Ärzte untersuchen "Dr. House": Lehrreiche Kraft medizinischer Ungereimtheiten

vor 21 Stunden 1

Wer kennt die Serie "Dr. House" nicht? Dr. Gregory House, der Antiheld und selbst ernannte Sherlock Holmes der Medizin, meistert jede noch so absurde Diagnose mit Bravour – solange es nicht Lupus ist, denn wir wissen ja, "It's never lupus" ("Es ist nie Lupus"). Während wir uns von den dramatischen Wendungen und den brillanten Einzeilern des griesgrämigen Doktors unterhalten lassen, hat ein Team der Universitäten in Zagreb und Dubrovnik um Denis Čerimagić, Neurologe und Assistenzprofessor an der Poliklinik Dubrovnik, die Serie medizinisch gründlich untersucht.

Da die Serie "Dr. House" nach wie vor viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, indem sie komplizierte medizinische Fälle darstellt, wollten die Autoren die Diskrepanz zwischen den gezeigten medizinischen Praktiken und der echten klinischen Praxis untersuchen. Ihr Ziel war es, die Fälle als potenzielles Lehrmittel zu bewerten, das sowohl die Erkennung von medizinischen Fehlern als auch das Verständnis für den Wert von Teamarbeit und einem multidisziplinären Ansatz in der Medizin fördern könnte. Insgesamt wollten die Autoren nach eigenen Aussagen sowohl die unterhaltsamen als auch die lehrreichen Aspekte der Serie herausarbeiten und aufzeigen, dass sie trotz der Fehler einen positiven Einfluss auf die medizinische Ausbildung haben könnte.

Ihre Analyse aller 177 Folgen der acht Staffeln hat 77 mitunter medizinische Fehler zutage gefördert: 44 Fälle in der Infektiologie, 19 Fälle aus der Neurologie und 17 Fälle aus der Toxikologie. Sie reichen von der fehlerhaften Anwendung von Adrenalin bis zu bizarren Darstellungen und dem Tragen seines Gehstocks auf der falschen Seite.

MRTs werden von jedem durchgeführt, der gerade einen weißen Kittel trägt, und komplexe Labortests sind im Nu erledigt, als ob die Gesetze von Zeit und Raum nicht gelten würden. Ebenso zeigt die Serie regelmäßig, wie Ärzte Prozeduren durchführen, die eigentlich anderen Fachrichtungen vorbehalten sind oder die blitzschnelle Beschaffung von komplexen Labortestergebnissen, die in der Realität Tage oder Wochen benötigen würden. Dr. House und sein Team verfügen über eine schier endlose Menge an Ressourcen und einen detektivischen Spürsinn, der sie sogar in die Wohnungen ihrer Patienten führt, auf der Suche nach den nächsten Umweltfaktoren, die eine Krankheit auslösen könnten.

Den befreundeten Ärzten kam die Idee zur Studie spontan, nachdem sie über falsche Behandlungskonzepte und fachliche Ungenauigkeiten in der Serie unterhalten hatten. "Wir sind alle drei begeisterte Fans dieser Serie", gleichzeitig halten sie jedoch "einige der von Dr. Gregory House praktizierten Konzepte für unzulässig", wie Dr. Goran Ivkić, Neurologe und Co-Autor der Studie, gegenüber heise online erklärt. An der Universität sei ihnen die Bewunderung für den Stil von Dr. House aufgefallen, "da der Schauspieler Hugh Laurie die Figur des eigentümlichen Arztes perfekt verkörpert. Dies war einer der Gründe, warum wir entmystifizieren wollten, was nicht mit dem ärztlichen Konzept und der Medizin im Allgemeinen vereinbar ist".

Die Studie zeigt, dass die Serie nicht nur eine wahre Fundgrube für medizinische Ungereimtheiten ist, sondern sich auch hervorragend als Grundlage für klinische Seminare eignet – schließlich lernt man manchmal am meisten, wenn man sieht, wie man es besser nicht macht. In anderen Universitäten wie der Medizinischen Hochschule Hannover sind Serien wie Dr. House, Grey's Anatomy und Scrubs seit Jahren ein Thema, das dort im Wahlfach "Geschichte der Medizin: Medizin im Film" angeboten wird. Schließlich sind medizinische Fehler auf dem Bildschirm kein neues Phänomen – man denke nur an die legendären Blitzgeburten in Filmen und Serien, bei denen das Baby gefühlt schneller da ist als der Pizzabote!

(mack)

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