"Adolescence": Wir erschaffen das Monster

Geschieht ein Mord, ist das oft ein Anlass, sich mit der grausamen Normalität zu befassen, in der er stattgefunden hat – einer Normalität, die auch schon vorher grausam war. Je nachdem, wonach man fragt, kann man bei der Auseinandersetzung mit dieser Normalität zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen kommen, und genau das zeigt die britische Netflix-Produktion Adolescence gerade sehr eindrücklich. Die vierteilige Miniserie brach gleich mehrere Streamingrekorde und löste in Großbritannien eine Debatte aus über soziale Medien und toxische Männlichkeit, bis ins Parlament hinein, wo sich der britische Premier Keir Starmer auf Adolescence bezog und sagte, er gucke das auch mit seinen Kindern. Inzwischen ist der Serienstart auch schon wieder drei Wochen her, aber das Gespräch über die Serie reißt nicht ab, auch in Deutschland nicht, und dabei unterhält man sich, wie so oft, lieber nicht über sich, auch wenn das bestimmt gut wäre.