Wegen angeblich fehlerhafter Bremsen ziehen BMW und sein Zulieferer Continental vor Gericht. Beide hätten vor wenigen Tagen eine Klage eingereicht, sagte Conti-Finanzvorstand Olaf Schick der Deutschen Presse-Agentur und Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Ein BMW-Sprecher bestätigte eine entsprechende Klage gegen Conti, wollte sich aber inhaltlich nicht zu dem laufenden Verfahren äußern.
Während BMW eine Zahlung von Conti verlange, wolle der Zulieferer mit seiner Gegenklage feststellen lassen, dass die Ansprüche nicht berechtigt seien, sagte Schick. Ein solches Vorgehen sei nicht unüblich. "Trotzdem, und das ist mir auch wichtig zu betonen, sehen wir eine Fortführung der Gespräche weiterhin als möglich und auch als erstrebenswert an.
Ein Totalausfall ist nicht zu befürchten
"Bei dem Streit geht es um Probleme mit dem von Conti gelieferten Bremssystem MK C2, die im vergangenen Jahr bekanntgeworden waren. Damaligen Angaben zufolge waren bei BMW über 1,5 Millionen Autos von technischen Maßnahmen betroffen, davon annähernd 150.000 in Deutschland. BMW startete daraufhin einen großangelegten Rückruf, zudem kam es zu Lieferverzögerungen bei Neuwagen, die wegen der problematischen Teile nicht ausgeliefert werden konnten. Continental rechnete mit zwei Prozent aller Fahrzeuge, BMW befürchtete mehr.
Bei den betroffenen Autos können die über die Bremsanlage gesteuerten Fahrassistenzsysteme ABS (Antiblockiersystem) und das für die Spurstabilität zuständige ESP, bei BMW unter dem Namen "DSC" vermarktet, ausfallen. Da BMW keine vollständig elektromechanischen Bremsanlagen einbaut, soll ein Totalausfall der Bremsfunktion unmöglich sein. Eine hydraulische Rückfallebene sei vorhanden.
Die Marke BMW baut die Brake-By-Wire-Bremssysteme in folgende Modelle ein:
- 2er Active Tourer (Test)
- X1, X2 und XM
- X5, X5X und X6 nach der letzten Modellpflege
- 5er Limousine (Test) und Touring
- 7er Limousine (Test)
Betroffen seien auch Mini mit Cooper SE und Countryman sowie Modelle der Marke Rolls-Royce.
Die Höhe des Schadens wird unterschiedlich bewertet
Continental hatte bei Bekanntwerden der Probleme eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich gebildet, die aus Sicht des Zulieferers den Gewährleistungsfall abdecken sollte. An dieser Summe habe sich seither nichts geändert, sagte Schick.
BMW dagegen hatte allein die Kosten des Rückrufs im dritten Quartal 2024 auf einen hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag beziffert. Als das Problem im März bekannt wurde, waren in den USA rund 80.000 und in Europa 47.000 Stück von einem entsprechenden Rückruf betroffen und bereits eine Schadenssumme von 400 Millionen Euro im Raum.
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(fpi)