Alterskontrolle: Pornhub und YouPorn ziehen sich aus Frankreich zurück

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In Frankreich sollen strengere Regelungen Kinder und Jugendliche von Porno-Webseiten fernhalten. Ein neues Gesetz, das unter anderem Porno-Webseiten zur Einführung robuster Altersverifikationssysteme (AVS) verpflichtet, ist im März in Kraft getreten. Aus Protest gegen die zusätzliche Maßnahme zur Überprüfung des Alters ihrer Nutzer stellt das kanadische Medien- und IT-Unternehmen Aylo, die Muttergesellschaft von Porno-Portalen wie Pornhub, YouPorn oder RedTube, ab Mittwoch ihren Betrieb in Frankreich ein.

"Wir haben die schwierige Entscheidung getroffen, den Zugang zu unseren Seiten in Frankreich ab morgen Nachmittag zu sperren und unsere Plattformen zu nutzen, um uns direkt an das französische Publikum zu wenden", erklärte Alexzandra Kekesi, Vizepräsidentin für Leiterin für Community- und Markenmanagement bei Aylo, auf einer Online-Pressekonferenz. Die zwischen Politik und Anbietern umstrittene Vorschrift verpflichtet Betreiber pornografischer Webseiten, Altersprüfungen durchzuführen und Nutzer unter 18 Jahren zu sperren. Nach dem Gesetz ist die französische Regulierungsbehörde Arcom befugt, Pornoseiten zu sperren, wenn sie zu dem Schluss kommt, dass der verpflichtende Alterscheck nicht rechtzeitig und nicht ordnungsgemäß erfolgt.

Das Gesetz stelle ein Risiko für die Privatsphäre dar, begründete ein Sprecher von Aylo laut der BBC den Rückzug aus Frankreich. Solomon Friedman, Vizepräsident für Compliance des kanadischen Investmentfonds Ethical Capital Partners, kritisierte das französische Gesetz scharf. Die Altersbestimmung sollte auf Geräteebene erfolgen. Ethical Capital Partners mit Sitz in Ottawa hatte im August 2023 den Pornoseiten-Betreiber Mindgeek aufgekauft. Das Unternehmen firmiert seitdem als Aylo. "Google, Apple und Microsoft, haben alle die Fähigkeit, das Alter des Nutzers auf der Ebene des Betriebssystems oder des Geräts zu überprüfen und jeder Website oder Anwendung eine Altersinformation zu geben", so Friedman. "Die von der französischen Regierung eingeführten Maßnahmen sind unvernünftig, unverhältnismäßig und ineffektiv."

Auseinandersetzungen um die Altersverifikation gibt es aber nicht nur in Frankreich. In den Vereinigten Staaten hat sich Aylo wegen Vorgaben zur Alterskontrolle bereits aus mehreren Bundesstaaten zurückgezogen. Pornhub & Co. sperren dort 17 US-Bundesstaaten aus. Auch in europäischen Ländern wie Deutschland und Großbritannien sehen sich Anbieter von Pornoseiten einem zunehmenden Regulierungsdruck ausgesetzt. In Deutschland hat die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM NRW) bereits Ende 2023 Sperrverfügungen gegen Hardcore-Portale wie Pornhub und YouPorn erlassen. Mehrere deutsche Internet-Provider wehren sich gerichtlich gegen die Sperranordnungen. In Großbritannien droht die britische Regulierungsbehörde Ofcom Porno-Anbietern mit harten Zwangsmaßnahmen, wenn sie keine strengen Altersprüfungen einführen.

Erst vor wenigen Tagen hat die Europäische Kommission Verfahren gegen vier große Porno-Plattformen eingeleitet. Pornhub, Stripchat, XNXX und XVideos sollen zu wenig für den Schutz Minderjähriger vor pornografischen Inhalten unternommen haben. Die Kommission bemängelt das Fehlen "angemessener und verhältnismäßiger Maßnahmen", um ein hohes Maß an Privatsphäre, Sicherheit und Schutz für Minderjährige zu gewährleisten.

"Von Websites zu verlangen, das Alter zu überprüfen, bedeutet nicht, Erwachsene zu stigmatisieren, sondern nur unsere Kinder zu schützen", sagte die französische Staatssekretärin für Künstliche Intelligenz (KI) und digitale Technologien, Clara Chappaz, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Wenn Aylo es vorziehe, Frankreich zu verlassen, anstatt das Gesetz anzuwenden, stehe es dem Unternehmen frei, dies zu tun.

Frankreichs Ministerin für Geschlechtergleichstellung, Aurore Bergé, bekräftigte die Verpflichtung ihrer Regierung, Minderjährige zu schützen. "Pornhub, YouPorn und Redtube weigern sich, sich an unseren Rechtsrahmen zu halten und beschließen zu gehen. Umso besser! Es wird weniger gewalttätige, erniedrigende und entwürdigende Inhalte geben, die Minderjährigen in Frankreich zugänglich sind", kommentierte sie im sozialen Netzwerk X und verabschiedete den Pornhub-Betreiber mit einem trockenen: "Au revoir."

(akn)

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