Zwischenzeitlich war es ruhiger um den Bitcoin geworden, doch in diesen Tagen erreicht er neue Rekordwerte: Die Kryptowährung durchbrach am Montagmorgen erstmals die Marke von 123.000 Dollar. Aktuell notiert der Kurs wieder etwas niedriger bei rund 120.000 Dollar, vermutlich aufgrund von Gewinnmitnahmen. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert damit um mehr als rund 30 Prozent gesteigert, in zehn Jahren sogar um unglaubliche 42.000 Prozent. Mit einem Marktwert von 2,4 Billionen Dollar ist der Bitcoin inzwischen das fünftwertvollste Asset der Welt geworden. Gold bleibt mit 22,7 Billionen Dollar unangefochten an der Spitze.
»Crypto Week« in den USA
Mehrere Faktoren treiben den Bitcoin-Kurs derzeit nach oben, allen voran politischer Rückenwind aus den USA. Die kryptofreundliche Regierung von Donald Trump hat die Woche ab dem 14. Juli zur »Crypto Week« erklärt. Der US-Kongress plant, drei zentrale Gesetze zu verabschieden, um die USA unter Trump zur globalen Krypto-Hochburg zu machen.
1. Genius Act: Der »Guiding and Establishing National Innovation for US Stablecoins Act« soll erstmals einen einheitlichen Rechtsrahmen für Stablecoins schaffen, Zahlungen schneller und billiger machen. Der Wert von Stablecoins ist an einen stabilen Basiswert wie den US-Dollar gekoppelt. Emittenten von Stablecoins müssen künftig eine vollständige 1:1-Deckung durch US-Dollar oder kurzfristige US-Staatsanleihen nachweisen. Die Branche erwartet durch den Genius Act einen Boom neuer Stablecoins, während der hoch verschuldete US-Staat auf eine stärkere Nachfrage nach seinen Anleihen hofft. Die Trump-Familie hat mit USD1 bereits einen eigenen Stablecoin herausgegeben.
2. Clarity Act: Dieser Gesetzentwurf will digitale Vermögenswerte entweder als Wertpapiere oder als digitale Güter einstufen, was ebenfalls mehr Rechtssicherheit schaffen soll. Im Umkehrschluss würde dies jedoch bedeuten, dass die Zuständigkeit von der kryptoskeptischen Börsenaufsicht SEC zur CFTC verlagert wird, die den Rohstoff- und Derivatehandel überwacht.
3. Anti-CBDC Surveillance State Act: Dieses Gesetz verbietet die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) in den USA. Die Federal Reserve dürfte somit keine eigene Digitalwährung herausgeben.
Das Risiko bleibt
Befürworter sehen in diesen Vorhaben klarere Regeln und eine dringend benötigte Rechtssicherheit, Kritiker hingegen einen Abbau bestehender Hürden. Fest steht: Bitcoin ist längst nicht mehr das unpolitische, unabhängige Finanzinstrument, als das es einst galt. Es ist eng mit politischen Entwicklungen und der traditionellen Finanzwelt verknüpft. Die Akzeptanz institutioneller Anleger spielt eine wichtige Rolle für den langfristigen Erfolg der Digitalwährung.
Ob sich im derzeitigen Bullenmarkt ein Einstieg für Anlegerinnen und Anleger lohnt, kann heute genauso wenig jemand seriös beantworten, wie es vor einem Jahr der Fall war. Bitcoin bleibt ein spekulatives Anlageprodukt, das sich als Beimischung in Depots von Anlegern lohnen könnte, die eine entsprechende Risikotoleranz mitbringen.
Wer mit dem Gedanken spielt, Bitcoins zu kaufen, sollte sich darüber im Klaren sein, dass die Kryptowährung verstärkt mit Tech-Aktien korreliert. Nach Trumps Zollankündigung am 2. April verlor der Bitcoin 10,5 Prozent – ähnlich wie der S&P 500 (11,6 Prozent) und der Nasdaq 100 (12 Prozent). Diese enge Verbindung unterstreicht, warum Diversifikation so wichtig ist.