Tausende Feuerwehrleute sind derzeit im Süden Europas damit beschäftigt, verheerende Brände einzudämmen. In Griechenland kämpfen Einsatzkräfte gegen Dutzende Waldbrände. Von rund 55 Feuern seien allerdings inzwischen 50 weitestgehend unter Kontrolle, hieß es am Sonntagabend.
Es brennt demnach weiter auf der Halbinsel Peloponnes sowie auf den bei Touristen beliebten Urlaubsinseln Euböa, Kythera und Kreta. Laut offiziellen Angaben galt für sechs Regionen auch am Montag eine erhöhte Brandgefahr.
Häuser, Bienenstöcke, Olivenbäume – alles verbrannt
Auf dem Peloponnes stieg die Temperatur am Sonntag auf 41,8 Grad. Vielerorts trugen heftige Winde in der ausgetrockneten Landschaft zur Ausbreitung der Flammen bei. Sie sollen abflauen, allerdings herrschen auf der bei Touristen beliebten Insel Kythira weiter »besorgniserregende« Bedingungen.

Waldbrand auf der Insel Euböa: Tausende Ziegen und Schafe tot
Foto: Angelos Tzortzinis / AFPDie halbe Insel sei bereits niedergebrannt, sagte Kythiras Vize-Bürgermeister Giorgos Komninos dem Sender ERT. »Häuser, Bienenstöcke, Olivenbäume sind verbrannt«, sagte er.
Strand evakuiert
Auf Kythira waren am Samstag mehrere Dutzend Menschen mit Booten von einem beliebten Strand vor den Flammen in Sicherheit gebracht worden. Die Behörden riefen zudem die Bewohner zur Evakuierung auf. Dutzende Feuerwehrleute und mehrere Löschflugzeuge sowie Hubschrauber waren im Einsatz.
Auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa kämpften Feuerwehrleute mit Unterstützung aus Tschechien gegen die Waldbrände. Es wurden zudem Löschflugzeuge aus Italien erwartet.
Auf Euböa starben Tausende Ziegen und Schafe. »Der Wind hat plötzlich gedreht, und alles ging in Flammen auf«, sagte der 38 Jahre alte Sotiris Angelou. »Unser Schlachthof ist komplett abgebrannt«, sagte er. Einige Dörfer waren durch Brandschäden von der Wasserversorgung abgeschnitten. Die lokalen Behörden beantragten, den Notstand auszurufen, um schneller Hilfsmaßnahmen auf den Weg zu bringen.
Auf Kreta zerstörten Flammen vier Häuser und eine Kirche. Dort ist der Brand inzwischen unter Kontrolle.
Keine Entwarnung für Athener Vorort
Im Norden der Hauptstadt Athen konnten die Brände mittlerweile unter Kontrolle gebracht werden. Dutzende Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht, wie Medien berichteten. In den meisten Fällen handelte es sich um Rauchvergiftungen. Entwarnung könne es nicht geben, teilte die Feuerwehr mit. Wegen anhaltender Trockenheit reiche schon ein Funke aus, um einen Flächenbrand zu verursachen, warnten Meteorologen.

Kampf gegen die Flammen und Rauch in Kryoneri bei Athen
Foto: One Inch Productions / IMAGOIn dem Athener Vorort Kryoneri verstärkte die Polizei ihre Präsenz, um die Häuser von wegen eines nahen Waldbrandes geflohenen Bewohnern vor möglichen Plünderungen zu schützen. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis sprach in Onlinediensten von einem »Titanenkampf« der Feuerwehr gegen dutzende Brände.
Campingplätz in Frankreich evakuiert
Unterdessen zerstörte ein Waldbrand an der französischen Mittelmeerküste 630 Hektar Vegetation sowie mehrere Häuser und landwirtschaftliche Betriebe. Etwa 1000 Bewohner und Gäste von zwei Campingplätzen in der Nähe von Port-la-Nouvelle bei Narbonne wurden in Sicherheit gebracht.
Mehr als 600 Feuerwehrleute, vier Löschflugzeuge und -hubschrauber sowie 180 Fahrzeuge waren in dem Gebiet im Einsatz.

Rauchwolken über Sigean im Südwesten Frankreichs
Foto: Matthieu Rondel / AFP»Wir musste unsere Ziegen und das Auto zurücklassen und sind ganz schnell weggelaufen«, sagte der 24 Jahre alte Théo Balmigère aus Sigean. »Die Straße war schon vom Feuer abgeschnitten, es ging alles ganz schnell«, sagte er am Sonntag, als er das Ausmaß der Schäden betrachtete. Zwei Ziegen, drei Autos und eine Hütte waren verbrannt.
Brände und Hitzerekorde in der Türkei – 50,5 Grad
Auch in der Türkei brennt es – unter anderem in der westtürkischen Provinz Bursa und im Nordwesten des Landes in der Provinz Karabük. Mehr als 1700 Menschen wurden nach offiziellen Angaben in Sicherheit gebracht, ein Tierheim wurde evakuiert. Auf Bildern war zu sehen, wie Anwohner Wasser für Helfer brachten. Auch Landwirte schafften mit Traktoren Wasser heran und halfen bei den Löscharbeiten.
Feuer in weiteren Provinzen, etwa in der Urlaubsregion Antalya, sind laut offiziellen Angaben inzwischen unter Kontrolle. Die Ursache der Brände war zunächst unklar. 21 Menschen befinden sich nach Angaben des Justizministeriums wegen zahlreicher Waldbrände seit Ende Juni in Untersuchungshaft. Details wurden nicht genannt.
Am Freitag hatte der Wetterdienst in der südosttürkischen Provinz Sirnak einen Temperaturrekord von 50,5 Grad gemessen. Der bisherige Hitzerekord in der Türkei lag bei 49,5 Grad im August 2023.
Klimawandel sorgt für Extreme
Hohe Temperaturen, Trockenheit, geringe Luftfeuchtigkeit und Wind können das Risiko für Waldbrände steigern. Oft ist Brandstiftung der Auslöser. Aber auch der Klimawandel spielt eine Rolle.
Die italienische Umweltorganisation Legambiente warnt vor den Folgen des Klimawandels: Längere Dürreperioden, weniger Niederschlag und intensivere Hitzewellen führten dazu, dass die Waldbrandsaison früher einsetze und bis in den Herbst hinein andauere, wodurch die Wahrscheinlichkeit sogenannter Mega-Brände steige.
Badegäste in Sardinien per Boot gerettet
Im Süden der Mittelmeerinsel Sardinien mussten etwa 200 Badegäste vor einem Waldbrand in Sicherheit gebracht werden. Laut Angaben der italienischen Nachrichtenagentur Ansa wurden sie mit Hilfe der Küstenwache und der Finanzpolizei über das Wasser zu einem sicheren Hafen gebracht. Auch private Boote beteiligten sich an der Rettung. Verletzt wurde nach bisherigen Erkenntnissen niemand.

Rettungsaktion der italienischen Feuerwehr nahe dem Ferienort Villasimius auf Sardinien
Foto: Vigili del Fuoco / REUTERSDas Feuer brach am Nachmittag am Küstenabschnitt Punta Molentis nahe dem Ferienort Villasimius aus – rund 50 Kilometer östlich der Inselhauptstadt Cagliari. Angefacht durch einen trockenen Mistral-Wind griffen die Flammen rasch auf die umliegende Vegetation und einen Parkplatz über. Viele Menschen suchten Zuflucht am Wasser, während dichte Rauchschwaden den Strand einhüllten, wie auf Videos zu sehen war. Nach Angaben der Feuerwehr brannten 40 Autos aus. Spezialkräfte mit Löschflugzeugen, Hubschraubern und Booten waren weiterhin im Einsatz.
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Laut dem aktuellen Bericht von Legambiente wurden in Italien von Januar bis Juli knapp 31 000 Hektar Land aufgrund von Bränden beschädigt, eine Fläche größer als Brandenburg. Besonders stark betroffen war die Mittelmeerinsel Sizilien. Neben dem Klimawandel kämpft Italien auch mit Brandstiftung und der sogenannten Öko-Mafia, organisierten Banden, die mit absichtlich gelegten Feuern oder illegaler Müllentsorgung Profit auf Kosten der Umwelt machen.