Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) hat die Shortlist für das aktuelle Priorisierungsverfahren umfangreicher Forschungsinfrastrukturen (FIS) veröffentlicht. Aus zahlreichen Vorhaben wurden neun Projekte ausgewählt, die künftig als besonders aussichtsreich für die Weiterentwicklung des deutschen Wissenschaftssystems gelten. Ziel ist es, die Forschungslandschaft in Deutschland nachhaltig zu stärken und internationale Spitzenpositionen auszubauen.
Dabei decken die ausgewählten Vorhaben ein breites Themenspektrum ab – von Astrophysik über Materialwissenschaften bis hin zu digitalen Infrastrukturen. Zu den ausgewählten Projekten zählt unter anderem das Zentrum für Gen- und Zelltherapie in Regeneration und Transplantation (CREATION), dessen Ziel es ist, breit verfügbare Therapien bereitzustellen und die Herstellungsprozesse durch KI-gestützte Automatisierung deutlich zu verbessern. An dem Projekt beteiligen sich zahlreiche Universitäten wie die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Göttingen und das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie.
Einstein-Teleskop und Co.
Bei der Dresden Advanced Ligth Infrastructure (DALI) handelt es sich um eine beschleunigerbasierte Anlage, "die Terahertz-Lichtquellen für die Erforschung der Zustände und Funktionen von Materie nutzen wird", wie das BMFTR schreibt. Zu einem weiteren gelisteten Projekt gehört das Einstein-Teleskop (ET). Dabei handelt es sich um ein internationales Großprojekt der RWTH Aachen und Universitäten aus Münster, Bochum und Dresden, das Signale von Verschmelzungen kompakter Objekte wie Schwarze Löcher und Neutronensterne über kosmische Zeiten hinweg durch die Detektion von Gravitationswellen beobachtbar machen soll.
Zu weiteren Projekten zählen die Hochbrillanz-Neutronenquelle – Phase I (HBS-I), das Neutrino-Observatorium IceCube-Gen2, LEGEND-1000 und PETRA IV, die sich allesamt im Bereich der experimentellen Physik verorten lassen. Die Forschungsinfrastruktur RIDLOP will zentrale Zugänge zu Daten großer Online-Plattformen schaffen und so innovative gesellschaftsrelevante Forschung ermöglichen. Schließlich soll SLICES-DE von der TU München als digitale Infrastruktur neue Experimente in den Bereichen verteilte Systeme, Künstliche Intelligenz und Post-Quantum-Security erlauben.
Die Auswahl erfolgte in einem mehrstufigen, unabhängigen Verfahren unter Beteiligung des Wissenschaftsrats und weiterer internationaler Expertengremien. Kriterien waren unter anderem der wissenschaftliche Mehrwert, das Innovationspotenzial, Beiträge zur technologischen Souveränität sowie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz. Alle Projekte wurden nach wissenschaftlicher Exzellenz, Innovationspotenzial und Umsetzbarkeit priorisiert.
"Für uns sind diese leistungsfähigen Forschungsinfrastrukturen ganz ganz wichtig, damit wir auch Spitzenergebnisse in Deutschland erzielen können in der Forschung für unsere Innovationskraft.", so Bundesforschungsministerin Dorothee Bär. Bei Infrastruktur müsse "nicht immer nur und ausschließlich zuerst an die Straße oder an die Schiene gedacht [werden], sondern eben auch im Forschungsbereich gab es schon lange keine so großen Entscheidungen mehr". "Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für den Wohlstand von morgen und stärken zudem die technologische und digitale Souveränität Deutschlands und Europas. Die ausgewählten Infrastrukturen erfüllen höchste Ansprüche an wissenschaftliche Exzellenz und Planungsreife", so Bär.
Die Aufnahme in die Shortlist ist ein wichtiges Signal, ist jedoch nicht mit einer Finanzierungszusage verbunden. Die Liste soll künftig regelmäßig aktualisiert werden, um die strategische Weiterentwicklung von Forschungsinfrastrukturen langfristig zu unterstützen. Mit dem 2024 gestarteten Verfahren will das BMBF jene Vorhaben identifizieren, die zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der deutschen Forschung maßgeblich beitragen können. Eine weitere Ausarbeitung der Projekte soll eng begleitet und in Abstimmung mit den Ländern und beteiligten Einrichtungen vorangetrieben werden. Eine Veröffentlichung der Bewertungsberichte der Expertengremien ist ebenfalls geplant.
(mack)