Wie Gnabry zum heimlichen Gewinner des Bayern-Sommers wurde

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Serge Gnabry hat im ersten Ligaspiel Argumente für eine Zukunft beim FC Bayern gesammelt. Es gibt weitere für ihn.

 Luis Diaz und Serge Gnabry.

Feiern zusammen das 2:0 der Bayern gegen Leipzig: Luis Diaz und Serge Gnabry. picture alliance / picture alliance

Für Joshua Kimmich ist es etwas schwieriger geworden, außerhalb der Säbener Straße mit Serge Gnabry zu sprechen. Weil sein Trauzeuge nicht mehr in Grünwald wohnt, sondern in die Stadt gezogen ist. "Immer weniger" werde es mit dem Kontakt zwischen den beiden, wie Kimmich scherzhaft sagt. Und zur Sicherheit auch lacht, war natürlich nur ein Witz.

Kimmich schätzt den Austausch, der sich nicht immer nur um Fußball dreht. Dabei ist der Fußball genau das, was bei Gnabry jetzt in den Mittelpunkt rücken soll, bevor dann spätestens ab Herbst oder Winter die immer wiederkehrenden Fragen nach einer möglichen Vertragsverlängerung gestellt werden. Im Juni läuft sein Arbeitspapier beim FC Bayern schließlich aus.

Am Freitag fand Kimmich den Auftritt seines Kumpels gegen Leipzig so herausragend, dass er es ihm schon auf dem Weg zur Halbzeitbesprechung mitteilen musste. "Außergewöhnlich gut" sei Gnabrys erste Hälfte gewesen, und viel schlechter wurde auch die zweite nicht. "Gerade heute war es sehr, sehr auffällig, dass er extrem wenig Bälle verloren hat. Sehr viele sehr schlaue Entscheidungen getroffen hat und immer wieder den Mitspieler in Szene setzen konnte", lobt Kimmich.

Er hat nicht viele Schwächen.

Trainer Kompany über Gnabry

Die Frage, die sich nun stellt und erlaubt sein muss: War Gnabrys "außergewöhnliche" Leistung eine Ausnahme oder tatsächlich ein Vorgeschmack auf das, was im berüchtigten letzten Vertragsjahr zu erwarten ist?

Die Rolle der flexibel einsetzbaren Nummer 7 hat sich zumindest insofern verändert, als dass Gnabry nun nicht mehr nur vornehmlich als Joker gefragt sein wird, sondern als Stammspieler. Zumindest so lange, bis Jamal Musiala sich von seinem Wadenbeinbruch erholt hat oder Max Eberl doch noch leihweise einen Unterschiedsspieler aus dem Ärmel zaubert. Gnabry ist gewissermaßen der heimliche Gewinner des nicht ganz so glücklich verlaufenen Transfersommers.

Gnabry "körperlich da": Klappt es jetzt konstant?

"Letztes Jahr hatte er Verletzungsprobleme, einen privaten Schicksalsschlag", verteidigt der Sportvorstand, weil er Gnabry selbst da schon auf einem aufsteigenden Ast sah, besser zumindest als "als die Jahre davor oder das Jahr davor".

Tatsächlich sammelte Gnabry in der Vorsaison etwas mehr Torbeteiligungen (12) als in der Spielzeit 2023/24 (5), in der er aber verletzungsbedingt auch nur zehn Ligaspiele absolviert hatte. Insgesamt zeigte der seit Juli 30-Jährige aber deutlich zu wenig, um sich in München für eine Vertragsverlängerung zu empfehlen. Austrainiert wirkte Gnabry eher selten.

Trainer Vincent Kompany mit Serge Gnabry

Hält hohe Stücke auf Bayerns Nummer 7: Trainer Vincent Kompany mit Serge Gnabry. IMAGO/MIS

"Jetzt ist er körperlich da", findet nicht nur Eberl. "Er ist bereit, das merkt man. Er hat Lust, es passt von der Kombination mit den Jungs zusammen, die Positionswechsel." Vor allem mit Michael Olise hatte Gnabry am Freitag prächtig harmoniert, immer wieder wechselten beiden die rechte und zentrale Spur. Und als Gnabry per Hacke das 2:0 von Luis Diaz vorlegte, drehte sich Kimmich vor lauter Jubelschreien sogar laufend im Kreis. "Bei uns auf dem Platz hat sich das schon sehr, sehr gut angefühlt", erklärte der Sechser schmunzelnd.

Schon am Mittwoch im Pokal in Wiesbaden und am Samstag beim Topspiel in Augsburg will Gnabry weiter dafür sorgen, seinen weit weg wohnenden Trauzeugen wieder schmunzeln zu lassen. "Er hat nicht viele Schwächen", adelt Trainer Vincent Kompany den "sehr unterschätzten" Gnabry. "Man sieht natürlich die Meinung außerhalb, und es gibt unsere Meinung, die Meinung seiner Mitspieler. Es gibt fast keine Highlights ohne Tore oder Vorlagen von Serge, wenn man ehrlich ist." Zeit, dass es wieder mehr werden.

Mario Krischel

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