Zwischen Lob, Punch und Druck: VfB rutscht auf Platz 29 ab

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Weitgehend ordentlich, aber am Ende ohne die nötige Durchschlagskraft, so lautet das allgemeine Fazit beim VfB nach dem 0:1 bei Fenerbahce. Die zweite Europa-League-Niederlage in Serie setzt die Stuttgarter nun unter Zugzwang.

VfB-Coach Sebastian Hoeneß glaubt an die Wende.

VfB-Coach Sebastian Hoeneß glaubt an die Wende. IMAGO/Anadolu Agency

Aus Istanbul berichtet Benni Hofmann

Mit ausdruckslosen Mienen marschierte das Gros der Profis des VfB Stuttgart durch die Mixed-Zone des Chobani Stadyumu Fenerbahçe Sükrü Saracoglu im Istanbuler Stadtteil Kadiköy. Zum Reden war kaum einem der schwäbischen Kicker zumute nach dem vermeidbaren 0:1 bei Fenerbahce. Einzig Jeff Chabot stellte sich und musste konstatieren: "Die Durchschlagskraft hat gefehlt." Allerdings unterstrich der Abwehrchef, der sich packende Duelle mit Youssef El-Nesyri lieferte, auch zu Recht: "Sie hatten großartig nichts, ein paar Schüsse."

Und eben einen Elfmeter, den Angelo Stiller unnötig verursachte an Milan Skriniar und den Kerem Aktürkoglu zum einzigen Treffer des Tages nutzte. Allzu viel vorwerfen lassen müssen sich die Stuttgarter freilich nicht. Sie waren nach einer guten Anfangsphase drauf und dran, dem unfassbar lauten Stadion ein Stück weit den Zahn zu ziehen. Mit dem 0:1 aus Gäste-Sicht aber taten sich vor allem die Offensiven Badredine Bouanani, Tiago Tomas und Bilal El-Khannouss zusehends schwerer, Durchbrüche zu schaffen oder Skriniar, Nelson Semedo und Co. vor komplexe Aufgaben zu stellen.

"Mehr Punch, mehr Durchsetzungsvermögen, mehr Abgeklärtheit", hätte sich Fabian Wohlgemuth gewünscht, wobei der Sportvorstand auch lobte: "Wir haben uns nicht einschüchtern lassen." Doch man darf in Wohlgemuths Worte hineininterpretieren, dass in seinen Augen das (in Teilen Alt-) Starensemble der Platzherren den vielleicht auf diesem Niveau entscheidenden Vorsprung an internationaler Erfahrung reicher ist: "Man muss vielleicht auch ein bisschen mehr Dinge machen, die für den Gegenspieler unangenehm sind, die ein Schiedsrichter nicht immer sieht, die aber zum internationalen Fußball dazugehören."

Kläglich vergebene Chancen

Ob man das nun tun muss oder nicht, sei einmal dahingestellt. Insgesamt hatten die Stuttgarter einen Punkt verdient, vor allem - und unabhängig von einer weiteren entscheidenden Szene, dem durch den VAR kassierten Strafstoß für Stiller (68.) - aufgrund zweier wirklich aussichtsreicher Abschlusssituationen im zweiten Durchgang. Doch Atakan Karazor (52.) und in der Schlussphase Deniz Undav (82.) vergaben jeweils nach einem fein von der Grundlinie zurückgelegten Ball geradezu kläglich.

Wir werden mehr Punkte holen im Schnitt, als wir es bisher getan haben.

Irgendwo zwischen Lob, Punch und Druck geistert sie umher, die schwäbische Stimmungslage im internationalen Geschäft. Denn klar ist: Drei Spiele, drei Zähler - das ist auf den ersten Blick keine gute Bilanz in der Europa League. "Wir haben zu wenig Punkte", spricht Trainer Sebastian Hoeneß das Offensichtliche aus und ergänzt: "Insbesondere, wenn man die letzten beiden Spiele betrachtet." Sowohl in Basel (0:2) als auch nun in Istanbul reisten die Schwaben brotlos nach Hause. Aktuell steht Platz 29 zu Buche, für die Playoffs muss es mindestens Rang 24 sein. Hoeneß sieht "erhöhten Druck für die nächsten Spiele", gibt sich aber zugleich zuversichtlich: "Abgerechnet wird nach acht Spieltagen und wir werden mehr Punkte holen im Schnitt, als wir es bisher getan haben. Ich bin überzeugt davon, dass wir das schaffen werden." Dafür aber braucht es eben genau diese Durchsetzungsfähigkeit, die am Donnerstagabend noch fehlte.

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