

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Ein historisches Ereignis: 87 Minuten hatten sich die Dortmunder und Schalker Fußballerinnen die Lunge aus dem Leib gerannt. Allmählich wurde der Schlagabtausch in der westfälischen Frühlingssonne behäbiger, träger. Aber: Wenn es mal Platz gab, dann richtig. Und eine wusste, wie sie sich diesen Platz verschaffen konnte: Dortmunds Dana Marquardt schüttelte auf dem rechten Flügel ihre Gegenspielerinnen ab, und als sie den Ball in die Mitte spielte, war von Königsblau keine Spur mehr. Am zweiten Pfosten hatte Annika Enderle die Qual der Wahl: Noch einmal ablegen? In die kurze Ecke? In die lange? Die Antwort gab Enderles Stürmerinstinkt: Immer feste druff. Zentral, aber mit viel Überzeugung schlug der Ball zum 2:1 ein. BVB-Chefcoach Thomas Sulewski ballte die Faust, auf dem Rasen bildete sich eine schwarz-gelbe Jubeltraube: Der erste Derbysieg in der Geschichte der zwei Teams hatte ein Drehbuch ganz nach Dortmunder Geschmack.

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Das Ergebnis: 2:1 (1:1) setzte sich Borussia Dortmund in der viertklassigen Westfalenliga gegen Schalke 04 durch. Dem Aufstieg in die Regionalliga steht damit (fast) nichts mehr im Weg: Die Konkurrenz aus Gelsenkirchen ist in der Tabelle nun vier Punkte zurück, die verbliebenen Saisonspiele wird der BVB ob seiner qualitativen Überlegenheit auf diesem Niveau fast zwangsläufig gewinnen.

Die Ausgangslage: Der Ruhrpott wird schon im Männerfußball immer unzureichender repräsentiert: Dort verpasst der BVB vielleicht die Champions League, Bochum droht der Abstieg, Schalke ist zweitklassig. Bei den Frauen soll der Trend in die umgekehrte Richtung zeigen. So richtig ernsthaft wird daran erst seit wenigen Jahren gewerkelt, Dortmund und Schalke mussten sich seit 2020 von der Kreisliga hocharbeiten. Nun konkurrieren die Erzrivalen um den Aufstieg in Liga drei, der BVB ging mit 61 Punkten in den viertletzten Spieltag, S04 mit 60. Das Hinspiel war 0:0 ausgegangen – und das, obwohl beide Teams ihre Gegnerinnen sonst reihenweise aus dem Stadion schießen.

 »Daraus wollen wir unsere Energie ziehen«

Tausende Dortmund-Fans: »Daraus wollen wir unsere Energie ziehen«

Foto: Moritz Mueller / Moritz Müller / IMAGO

Die Volksfeste häufen sich: Die Verknüpfung aus Derby und Aufstiegsendspiel lockte die Fans. Und wie: 9000 BVB-Anhänger, 1000 Schalker, Rekordkulisse im Stadion Rote Erde. 10.000 Menschen, bei einem Viertligaspiel! »Das ist etwas, das wir nutzen können«, freute sich BVB-Kapitänin Marie Grothe. Schalke-Trainer Stefan Colmsee hielt dagegen: »Wir wissen, dass wir hier im Zweifel gegen 9000 buhende Menschen spielen«, sagte der Coach. »Aber daraus wollen wir unsere Energie ziehen.«

Überheblich: Spielbestimmend war erst einmal der BVB. Ein Kopfball Marquardts ans Außennetz sorgte für ein erstes Raunen (20.), Schalke verlegte sich auf Konter und hoffte, Toptorschützin Jennifer Moses (17 Treffer) in Szene zu setzen. Die Führung aber fiel anders: Edina Habibovic sah, dass Sandra Schröer weit vor dem eigenen Tor stand, und setzte aus 30 Metern zum Lob an. Der Kunstschuss senkte sich tatsächlich zur Gästeführung ins Tor (38.). Nur hielt diese nicht lange: Die Schalker Fans stimmten gerade erst »Spitzenreiter, Spitzenreiter«-Gesänge an, da köpfte die allein gelassene Marquardt auch schon den Ausgleich.

Vom HSV herabgestiegen: Ebenjene Marquardt ist ein gutes Beispiel dafür, wie ernst den Dortmundern ihr Projekt ist. Eigentlich war die Ex-Hamburgerin in der zweiten Liga bereits ziemlich erfolgreich auf Torejagd gegangen, für den BVB nahm Marquardt in Kauf, noch einmal zwei Klassen tiefer anzutreten. Seit diesem Schritt folgten 17 Tore in acht Spielen – eine solche Hochbegabte sieht die Westfalenliga nicht alle Tage.

Ruppig im Ruhrpott: Während der Halbzeitpause trudelte aus der Ferne die Nachricht vom Meistertitel des FC Bayern München ein. Bis die Dortmunderinnen so weit sind, ebenfalls dort oben mitzuspielen, wird es noch dauern. Nach dem Seitenwechsel war selbst Schalke ein ernstes Problem, kleine Fouls und harte Zweikämpfe ließen das Spiel zusehends in Richtung Königsblau kippen. Kopfbälle von Dilara Deli (48./61.) eröffneten den Gästen eine echte Chance, einen oder mehr Punkte mitzunehmen – bis Enderle das bessere Ende für sich hatte.

 Immer feste druff

Annika Enderle (l.) beim Torschuss: Immer feste druff

Foto: Moritz Mueller / Moritz Müller / IMAGO

Die nahe Zukunft: Eröffnet Schalke die Chance zur Revanche. Der Aufstieg mag futsch sein, nicht aber der Westfalenpokal. Das Endspiel gegen den BVB ist hier für den 1. Juni angesetzt.

Die ferne Zukunft: Soll für beide Mannschaften in Richtung Bundesliga zeigen. Dortmund ist nun näher dran, der Aufstieg in die Regionalliga scheint Formsache. Der BVB hat vor, die eigene Infrastruktur professioneller aufzustellen. »Wir haben ein Trainingsgelände in der Nähe der Profis in Brakel erworben und wollen das bundesligafähig machen«, gab Geschäftsführer Carsten Cramer einen Einblick. Wie schnell es gehen kann, wenn man die Aufgabe ernst nimmt, zeigten jüngst die Fußballerinnen von Union Berlin: An der Spree gelang der Durchmarsch aus der dritten in die erste Liga, die zur kommenden Spielzeit von zwölf auf 14 Teams aufgestockt wird.

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