Das Sporttotal-Vakuum: Warum kann man die Regionalliga Bayern nicht streamen?

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Wo läuft in diesem Jahr die Regionalliga Bayern? Bislang fast nirgendwo. Seit der Insolvenz des Streaminganbieters Sporttotal hat die bayerische Viertliga-Staffel noch keine umfassende Alternative gefunden. Lediglich das Topspiel der Woche ist bisher auf den Bildschirmen zu sehen. Es geht um Rechtsfragen und Ethik.

Im März 2025 musste der Streaminganbieter Sporttotal Insolvenz anmelden.

Im März 2025 musste der Streaminganbieter Sporttotal Insolvenz anmelden. imago/Noah Wedel

Die Saison 2025/26 in der Regionalliga Bayern ist bereits in vollem Gange. Wer bislang keinen Platz im Terminkalender freischaufeln konnte, um die Partien im Hans-Walter-Wild-Stadion, in der Wacker-Arena oder am Aschaffenburger Schönbusch live vor Ort zu verfolgen, schaut bisher in die Röhre - und nein, damit ist kein alter Röhrenfernseher gemeint.

In der Regionalliga Bayern herrscht seit der Insolvenz des Anbieters Sporttotal im März 2025 ein Vakuum in der Streaming-Frage. Zwar überträgt der Bayerische Rundfunk (BR) in dieser Saison - anders als 2024/25, als nur zehn ausgewählte Spiele gezeigt wurden - inzwischen wöchentlich das Topspiel der Woche. Die übrigen Partien laufen seit dem Saisonstart jedoch weitgehend unter dem Radar.

Ob MDR und Sport im Osten im Nordosten, Leagues.com im Westen und Südwesten oder nordfv.tv im Norden - alle vier anderen Regionalliga-Staffeln bieten eine umfassende Streamingabdeckung, teilweise aber auch hinter einer Paywall.

Kurz nach der Sporttotal-Pleite wurde bekannt, dass der Vertrag zwischen dem Bayerischen Fußball-Verband und dem Anbieter ursprünglich bis 2027 laufen würde und das Programm zunächst aufrechterhalten werde. Inzwischen ist Sporttotal unter dem Namen USF-Sport wieder online - Liveübertragungen finden jedoch nicht mehr statt.

Auf Nachfrage des kicker bestätige Fabian Frühwirth, stellvertretender Geschäftsführer und Pressesprecher des BFV, dass es nach der Insolvenz von Sporttotal - der Vertrag läuft tatsächlich noch bis zum 30.06.2027 - noch offene Rechtsfragen gibt. "Aufgrund der Insolvenz prüfen wir aktuell die rechtliche Situation, eine Vereinbarung mit USF-Sport hat der BFV nicht", so Frühwirth.

Nahtloser Übergang im Westen

In der Regionalliga West, die in der vergangenen Saison ebenfalls über Sporttotal übertragen wurde, konnte der Westdeutsche Fußball-Verband mit Leagues.com rasch einen Nachfolger präsentieren und seinen Zuschauern somit einen nahtlosen Übergang gewährleisten. Warum ist dies dem BFV bislang nicht gelungen?

Zwar rechne Frühwirth damit, dass noch in dieser Saison eine Lösung in der Streamingdebatte gefunden wird, allerdings spielen auf der Suche nach Alternativen auch sportethische Aspekte mit hinein. "Grundsätzlich gibt es beim BFV die sportpolitische Entscheidung, wonach Amateurfußball nicht hinter der Bezahlschranke verschwinden darf; dieser Fußball - und auch der in der Regionalliga Bayern - ist nach unserem Verständnis für alle da und sollte auch für alle frei zugänglich sein. Dass selbst Bezahlmodelle nicht kostendeckend sind, ist ein weiterer Grund, weshalb wir aktuell weitere Optionen prüfen, um künftig für alle Vereine in Bayern, die das explizit möchten, ein Streaming-Angebot zu ermöglichen."

Wir haben in Sachen medialer Reichweite auf allen Kanälen und in allen Kategorien Topwerte, insbesondere in Sachen Social Media belegen wir hier die Spitzenposition im Vergleich der Regionalligen.

In der Diskussion um die Regionalliga-Reform wird die Regionalliga Bayern häufig als vermeintlich schwächste und unprofessionellste der fünf Staffeln bezeichnet. Als einzige Liga ohne flächendeckende Streamingoption ist zumindest in diesem Bereich das mediale Angebot ausbaufähig. "Inwieweit wir medial die schwächste und angeblich unprofessionellste Liga sind, lässt sich für uns nicht nachvollziehen", kontert Frühwirth.

"Das ist gewiss nicht der Fall und wird auch schnell beim Blick auf das mediale Gesamtpaket deutlich", verweist der Funktionär unter anderem auf Highlight-Videos zu jeder Partie, die der Verband kurz nach Abpfiff auf dem verbandseigenen Youtube-Kanal mit 41.000 Followern kostenlos zur Verfügung stellt.

"Wir haben in Sachen medialer Reichweite auf allen Kanälen und in allen Kategorien Topwerte, insbesondere in Sachen Social Media belegen wir hier die Spitzenposition im Vergleich der Regionalligen - die Zahlen hatten wir jüngst ja in unserem Saisonreport ausführlich dargestellt." Hinzu kommt eine hohe Dichte an Livetickern auf der Verbandswebseite - in der Tat ein Aspekt, in dem Bayern den Nachbarstaffeln überlegen ist.

Die Defizite, die die Regionalliga Bayern derzeit bei den Liveübertragungen aufweist, sind zwar nicht von der Hand zu weisen, doch der Verband arbeitet intensiv an einer Lösung. Wann und in welcher Form die Regionalliga Bayern den Sprung zurück in die Streaminglandschaft schafft, wird die Zeit zeigen. Bis dahin muss eben das Topspiel der Woche in Kombination mit Highlightclips genügen.

Lukas Karakas

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