Champions League: Ousmane Dembélé überragt bei Sieg von Paris Saint-Germain beim FC Arsenal

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 Erzielte das entscheidende Tor

Stürmer Dembélé (r.): Erzielte das entscheidende Tor

Foto: Michael Steele / Getty Images

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Dembélés neue Disziplin: »Wir sind heute eine viel bessere Mannschaft«, hatte PSG-Trainer Luis Enrique schon vor dem Spiel gesagt. Vergleichsgröße war sein eigenes Team aus dem Oktober, das dem FC Arsenal 0:2 in der Ligaphase der Champions League unterlegen gewesen war. Einer der Gründe für die selbstbewusste Aussage: Ousmane Dembélé. Damals war er aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader gestrichen worden. Inzwischen ist er der Anker der wohl aufregendsten Angriffsreihe Europas. Beim erneuten Duell mit Arsenal, diesmal im Halbfinale, traf Dembélé bereits in der vierten Minute, per Direktabnahme aus rund 16 Metern. Es war ein schnörkelloses Tor, das er selbst eingeleitet hatte; ein perfektes Beispiel für die neue Effektivität des früheren Unruhestifters. Und der entscheidende Treffer im Halbfinal-Hinspiel.

Das Ergebnis: Dembélés frühes Tor (4. Minute) reicht Paris Saint-Germain zu einem 1:0 (1:0)-Sieg beim FC Arsenal. Für PSG war es der erste Sieg im sechsten Aufeinandertreffen auf internationaler Bühne. Den Spielbericht finden Sie hier.

Artetas Appell: Zum ersten Mal seit 2009 gehört Arsenal wieder zu den besten vier Mannschaften der Champions League. Den Titel konnten die »Gunners« noch nie gewinnen. Zutrauen würde man es ihnen in diesem Jahr, spätestens seit dem souveränen Weiterkommen im Viertelfinale gegen Real Madrid. »Das bringt einer Mannschaft Selbstvertrauen und Erfahrung, die die meisten von uns noch nie hatten«, so Trainer Mikel Arteta. Vor dem Spiel gegen PSG nahm er auch die Fans in die Pflicht: »Bringt eure Fußballschuhe, eure Shorts und eure Trikots und lasst uns gemeinsam jeden Ball spielen«, sagte er. »Dieser Ort muss etwas Besonderes sein.«

Ganz oder gar nicht: Wie viele Fans dem Coach Folge leisteten und zu dem wurden, wofür es in England die Beleidigung full kit wanker gibt, war in der Fernsehübertragung nicht zu erkennen. Stimmungsvoll war das Emirates-Stadium jedoch von Beginn an, unterbrochen nur durch eine Schweigeminute für den verstorbenen Papst – und Dembélés frühen Treffer. PSG zeigte zu Beginn alles, was dieses Team in dieser Saison zu einer so spannenden Mannschaft macht: aggressives Pressing und Risikobereitschaft im Eins-gegen-eins. Khvicha Kvaratskhelia, Vorbereiter des 1:0, erinnerte im Strafraum gegen drei Gegenspieler ein wenig an eine Katze; wenn der Ball durch die Lücke passt, tat es Kvaratskhelia auch. Der Arm von Verteidiger Jurrien Timber und Kvaratskhelia Hoffnung auf einen Elfmeter verhinderten für Arsenal Schlimmeres.

»Die Idee des Jahrhunderts«: Zusammen mit Kvaratskhelia war Dembélé der auffälligste PSG-Spieler, nicht nur wegen seines Treffers, seiner 30. Torbeteiligung in diesem Jahr. Kein Spieler in Europas Top fünf Ligen hat mehr. Noch immer ist Dembélé der leichtfüßige Dribbler, der er schon als Teenager bei Borussia Dortmund war. Doch er wirkt reifer, dirigierte auf dem Londoner Rasen seine Mitspieler im Pressing und gab Anweisungen bei eigenem Ballbesitz. »Ich habe das Gefühl, endlich zu mir selbst gefunden zu haben«, sagte Dembélé, der mit 27 Jahren fünftältester Spieler im PSG-Kader ist, kürzlich der französischen Zeitung »Le Parisien«. Hinzu kommt die neue Position, die Trainer Enrique für ihn gefunden hat. Anders als beim BVB, dem FC Barcelona oder zu Beginn in Paris, spielt Dembélé nicht auf der Außenbahn, sondern in der Sturmspitze. »Dembélé als Nummer neun einzusetzen, ist die Idee des Jahrhunderts«, sagte Montpelliers Trainer dazu.

 Zu Beginn überfordert

Arsenal-Kapitän Ødegaard: Zu Beginn überfordert

Foto: Dylan Martinez / REUTERS

Gnadenlose Gäste: Arsenal benötigte fast eine halbe Stunde, um sich der von PSG gnadenlos vorgegebenen Intensität anzupassen. Weniger als 30 Prozent Ballbesitz hatten die Gastgeber teilweise, den ersten Torschuss gaben sie in der 24. Minute ab. Erst kurz vor der Pause war Artetas Mannschaft erstmals an diesem Abend das bessere Team. Angreifer Gabriel Martinelli vergab in der Nachspielzeit die beste Chance der »Gunners« in Durchgang eins, Torhüter Gianluigi Donnarumma parierte hervorragend (45.+1).

Die Standardspezialisten: Die »Gunners« haben sich den Ruf als Standardspezialisten erarbeitet. Nicolas Jover, der Mann in Artetas Trainerstab, der für ruhende Bälle verantwortlich ist, wurde unter Arsenal-Fans zur Kultfigur. Doch selbst auf Standards, wie immer vom am Seitenrand stehenden Jover orchestriert, konnte sich Arsenal nicht verlassen. Beim ersten vielversprechenden Freistoß aus dem Halbfeld war Martin Ødegaards Hereingabe nicht in Einklang mit dem Einlaufverhalten des Arsenal-Pulks (24.). Kurz nach Wiederanpfiff war der Ball dann nach einer Freistoßflanke von Declan Rice im Tor. Torhüter Donnarumma hatte sich wie so oft nicht von der Linie getraut, Mikel Merino im Fünfmeterraum mit dem Rücken zum Tor eingeköpft (47.). Doch der vermeintliche Treffer zählte nach minutenlanger Überprüfung aufgrund von Merinos Abseitsstellung nicht.

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PSG-Dribbler Kvaratskhelia: Vorbereiter zum 1:0

Foto: Adrian Dennis / AFP

Ohne Stars, aber sympathisch: Arsenal wurde besser, Dembélé hatte in der 70. Minute Feierabend und PSG kam erst in der Schlussphase wieder zu vielversprechenden Möglichkeiten. Paris ist noch nicht durch, aber dem großen Ziel, dem ersten Champions-League-Titel der Vereinsgeschichte, einen großen Schritt näher. Seit der Übernahme des Klubs 2011 durch Qatar Sports Investments ist die Jagd auf den wichtigsten Titel im Klubfußball ein eigentlich tragisches Unterfangen geworden, begleitet von Schadenfreude statt Mitleid. Das Finale 2020 verloren die Pariser knapp gegen den FC Bayern, gegen Barcelona gaben sie einst einen 4:0-Hinspiel-Sieg aus der Hand, gegen Manchester United ein 2:0. Im vergangenen Jahr scheiterte Paris an Borussia Dortmund, aber auch am Pfosten. Jetzt fehlt es dem Pariser Team an großen Superstars, dafür ist es sympathisch wie lange nicht mehr – und auf dem Weg, die beste Mannschaft Europas zu werden.

So geht’s weiter: Am Mittwoch (21 Uhr/Stream: DAZN) empfängt der FC Barcelona mit Trainer Hansi Flick Inter Mailand, das zuletzt Bayern München bezwang, im zweiten Halbfinale. Die Rückspiele finden in der kommenden Woche statt. Am Mittwoch spielt Arsenal im Pariser Prinzenpark. Was Arsenal-Fans Hoffnung machen dürfte: Mittelfeldspieler Thomas Partey wird dann nach einer Gelbsperre wieder zur Verfügung stehen. Und: Viermal schieden PSG in der Champions League bereits aus, nachdem sie das Hinspiel gewonnen hatten. Das Finale findet am 31. Mai in München statt.

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