Verkauf von NBA-Team: Warum die Los Angeles Lakers zehn Milliarden US-Dollar wert sein sollen

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 Das Team in Purpur und Gold

Los Angeles Lakers: Das Team in Purpur und Gold

Foto: Jayne Kamin-Oncea / USA TODAY Network / IMAGO

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Mark Walter kann sich glücklich schätzen. Immerhin hat er in der Welt des Basketballs gerade den Hauptgewinn gezogen: die Los Angeles Lakers.

Natürlich war das kein Glücksspiel. Jahrelang soll sich der amerikanische Unternehmer darum bemüht haben, Mehrheitseigner dieses glanzvollen Teams zu werden. Jetzt soll er sein Ziel erreicht haben, berichten mehrere US-Medien.

Walter hat 2021 bereits Anteile an den Lakers erworben, seitdem gehören etwa 27 Prozent des NBA-Franchise einer Investorengruppe mit dem Finanzunternehmer an der Spitze.

Nun sollen rund 48 Prozent hinzukommen, wofür ein Preis von rund 4,8 Milliarden US-Dollar kolportiert wird.

Grundlage ist eine Valuation der Lakers, die sämtliche Rekorde in der Sportwelt bricht: Zehn Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Euro) soll das Team wert sein.

LeBron James und Luka Dončić sind aktuell die Gesichter der Lakers

LeBron James und Luka Dončić sind aktuell die Gesichter der Lakers

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Kevork Djansezian / AP / dpa

Erst vor wenigen Monaten waren die Boston Celtics über den Tresen gegangen, das geschichtsträchtigste Franchise der NBA: Rekordmeister, seit Gründung der Liga dabei, nie den Standort gewechselt, erst 2024 den bislang letzten Titel gewonnen.

Für die Transaktion wurde der Gesamtwert der Celtics auf »nur« ungefähr sechs Milliarden Dollar geschätzt. Der Erzrivale aus L.A. verdoppelt diesen Wert fast.

Warum sind die Lakers so viel wert?

Kein NBA-Team generiert so verlässlich Umsatz wie die Lakers, die dafür nicht einmal sportlichen Erfolg benötigen.

In den vergangenen 15 Jahren gab es nur eine Meisterschaft, trotzdem errechnete das Wirtschaftsmagazin »Forbes« für die aktuelle Saison Erlöse von 199 Millionen US-Dollar – Spitzenwert in der kommerziell erfolgreichsten Basketballliga der Welt.

Hauptverantwortlich für den wirtschaftlichen Erfolg der Lakers war der 2013 verstorbene Jerry Buss. Im Jahr 1979 erwarb der Immobilienunternehmer für 67,9 Millionen US-Dollar die Lakers, die erst 1960 nach Kalifornien umgesiedelt waren.

Ursprünglich kamen die Lakers aus dem namensgebenden Minneapolis, dem Land der tausend Seen, wo sie mit vier NBA-Meisterschaften sehr erfolgreich waren.

 Gesicht der Lakers in den Sechzigerjahren

Jerry West: Gesicht der Lakers in den Sechzigerjahren

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Heinz Kluetmeier / Sports Illustrated / Getty Images

In ihrer neuen Heimat waren die Lakers weiterhin ein Topteam, blieben aber lange nur der Prügelknabe der Celtics. Zwischen 1962 und 1970 kamen die Lakers siebenmal in die Finals – und verloren jedes Mal, meistens gegen Boston.

Die tragische Galionsfigur dieser Zeit war Jerry West, dem später das NBA-Logo nachempfunden wurde.

Lesen Sie hier einen Nachruf auf die 2024 verstorbene Ikone.

Zu der Marke von heute wuchsen die Lakers erst unter der Führung von Buss. Eine seiner ersten Amtshandlungen war 1979 die Verpflichtung von Earvin »Magic« Johnson. Gemeinsam mit dem Center Kareem Abdul-Jabbar prägte Johnson eine goldene Ära.

Geballte Starpower in L.A.

Es waren die schillernden Achtzigerjahre. Hollywood boomte, der NBA gelang nach den turbulenten Siebzigerjahren eine Wende, indem sie die neu entflammte Rivalität zwischen Johnsons Lakers und den Celtics mit Larry Bird bis zum Erbarmen molk.

Buss bewarb die Heimspiele der »Showtime«-Lakers in den glamourösen prominenten Milieus von Los Angeles. Mit ihrem ebenso mitreißenden wie erfolgreichen Spielstil wurden die Lakers zur größten Attraktion in einer Stadt voller Weltstars.

Johnson trug nicht ohne Grund den Spitznamen »Magic«

Johnson trug nicht ohne Grund den Spitznamen »Magic«

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Stephen Dunn / Getty Images

Die Erben von Jerry Buss haben seinen Weg fortgeführt.

Tochter Jeanie ist bis heute federführend in der Leitung des Franchise und soll ihre Macht wohl auch weiterhin behalten, nachdem der Verkauf an Walter abgeschlossen ist. Der betrachtet das Team offenbar nicht nur als teures Spielzeug. Vielmehr sind die Lakers das neue Kronjuwel von Walters Imperium.

Neue Säule in Walters Sportimperium

Der 65 Jahre alte Multimilliardär weist ein imposantes Portfolio vor. Er ist nicht nur CEO des privaten Finanzdienstleisters Guggenheim Partners, das ein Vermögen von insgesamt mehr als 310 Milliarden US-Dollar verwaltet.

Walter besitzt auch Anteile an den erfolgreichen Unternehmen Beyond Meat (Fleischersatzprodukte) und Carvana (Gebrauchtwagenhandel).

Vor allem aber profiliert sich Walter seit mittlerweile mehr als einem Jahrzehnt als Sportmogul.

2012 führte er eine Gruppe an, die für 2,15 Milliarden US-Dollar die Los Angeles Dodgers kaufte, damals ein neuer Rekordpreis für ein Sportteam. Bei den Dodgers fungiert Walter heute als Vorstandsvorsitzender. Weitere Beteiligungen hat er am FC Chelsea in der Premier League, an den Los Angeles Sparks in der WNBA und an verschiedenen Motorsportprojekten, darunter am kommenden Formel-1-Team von Cadillac.

Neben Mark Walter hält auch Tennisikone Billie Jean King Anteile an den Dodgers

Neben Mark Walter hält auch Tennisikone Billie Jean King Anteile an den Dodgers

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Alex Gallardo / AP

Fußball, Baseball, bald Formel 1, der boomende Basketball der Frauen: Walter will offenbar überall mitmischen. Bislang fehlten noch Dependancen in den beiden umsatzstärksten Sportligen der Welt, der NFL (Football) und NBA. Eine davon kann er jetzt nicht nur abhaken. Die Übernahme der Lakers ist der bislang größte Schritt für Walter, der Markenwert übersteigt jenen seiner bisherigen Sportteams bei Weitem.

Die Lakers sind mehr als nur eine Sportmarke

Der Preis ist gewaltig, aber Walter weiß genau, dass sich die Lakers lohnen. Stand heute ist das Team schon eine Weltmarke mit kulturellem Kapital, das über den Sport hinausgeht. Gut möglich, dass man bei einem Spaziergang in der deutschen Provinz Teenager mit dem purpur-goldenen Lakers-Logo auf ihren Klamotten trifft. Genauso gut möglich, dass jene Teenager nicht einen einzigen Lakers-Spieler nennen könnten.

Egal was auf dem Court passiert, die Lakers sind eine Cashcow, die künftig wohl noch fetter werden dürfte.

Erst 2024 hat die NBA in einem neuen Deal ihre Medienrechte an Übertragungspartner veräußert. Für die elf Saisons ab der kommenden soll die Liga dafür insgesamt 76 Milliarden US-Dollar erhalten. Die Zeit danach dürfte sogar noch lukrativer werden. Für Walter gelte das vor allem, sollte die NBA irgendwann mal ihren Franchises eine direktere Kontrolle über den eigenen digitalen Content gestatten.

Was bedeutet das für die Lakers?

Nicht nur für Walter ist der anstehende Deal ein Grund zum Jubel. Kein Geringerer als Lakers-Ikone »Magic« Johnson, der zur von Walter angeführten Investorengruppe gehört, die 2012 die Dodgers erwarb, feierte in mehreren Posts bei X die Zeitenwende bei seinem alten Team.

»Magic« Johnson bei den Dodgers

»Magic« Johnson bei den Dodgers

Foto: Jim McIsaac / Getty Images

»Er ist getrieben von Gewinnen, Exzellenz und davon, alles richtigzumachen. UND er stellt die nötigen Ressourcen bereit«, beschrieb Johnson seinen Bekannten , gratulierte seiner »Schwester« Jeanie Buss und pries Walters Resümee mit den Dodgers.

Tatsächlich erlebt das Baseballteam seit Walters Übernahme ein erfolgreiches Zeitalter. In den 13 Jahren kamen die Dodgers viermal in die World Series, das Finale im Major League Baseball, das sie zweimal gewannen (2020 und 2024). Zwölf Saisons in Folge hat das Team die Playoffs erreicht, auch dank Walters Geld.

Der Dodgers-Eigentümer zuckte vor kostspieligen Gelegenheiten, Superstars zu verpflichten, nicht einmal mit der Wimper. Wie im Dezember 2023. Damals unterschrieb Shohei Ohtani, der beliebteste Sportler Japans und eine Ausnahmeerscheinung im Baseball, einen Zehnjahresvertrag für 700 Millionen Dollar. Noch im selben Monat kam Landsmann Yoshinobu Yamamoto hinzu: zwölf Jahre Laufzeit, 325 Millionen Dollar Gehalt.

Bei den Lakers wird Walter etwas subtiler investieren müssen: in Scouting, Coaching, vielleicht in eine neue, modernere Arena. Bezüglich des Kaders dürften derartige Bazooka-Investitionen à la Olaf Scholz in der NBA schwieriger werden als im Baseball, weil die Liga immer strengere Finanz- und Gehaltsreglements als Mittel einführt, um den Wettbewerb vor Einseitigkeit zu schützen. Solch eine Parität wie heute gab es in der NBA noch nie.

Das liegt auch daran, dass sich Teams mit mehreren Superstars schwieriger zusammenstellen, geschweige denn halten lassen. Zu hoch sind die Strafzahlungen, die man bei Überschreitungen der Gehaltsobergrenze an die Liga zahlen muss. Das können und wollen sich auf Dauer nur die zahlungskräftigsten und stursten Teambesitzer leisten.

Vielleicht ist Walter einer von denen. Mal sehen, wie weit er bereit ist, zu gehen.

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