"Being Happy" von Tal Ben-Shahar: Das Buch schenkt man sich heimlich

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© Sebastian König für DIE ZEIT

Aus der Serie: Literaturkolumne

Ist "Being Happy" wirklich ein Glücksbringer?

Aus der ZEIT Nr. 17/2025 Aktualisiert am 28. April 2025, 12:02 Uhr

 Glück ist ein alltägliches, oft übersehenes Phänomen.
Glück ist ein alltägliches, oft übersehenes Phänomen. © Myriam Tirler/​plainpicture

Es gibt ein Buch, das in meinem Freundeskreis heimlich herumwandert. Heimlich, weil Selbsthilfebücher so was wie die langen Wollunterhosen der Literatur sind – man schämt sich ein bisschen, wenn sie hervorspitzen, aber mein Gott, es hilft eben gegen die Kälte da draußen. Eines Tages schob mir ein Freund mit rotem Gesicht jenes Buch zu, entschuldigte sich, das habe ihm jemand geschenkt, aber es sei "wirklich ganz gut". Ich las es, verschenkte es später, wurde rot und sagte: "Ich habe das geschenkt bekommen, aber es ist wirklich ganz gut." Wir sprachen nie darüber. Wir schrieben stattdessen gefühlvolle Widmungen in den Einband, über die wir auch nie sprachen. Es waren stumme Botschaften, das Letzte, was von uns bleiben sollte, sollten sie uns je drankriegen (und mit "sie" ist die geisteswissenschaftliche Selbsthilfe-Interpol gemeint). Bei allen Mitgliedern dieses geheimen Bundes handelte es sich um Künstler in ihren Zwanzigern. Als solcher freute man sich zum Geburtstag über Roland Barthes oder Camus oder meinetwegen einen Gedichtband von Mascha Kaléko, aber niemand will gern ein knallbuntes Buch geschenkt bekommen, auf dem steht: Being Happy. Was glaubte der, wer er war? Beziehungsweise ich?

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