Laut CBC haben die Liberalen 139 Wahlbezirke gewonnen oder liegen dort in Führung. Die Konservativen konnten sich demnach bisher 107 Wahlbezirke sichern.
Eine Partei muss 172 der 343 Sitze im Unterhaus gewinnen, um eine Mehrheitsregierung zu bilden. Ersten Berichten zufolge ist noch unklar, ob Carney eine Mehrheitsregierung bilden kann oder mit einer kleineren Partei zusammenarbeiten muss.
Zuletzt lag Carneys Partei vier Punkte vor den Konservativen von Oppositionsführer Pierre Poilievre.
Ein Wahlkampfthema namens Trump
Überlagert wurde der Wahlkampf vom Zollstreit, den Donald Trump angezettelt hat. Und von der Idee des US-Präsidenten, die USA könnten Kanada als 51. Bundesstaat kurzerhand annektieren. Am Montag bekräftigte Trump seine Position und erklärte in den sozialen Medien: »Viel Glück dem großartigen Volk Kanadas. Wählt den Mann, der die Kraft und Weisheit besitzt, eure Steuern zu halbieren, eure Militärmacht kostenlos auf das höchste Niveau der Welt zu steigern und eure Auto-, Stahl-, Aluminium-, Holz-, Energie- und alle anderen Industriezweige zu vervierfachen, ohne Zölle oder Steuern, wenn Kanada der begehrte 51. Bundesstaat der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Schluss mit der künstlich gezogenen Grenze von vor vielen Jahren.«
Carney hatte im Wahlkampf betont, er sei aufgrund seiner Erfahrung im Umgang mit Wirtschaftsfragen am besten qualifiziert, mit Trump umzugehen. Poilievre hatte vor allem die Sorgen der Wähler über die Lebenshaltungskosten, die Kriminalität und die Wohnungskrise angesprochen.
In der kanadischen Bevölkerung hat Trump für Empörung gesorgt und eine regelrechte patriotische Welle ausgelöst. Profitiert haben davon die Liberalen von Carney und seinem erst im Januar zurückgetretenen Amtsvorgänger Justin Trudeau, die sich vehement gegen das Vorgehen der USA stemmen. Zum Zeitpunkt der Amtsübergabe von Trudeau auf Carney hatten Umfragen den Liberalen noch eine Niederlage bei der nächsten Wahl vorausgesagt.