Danny Boyle würde »Slumdog Millionär« heute nicht mehr drehen

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Seit er die Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London inszenierte, gilt Danny Boyle, 68, als Experte für die Darstellung von Britishness in der Welt. Für die vielgelobte Show brachte er die Queen, James Bond und die Spice Girls mit Minis, dem öffentlichen Gesundheitswesen und der Einwanderung aus den ehemaligen Kolonien zusammen.

Doch im Hauptberuf dreht Boyle Filme. Und ausgerechnet »Slumdog Millionär«, für den er einst die größte Auszeichnung als Regisseur erhielt, würde er heute nicht mehr drehen.

»Ich bin stolz auf den Film«, sagte Boyle der englischen Zeitung »The Guardian«  über das mit acht Oscars prämierte Werk, »aber man würde heutzutage nicht einmal mehr darüber nachdenken, so was zu machen.« Der Film aus dem Jahre 2008 handelt von Jamal Malik, einem 18-jährigen Straßenjungen aus Mumbai, der in der Quizshow »Wer wird Millionär?« 20 Millionen Rupien gewonnen hat. Auf der Romanvorlage des indischen Schriftstellers Vikas Swarup beruhend, wurde »Slumdog Millionär« in Indien und mit einem heimischen Team gedreht – doch die kreativen Schlüsselrollen wie Regie, Drehbuch und Produktionsleitung besetzten Briten.

»Wir könnten so etwas heute nicht mehr machen«, sagt Boyle in dem Interview, »und so sollte das auch sein. Wir müssen darauf achten, welches kulturelle Gepäck wir mit uns herumschleppen und welche Spuren wir in der Welt hinterlassen haben«. Die Filmproduktion an sich sei kein Akt des Kolonialismus gewesen, beteuert Boyle, »höchstens auf die Art, wie alles einer ist«.

Seinerzeit sei es ihm radikal vorgekommen, mit nur wenigen Leuten nach Mumbai zu gehen und mit einer großen Crew von vor Ort zu drehen. »Aber du bist trotzdem ein Außenseiter. Es ist eine Methode mit Schwächen.« Wenn er heute mit so einem Projekt konfrontiert wäre, würde er »einen jungen indischen Filmemacher suchen, der es drehen kann«.

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