In Moskau sind nach einem mutmaßlichen Angriff proukrainischer Hackergruppen Dutzende Flüge ausgefallen. Die staatliche russische Fluggesellschaft Aeroflot sprach zunächst von etwa 60 gestrichenen Flügen am Airport Moskau-Scheremetjewo und gab eine Störung in ihren IT-Systemen als Grund dafür an. Experten des Unternehmens arbeiteten daran, die Arbeit der Server wiederherzustellen, um den planmäßigen Flugverkehr wieder aufzunehmen, hieß es.
Die russische Generalstaatsanwaltschaft leitete am Montag ein Strafverfahren wegen illegalen Eindringens in die Computersysteme der Fluggesellschaft ein. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sprach von alarmierenden Nachrichten. »Die Bedrohung durch Hacker ist eine Gefahr, die es für alle großen Unternehmen gibt, die der Bevölkerung dienen«, sagte er der Agentur Interfax zufolge.
Angeblich Server zerstört und Daten erbeutet
Proukrainische Hacker der Gruppen »Silent Crow« und »Cyberpartisanen BY« teilten derweil mit, sie hätten eine seit einem Jahr laufende Operation gegen Aeroflot erfolgreich zum Abschluss gebracht. Man habe alle kritischen Unternehmenssysteme kompromittiert, tönten die mutmaßlichen Angreifer auf Telegram, 7000 Server seien zerstört worden.
Angeblich wurden im Zuge der Operation auch diverse Terabyte an Daten gesammelt. Die Rede ist von Unternehmensdaten, aber auch Informationen zu Reisenden. Für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB und andere Stellen der Cybersicherheit Moskaus sei dies eine Botschaft, dass sie nicht in der Lage seien, die Schlüssel-IT-Infrastruktur zu schützen, hieß es vonseiten der Gruppe »Silent Crow«.
»Silent Crow« hat sich in diesem Jahr bereits zu Angriffen auf mehrere russische Ziele bekannt, darunter eine Immobiliendatenbank, ein staatliches Telekom-Unternehmen und die russische Niederlassung des südkoreanischen Autoherstellers Kia. »Cyberpartisanen BY« ist eine Hackergruppe aus Belarus, entsprechend heißt es Ende der Mitteilung der Gruppen: »Ruhm der Ukraine! Lang lebe Belarus!«
Immer wieder Störungen durch Drohnen
Passagiere, die am Montag in die Ferien fliegen wollten und auf dem Moskauer Flughafen festsaßen, wurden gebeten, die Anzeigen auf den Reisetableaus zu verfolgen. Hunderte Russinnen und Russen mussten ihr Gepäck wieder in Empfang nehmen und den Flughafen verlassen. Betroffen waren Inlands- und Auslandsflüge.
Schon in den vergangenen Wochen gab es immer wieder Einschränkungen im russischen Flugverkehr, darunter auch auf den anderen Moskauer Hauptstadtflughäfen Domodedowo, Wnukowo und Schukowski. Grund dafür war die Gefahr durch ukrainische Drohnenangriffe. Die Fluggesellschaften beklagten massive Einbußen durch die häufigen Sperrungen des Luftraums. In der Ukraine wiederum sind schon seit mehr als drei Jahren wegen des russischen Angriffskrieges keine Passagierflüge mehr möglich.