Deutsche Bahn trennt sich von Güterverkehrschefin Nikutta

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Die Deutsche Bahn trennt sich von Güterverkehrschefin Sigrid Nikutta. Wie der SPIEGEL übereinstimmend aus Konzernkreisen erfuhr, soll sie am 30. Oktober abberufen werden und anschließend das Unternehmen verlassen.

Im Konzern und bei den Arbeitnehmern stand die 56-Jährige wegen ihres Führungsstils, aber auch wegen ihres Sanierungskonzepts in der Kritik. Am Montag hatte der SPIEGEL über ein internes Gutachten der Bahn berichtet. Der Konzern hatte die Untersuchung in Auftrag gegeben, ausgehend von der Frage, ob es mit Nikuttas Sanierungskonzept weitergehen kann oder nicht.

Die Berater kamen zu dem Ergebnis, dass dies nicht möglich sei. In einer "kritischen Würdigung des aktuellen Sanierungskonzepts der DB Cargo" schreiben sie: "Das aktuelle Sanierungskonzept ist (…) (auch ohne Risikoabschlag) objektiv ungeeignet, die Krisenursachen zu beseitigen und eine Wettbewerbsfähigkeit (…) herzustellen." Grundsätzlich sei die Aussicht auf eine erfolgreiche Sanierung aber weiterhin gegeben.

Bei einem Treffen des Personalausschusses des Konzerns, dem sowohl Vertreter des Eigentümers als auch der Arbeitnehmer angehören, befasste man sich mit dem Papier. Im Anschluss traf sich nach Informationen des SPIEGEL der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer mit Nikutta.

Gatzer und die neue Konzernchefin Evelyn Palla sind sich demnach einig, dass es mit Nikutta an der Spitze von DB Cargo nicht weitergehen kann. Der Aufsichtsrat muss den Rauswurf bei seiner Sitzung am 30. Oktober noch formal beschließen. Die ehemalige Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe stand seit 2020 an der Spitze der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn. Eine Nachfolge steht nach Informationen des SPIEGEL noch nicht fest.

Aufteilen oder verkaufen?

Seit Nikuttas Antritt 2020 haben sich die Probleme beim Güterverkehr weiter verschärft. Vor Steuern und Zinsen hat das Unternehmen Verluste von rund drei Milliarden Euro angehäuft. Der Marktanteil sank von 43 auf nur noch 34 Prozent. Auch die Zahl der Mitarbeiter verringerte sich von mehr als 18.000 im Jahr 2020 auf aktuell rund 15.000.

Bislang hat die Bahn, die auch mit Steuergeldern finanziert wird, Nikuttas Verluste stets ausgeglichen. Die EU-Kommission hat jedoch entschieden, dass Cargo ab 2025 vom Mutterkonzern kein Geld mehr zum Ausgleich der Verluste bekommen und ab 2026 eigenständig Gewinne erwirtschaften soll. Verfehlt die Bahn-Tochter dieses Ziel – wovon derzeit auszugehen ist –, wird das Unternehmen voraussichtlich aufgeteilt und verkauft.

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