Der chinesische Betreiber der Social-Media-Plattform TikTok hat einen beliebten Hashtag, der mit Gewichtsverlust und Magerwahn verknüpft ist, weltweit verboten. Das Unternehmen blockiere "Suchergebnisse für #skinnytok", erklärte ein TikTok-Sprecher am Montag. Das Schlagwort sei "mit ungesunden Inhalten zur Gewichtsabnahme verknüpft". Der Hashtag, der das umstrittene Idealbild "Skinny sein" propagierte, war in jüngster Zeit zunehmend populär auf der Plattform.
Auf Druck aus der Politik
Der Schritt sei Teil einer "regelmäßigen Überprüfung" der Sicherheitsmaßnahmen von TikTok, heißt es bei dem Betreiber. Die Suche nach dem Hashtag führt nun zu einem Link für eine psychologische Beratungsstelle. Zuvor hatten Regulierer und Politiker in Brüssel und Paris das Phänomen genauer unter die Lupe genommen. TikTok wollte den Ergebnissen dieser Untersuchungen offenbar zuvorkommen.
Frankreichs Digitalministerin Clara Chappaz feierte das Einlenken von TikTok am Sonntag als "gemeinsamen Sieg" nach fast zweimonatiger Überzeugungsarbeit. Dazu gehörte etwa eine öffentliche Petition und ein Treffen mit TikTok-Vertretern Anfang Mai in Dublin. Daran nahmen unter anderem der Präsident der französischen Regulierungsbehörde Arcom, Martin Ajdari, und die Präsidentin der Datenschutzbehörde CNIL, Marie-Lure Denis, teil.
Die Verantwortung der Plattform zum Schutz vor den schädlichen Auswirkungen des #skinnytok-Hashtags war laut Politico auch Gegenstand eines Telefonats zwischen dem EU-Verbraucherschutzkommissar Michael McGrath und TikTok-CEO Shou Chew. Die EU-Kommission hat 2024 eine Untersuchung gegen TikTok auf Basis des Digital Services Act (DSA) eingeleitet. Ein Schwerpunkt dabei ist der Jugendschutz.
Der Kampf zum Online-Schutz von Kindern ende hier nicht, betonte Chappaz. Sie strebe hauptsächlich ein Verbot der Nutzung sozialer Medien für Unter-15-Jährige an. Auch Griechenland, Spanien und Dänemark machen im EU-Ministerrat zunehmend Druck in diese Richtung.
Das Sperren von Hashtags gilt als wichtiger Bestandteil der Inhaltemoderation auf der Plattform. Auf Basis der eigenen Community-Richtlinien hat TikTok etwa auch Schlagworte blockiert, die Selbstverletzung, Drogenkonsum, Gewalt, Diskriminierung, sexuell explizite oder unangemessene Inhalte sowie gefährliche Challenges kennzeichnen. TikTok geht auch gegen Hashtags rund um Fehlinformationen, Spam und Betrug sowie Urheberrechtsverletzungen vor.
Zum Einsatz kommt dabei eine Kombination aus automatisierten Systemen und menschlicher Kontrolle. Eine offizielle, öffentlich zugängliche Liste aller verbotenen Hashtags führt TikTok nicht.
(vbr)