Jetzt hat Eastwood eine Erklärung abgegeben. »In letzter Zeit sind einige Artikel über mich in den Nachrichten aufgetaucht«, sagte Eastwood »Deadline« , einem Fachmedium der US-Filmbranche. »Ich will ein paar Dinge richtigstellen: Ich kann bestätigen, dass ich 95 Jahre alt geworden bin. Ich kann auch bestätigen, dass ich weder dem österreichischen ›Kurier‹ noch irgendjemandem sonst in den vergangenen Wochen ein Interview gegeben habe und dass das Interview komplett gefälscht ist.«
Die Redaktion des in Wien erscheinenden »Kurier« hat auf Anfrage des SPIEGEL erklärt, man habe von dem Vorwurf erst vor Kurzem erfahren und prüfe jetzt den Sachverhalt. Tatsächlich sind an dem Interview, das die Autorin Elisabeth Sereda geführt haben soll, ein paar Dinge auffällig. Erstens ist Eastwood dafür bekannt, wenige Interviews zu geben – es wäre ein Coup, wenn er ausgerechnet für die Reporterin einer österreichischen Zeitung eine Ausnahme gemacht haben sollte. Dafür bleibt das Gespräch dann allerdings auffallend oberflächlich. So lautet die erste Frage »Woher kommt Ihr Antrieb?«, worauf Eastwood »Ich wusste immer, dass man mit einer positiven Lebenseinstellung weiterkommt als mit einer negativen« geantwortet haben soll. Außerdem erklärt der Schauspieler, Remakes und Franchises interessierten ihn nicht und dass er ab einem gewissen Zeitpunkt »immer älter als meine Frauen« gewesen sei.
Auch Interviews mit Jude Law und Cate Blanchett
Kurios an dem Text ist der Einstieg: Darin heißt es, Eastwoods neuester Film »Juror #2« käme »Ende des Jahres in die Kinos« – tatsächlich ist der Film im November vergangenen Jahres erschienen. Das könnte ein Hinweis sein, dass dieses Interview irgendwann im vergangenen Jahr geführt wurde und bis vergangene Woche in der Schublade lag – was immerhin erklären würde, warum der Schauspieler sich jetzt nicht daran erinnern kann. Bereits 2020 war ein Interview mit Eastwood in dem Wiener Blatt erschienen, in dem der Oscarpreisträger von seinem Großvater erzählte. Als Gesprächspartnerin firmierte damals ebenfalls Sereda.
Auffällig ist auch das sonstige Schaffen der Autorin Sereda beim »Kurier«: In den vergangenen drei Monaten veröffentlichte sie unter anderem Interviews mit Jude Law, Cate Blanchett oder Pamela Anderson – allesamt Superstars, an die man nicht leicht herankommt. Sereda berichtet schon seit Jahren für österreichische Medien wie ORF und den auflagenstarken »Kurier« aus Hollywood. Sie scheint dort auch gut vernetzt zu sein: Die Publicists Guild nominierte sie mehrfach für den International Media Award, außerdem ist sie stimmberechtigtes Mitglied bei den Golden Globes . 2017 veröffentlichte sie ein Buch unter dem Titel »Hollywood Backstage«, in dem es um ihr Leben mit den Stars geht – dazu schrieb ihr George Clooney ein »sehr persönliches Vorwort«, bemerkte eine Rezension damals. Auf ihrem Instagram-Kanal postete sie kürzlich noch ein Selfie mit dem Star – allerdings stammt das Foto offenbar von 2012.