Die Suche nach den Gründen: Hätte Wolfsburg Baku nicht verkaufen dürfen?

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Noch drei Spieltage, dann wird der VfL Wolfsburg mal wieder auf eine enttäuschende Saison zurückblicken. Und wieder einmal fragt man sich: Woran hat es gelegen?

 Ridle Baku wechselte im Winter von Wolfsburg nach Leipzig.

Auf Wiedersehen: Ridle Baku wechselte im Winter von Wolfsburg nach Leipzig. IMAGO/Christian Schroedter

Wie wäre es gelaufen, wenn sich Spielmacher Lovro Majer nicht schon am 2. Spieltag in Kiel (2:0) schwer verletzt und dem VfL Wolfsburg die gesamte Saison über zur Verfügung gestanden hätte? Was wäre gewesen, hätte man in der Rückrunde sein erstes Underdog-Heimspiel gegen Holstein Kiel (2:2), das aus einem xG-Wert von 0,27 zwei Tore machte, gewonnen und anschließend befreiter in die anderen Spiele gegen Bochum (1:1), St. Pauli (1:1) und Heidenheim (0:1) hätte gehen können? "Wir wissen", sagt Trainer Ralph Hasenhüttl, "dass wir viel mehr hätten erreichen können."

Hätte, wenn und aber. Am Ende gibt es viele Gründe dafür, warum der VfL wieder einmal seine Ziele verfehlt. Die Konsequenz wird sein, dass der Trainer aller Voraussicht nach durch einen neuen ersetzt, dass sich das Gesicht der Mannschaft verändern wird. Alles wie immer also.

Orientiert man sich an den Fakten, lässt sich feststellen: Der Hinrunde verlief noch wie erhofft (Platz 7, nur drei Punkte hinter den Champions-League-Rängen), der Absturz erfolgte in der Rückserie (Platz 15, der Rückstand auf Rang 4 beträgt nun zwölf Zähler). Was war die größte Veränderung im Winter? Mit Ridle Baku gab der VfL einen Stammspieler an RB Leipzig ab. Hat Wolfsburg damit seinen Erfolg verkauft?

Hasenhüttl wehrte sich gegen den Baku-Verkauf

Klar ist: Coach Hasenhüttl hat sich im Januar intern mit Händen und Füßen gegen einen Transfer gewehrt. Baku hatte unter dem Österreicher eine wichtige Rolle eingenommen, kam in jedem Spiel zum Einsatz, steuerte zwei Tore und zwei Vorlagen zum Teamerfolg bei und verinnerlichte vor allem die Besonderheit an seiner Rolle, die der Trainer im Laufe der Hinserie neu definiert hatte. Mit dem Ball spielte Baku rechts offensiv, gegen den Ball ließ er sich als zusätzlicher Verteidiger in die Abwehrkette fallen.

"Ridle", betonte Hasenhüttl im Wintertrainingslager in Portugal, "ist lange Zeit vielleicht ein bisschen unter seinen Möglichkeiten geblieben und hat jetzt wieder ein richtig gutes halbes Jahr gespielt." Grundsätzlich, so der Coach, der von seiner rechten Seite mit Baku und Kilian Fischer schwärmte, "möchte man als Trainer im Winter natürlich nie einen Spieler verlieren, aber das möchte niemand hier im Verein. Aber du weißt nie, was im Fußball passiert." Wenige Tage später wechselte Baku für 4,5 Millionen Euro nach Leipzig. Aus wirtschaftlicher Sicht wenige Monate vor Vertragsende des 27-Jährigen ein gutes Geschäft für den VfL.

Andreas Skov Olsen, Ralph Hasenhüttl

Spieler und Trainer: Unter Ralph Hasenhüttl (re.) kam Andreas Skov Olsen nur wenig zum Zug. IMAGO/DeFodi Images

Wolfsburg holte Ersatz, Andreas Skov Olsen vom Club Brügge für elf Millionen Euro. Ein vielversprechender Transfer, der bislang jedoch nicht den erhofften Effekt brachte. Die Bilanz des Dänen, der anders als Vorgänger Baku nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat, ist ernüchternd: Neun Ligaspiele, nur dreimal in der Startelf, ein Tor, eine Vorlage.

Skov Olsen: "Der Weg zum Tor ist weiter für mich"

Benötigt der 25-Jährige einfach eine etwas längere Eingewöhnungszeit? Oder hat Hasenhüttl versucht, diesen anderen Spielertypen als Baku zu sehr in dessen vorherige Rolle zu pressen? Skov Olsen jedenfalls sagt, dass er in Wolfsburg "defensiver spielt“ als noch in Brügge. "Der Weg zum Tor ist so weiter für mich." Und die Torgefahr dadurch deutlich geringer. Zum Vergleich: In Brügge hatte der Flügelspieler in der Hinserie noch acht Treffer in 19 Partien erzielt.

Podcast

Hasenhüttls Spießrutenlauf: Was läuft beim VfL Wolfsburg falsch?

Verzwickte Trainerfrage in Wolfsburg: Ralph Hasenhüttl ist noch nicht offiziell entlassen, doch einige Nachfolger kursieren bereits. kicker-Reporter Thomas Hiete erklärt, was sich die Vereinsführung momentan vorwerfen lassen muss. Außerdem: Was bedeutet die Meisterschaft des FC Liverpool für die Transfer-Strategie im Sommer?

vor 9 Stunden 14:54 Minuten

Nun ist die Sache gelaufen, die Saison nicht mehr wirklich zu retten. Drei Chancen sind es noch für die Wolfsburger, die Spielzeit zumindest noch halbwegs erträglich zu gestalten. Drei Chancen für einen Stimmungsumschwung und ein einigermaßen versöhnliches Ende. Jedoch: Am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker) geht es zu Borussia Dortmund. In den jüngsten acht Gastspielen beim BVB erzielte der VfL nur ein Tor. Am 30. Spieltag der Saison 2021/22 war das beim 1:6 der Fall. Torschütze damals: Ridle Baku.

Thomas Hiete

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