Die Lage am Abend Wollen die USA eingreifen?
Die drei Fragezeichen heute:
Neue Angriffe in Nahost – wie blicken die Herrscher der Golfstaaten auf den Krieg zwischen Israel und Iran?
US-Militärmacht – mit welcher Armada könnte Donald Trump in den Krieg in Nahost eingreifen?
Insolventer Immobilienunternehmer – welche Prunkstücke aus René Benkos Luxusvilla am Gardasee werden ab heute versteigert?
17.06.2025, 18.27 Uhr
1. Die Golfstaaten sehen Israels Vorgehen mit Sorge

Im April besuchte Prinz Khalid bin Salman Al Saud noch den geistlichen Führer Irans, Ali Khamenei: Deutliche Warnung
Foto:Office of the Iranian Supreme Leader / WANA / REUTERS
»Ob du im Unrecht bist oder im Recht, Unhöflichkeit ist immer schlecht«, hat die feine britische Kriminalschriftstellerin Dorothy L. Sayers behauptet. Donald Trump hat von der Autorin möglicherweise noch nie gehört, aber er war wieder einmal unhöflich: Erst reiste er überstürzt vom G7-Gipfel ab und beschimpfte dann auch noch den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, weil der offenbar fälschlicherweise vermutete, Trump wolle sich um eine Waffenruhe in Nahost kümmern. (Lesen Sie hier alles über Trumps abrupte Abreise. )
Heute haben Iran und Israel ihre gegenseitigen Angriffe fortgesetzt, Israels Luftwaffe griff erneut die iranische Hauptstadt Teheran an. Augenzeugen berichteten von schweren Explosionen. Die Versorgungslage in Teheran verschärft sich. (Hier mehr zu den neuesten Entwicklungen in Nahost.)
Meine Kollegin Dunja Ramadan schreibt heute über die Reaktion der Golfstaaten auf die Angriffe. Es sei »eine Art Schockstarre auf der Arabischen Halbinsel zu beobachten«, so Dunja.
»Die Golfstaaten fürchten sich vor einem Flächenbrand und iranischen Vergeltungsschlägen, umso mehr, sollten auch die USA militärisch aktiv eingreifen. In Katar steht die größte US-Militärbasis im Nahen Osten, aber auch in Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait unterhalten die Amerikaner Militärbasen.«
Beunruhigt seien die Herrscher auf der Arabischen Halbinsel auch wegen des verheerenden Kriegs, den Israel in Gaza führt, und wegen der israelischen Militärschläge auf den Libanon und Syrien. »Das triumphale Auftreten Israels als militärisches Schwergewicht sowie die nahezu uneingeschränkte militärische und politische Unterstützung der USA für Israels Vorgehen wird von den arabischen Golfstaaten mit wachsender Sorge gesehen.«
Lesen Sie hier mehr: Was die Golfstaaten jetzt fürchten
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2. Die Verlegung von US-Militärgerät in die Region kann ein Indiz sein – oder als Drohkulisse dienen
Mit seinen jüngsten Äußerungen hat Donald Trump Spekulationen über einen Eintritt der USA in den Krieg zwischen Israel und Iran genährt. Unter anderem hat er auf dem Rückflug vom G7-Treffen in Kanada gesagt, er wolle »ein echtes Ende« des Atomkonflikts mit Iran. Mein Kollege Oliver Imhof berichtet heute über das Arsenal, das Trump zur Verfügung steht. Neben dem Flugzeugträger USS »Nimitz« hätten die Amerikaner Dutzende Spezialflugzeuge zur Luftbetankung in die Region geschickt. (Lesen Sie hier den Bericht über die Truppenverlegung der US-Streitkräfte. )
»Die Verlegung der Flieger vom Typ KC-135R und KC-46A kann man als Indiz werten, dass die Amerikaner zumindest erwägen, in den Konflikt einzugreifen«, so Oliver. »Mit ihnen können Kampfjets und Bomber in der Luft betankt werden, um so ihre Einsatzzeit und Reichweite zu erhöhen.«
Aktuell befinden sich mindestens 40.000 US-amerikanische Soldaten im Nahen Osten, die sich über zahlreiche Stützpunkte verteilen. In Al Dhafra in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind mit der F-22 die leistungsfähigsten amerikanischen Kampfjets stationiert. Mit der USS »Carl Vinson« und der USS »Harry S. Truman« sind außerdem schon zwei Flugzeugträger in der Region. Die Verlegung weiterer Truppen nach Nahost, so mein Kollege, müsse nicht unbedingt auf ein bevorstehendes Eingreifen der USA hindeuten. Es sei denkbar, »dass die Truppenverlegungen als Drohkulisse dienen, um Iran zu Verhandlungen in dem Konflikt zu bewegen«.
Lesen Sie hier mehr: Trumps Armada im Nahen Osten
3. René Benko liebte es offenbar protzig
Der österreichische Immobilienhasardeur René Benko, 48, sitzt in Untersuchungshaft, wegen Betrugsverdachts, die Firmen seiner Signa-Gruppe sind insolvent. Nun kommt die Einrichtung der am Gardasee gelegenen Villa Ansaldi unter den Hammer. Jahrelang wurde die Liegenschaft von der Signa Holding GmbH gemietet, jetzt wird Hab und Gut aus der Villa versteigert, damit Gläubigerinnen und Gläubiger vielleicht etwas Geld aus ihrem Benko-Abenteuer zurückerhalten können.
Meine Kollegin Kristina Gnirke berichtet heute unter anderem von einem Fünf-Meter-Steintisch, der sich als Gartenmöbel eignet, von Metallskulpturen, Designerleuchten, Silberbesteck und einem Doppelbett in King-Size-Größe, für die auf der Onlineplattform des Grazer Auktionshauses Aurena Gebote abgegeben werden können. Zuschläge sollen am 14. Juli fallen. (Lesen Sie hier mehr über die Versteigerung. )
Zuvor öffnet das Auktionshaus am 5. Juli das Gebäude am Gardasee für Interessierte, die sich dafür angemeldet haben, um zum Beispiel die zum Verkauf stehende Überwachungsanlage oder die Einrichtung des üppigen Wellnessbereichs zu besichtigen.
»Das Teuerste scheint gerade gut genug gewesen zu sein für Benko«, sagt meine Kollegin Kristina. »So protzig, wie die verschnörkelten Sessel und selbst das zur Auktion angebotene Design-Tiefspül-WC in Schwarz und Goldfarbe daherkommen, dürften sich manche der Gläubiger noch immer verwundert die Augen reiben, wem sie da in der Hoffnung auf satte Immobilienrendite ihr Geld anvertrauten. Viel werden sie davon wohl kaum wiedersehen.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Alles muss raus aus Benkos Luxusvilla
Was heute sonst noch wichtig ist
Wien ist nicht mehr »lebenswerteste« Stadt der Welt: Drei Jahre in Folge erreichte Wien die Spitzenposition einer angesehenen Rangliste der lebenswertesten Städte. Jetzt erzielte eine andere Metropole die Bestnote von 100 Punkten.
Europäische Autobauer fallen bei Elektro-Pkw weiter hinter China zurück: China fährt vor, Europa hinterher: Zuletzt haben Hersteller wie VW, BMW oder Stellantis laut einer Studie kaum Fortschritte bei Elektroautos gemacht. Sie hätten aber noch Chancen, den Durchmarsch aus Fernost abzuwenden.
Mutmaßlichem Attentäter von Minnesota droht die Todesstrafe: Laut Staatsanwalt habe der Mann seine Opfer »wie Beute gejagt«. Nach den tödlichen Schüssen auf eine US-Politikerin und ihren Mann droht dem Verdächtigen die Todesstrafe. Offenbar hatte er noch mehr Menschen im Visier.
Meine Lieblingsglosse heute: Gerangel um den Ehrenoscar

Bob Iger und Kathleen Kennedy auf einer Filmpremiere in Los Angeles 2016: Agitieren für den Boss
Foto: Jesse Grant / Disney / Getty ImagesDer US-amerikanische Starunternehmer Bob Iger hat mit strategischem Geschick das Zeichentrickstudio Disney zu einem Film- und Fernsehwundertütenimperium des Streaming-Zeitalters ausgebaut. Aber ist das ein Grund, den Topmanager mit einem Jahresgehalt von 41,1 Millionen Dollar im Jahr 2024 mit einem Ehrenoscar zu feiern, wie ihn sonst nur tolle Künstlermenschen erhalten? Mein Kollege Christian Buß fände das entschieden falsch und schreibt in seiner Glosse über die dreisten Versuche von Kathleen Kennedy, ihrem eigenen Boss Iger einen Ehrenoscar zu verschaffen. Offenbar hat sie bei verschiedenen Mitgliedern der Academy of Motion Picture Arts and Sciences schon Lobbyarbeit geleistet. »Dass Kennedy aus herzensreinem Cinephilentum und purer filmhistorischer Bewunderung für die Ehrung des Disney-Potentaten agitiert, kann ausgeschlossen werden«, so Christian. Für meinen Kollegen ist der Befund klar: »Ein Akt von Endstufen-Impertinenz.«
Lesen Sie hier die ganze Geschichte: Möge die Macht bitte nicht mit ihr sein
Was heute weniger wichtig ist

Lewis Hamilton in Montréal: »Das ist mir hier auch noch nie passiert«
Foto:Mathieu Belanger / REUTERS
Rasanter Tierfreund: Formel-1-Fahrer Lewis Hamilton, 40, hat im kanadischen Montréal während des dortigen Grand-Prix-Rennens ein als niedlich geltendes Tier überfahren. Nachdem sein Ferrari mitten im Rennen plötzlich an Leistung verlor, habe man ihm berichtet, dass er ein Murmeltier überfahren habe, sagte Hamilton nach dem Rennen. »Das ist erschütternd, ich liebe Tiere, das macht mich sehr traurig.«
Mini-Hohlspiegel

Von ntv.de

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Klaus Stuttmann

Autorin Kingsolver: Sittenbild einer kaputten Gesellschaft
Foto:Ludovic Carème / Agence VU / laif
Könnten Sie sich mit den oft beunruhigenden politischen Verhältnissen in den USA beschäftigen und ausnahmsweise auch mal darüber lachen. Dazu lesen Sie am besten den Roman »Die Unbehausten« der US-amerikanischen Bestsellerautorin Barbara Kingsolver, die vor ein paar Jahren durch das Buch »Demon Copperhead« international berühmt wurde. In »Die Unbehausten« berichtet die Schriftstellerin nun über eine von Geld- und Wohnraumsorgen geplagte Familie. (Lesen Sie hier meine Rezension zum Buch. ) Die Romanheldin ist eine Journalistin, die ihren Job verloren hat. Ihr Gatte war Professor an einem College, das aus Finanznot dichtmachen musste. Die Eheleute leben in einem von einer Tante geerbten, aber leider vom Einsturz bedrohten Backsteinhaus in der Stadt Vineland in New Jersey – und haben aus bestimmten Gründen außer einem tattrigen alten Mann bald auch ihre beiden erwachsenen Kinder wieder im Haus. Ich finde die politische Analyse, die der Roman bietet, etwas aufdringlich, trotzdem liest man die wendungsreiche Story über die Bewohnerschaft eines instabilen Gebäudes mit Vergnügen.

Suchen Sie noch ein paar wenige Minuten Zerstreuung? Dann spielen Sie doch unser tägliches Wordle. Heute hat mein Kollege Jan-Hendrik Luft, der im Verlag für Games zuständig ist, es bereits im zweiten Versuch gelöst. Und ich darf Ihnen etwas verraten: In dem gesuchten Wort kommt ein O vor. Jetzt kommen Sie! Spielen Sie jetzt hier.
Einen schönen Abend. Herzlich
Ihr Wolfgang Höbel, Autor im Kulturressort