Als Venus Williams im Oktober 1994 erstmals auf der WTA-Tour spielte, war sie 14 Jahre alt. Steffi Graf und Arantxa Sánchez Vicario lieferten sich zu jener Zeit ein Dauerduell, bei den Männern führte Pete Sampras die Weltrangliste vor Goran Ivanišević und Michael Stich an. Nun, fast 31 Jahre später, wagt Williams noch einmal ein Comeback. Die US-Amerikanerin hat für die US Open, die sie 2000 und 2001 gewann, eine Wildcard erhalten. Doch Williams ist nicht die einzige Spielerin, die eine späte Rückkehr auf die Tour wagte. Ein Überblick.

Venus Williams nach ihrem Sieg in Washington im Juli
Foto: Scott Taetsch / Getty ImagesVenus Williams
45 Jahre und kein bisschen müde. So scheint es. Venus Williams nimmt zum insgesamt 25. Mal an den US Open (24. August bis 7. September) teil, ihrem Heimturnier. Die siebenfache Grand-Slam-Siegerin – in der Weltrangliste auf Rang 945 (!) abgerutscht – profitiert dabei von einer Wildcard. Dass sie dieses Privileg verdient hat, demonstrierte sie kürzlich bei ihrem Comeback in Washington. Dort schlug sie 16 Monate nach einer Gebärmutteroperation ihre Landsfrau Peyton Stearns in zwei Sätzen. Damit ist Williams die zweitälteste Frau, die jemals auf der WTA-Tour ein Spiel gewonnen hat. In New York wird sie als älteste Einzelteilnehmerin seit 1981 antreten. Damals hatte Renée Richards im Alter von 47 Jahren an den US Open teilgenommen.

Martina Navratilova, hier im August 2006, gewann 59 Grand-Slam-Titel in Einzel, Doppel und Mixed
Foto: Paul Chiasson / AP / picture allianceMartina Navratilova
Martina Navratilova war bei ihrem letzten Sieg auf der WTA-Tour als einzige Frau noch älter als Williams. 2004 – und damit 31 Jahre nach ihrer ersten Teilnahme – erreichte die gebürtige Tschechoslowakin, die später nach Abschluss eines Asylverfahrens die US-Staatsbürgerschaft annahm, im Alter von 47 Jahren die zweite Runde von Wimbledon. Dabei hatte Navratilova ihre Karriere im Einzel eigentlich schon nach der Saison 1994 beendet. Doch der Sport, der ihr eigenen Angaben zufolge immer auch »eine Seele gegeben hatte«, ließ sie nicht los. Erst 2006, im Alter von 49 Jahren, erklärte sie endgültig ihren Rücktritt. Viele ihrer Rekorde – darunter 59 Grand-Slam-Titel in Einzel, Doppel und Mixed – sind bis heute unerreicht .

Traum-Mixed in Wimbledon: John McEnroe rückte 1999 mit Steffi Graf ins Halbfinale vor
Foto: Simon M Bruty / Getty ImagesJohn McEnroe
Auch John McEnroe kann Grand-Slam-Siege in Einzel (7), Doppel (9) und Mixed (1) vorweisen. Der für seine Wutausbrüche bekannte Superstar hatte seine Karriere 1992 als 20. der Weltrangliste eigentlich für beendet erklärt. Doch so ganz ohne Tennis ging es dann offenbar doch nicht: Zunächst missglückte ein Comebackversuch in Rotterdam 14 Monate später, 1999 probierte er es in Wimbledon an der Seite von Steffi Graf. Die gemeinsame Reise des Duos endete erst im Halbfinale. McEnroe war zu diesem Zeitpunkt bereits 40 Jahre alt und leicht ergraut. Doch erst sieben Jahre später, im Oktober 2006, zog er sich endgültig zurück. Zuvor hatte er im Alter von 47 Jahren mit Jonas Björkman sensationell das ATP-Turnier in San José gewonnen.

Björn Borg, hier neben Boris Becker in Monte-Carlo, wagte 1991 noch einmal ein erfolgloses Comeback
Foto: AP / picture allianceBjörn Borg
McEnroes größter Rivale Björn Borg wagte 1991, und damit acht Jahre nach seinem frühen und überraschenden Rücktritt, ein Comeback. Doch es sollte komplett scheitern. Der Schwede, der zu seinen Hochzeiten elf Grand-Slam-Titel sammelte, verlor mehrere Erstrundenpartien und gab 1993 endgültig auf. Zu diesem Zeitpunkt war Borg 37 Jahre alt. Trotz des erfolglosen Versuchs, in die Weltspitze zurückzukehren, zählt er bis heute zu den besten und erfolgreichsten Spielern der Geschichte .

Jennifer Capriati (l.) gewann 1992 in Barcelona mit 16 Jahren olympisches Gold. Im Finale schlug sie Steffi Graf in drei Sätzen.
Foto: AP Photo/Michel LipchitzJennifer Capriati
Jennifer Capriati war 13, als sie ihr erstes WTA-Finale erreichte. Die US-Amerikanerin galt als Jahrhunderttalent und kommender Grand-Slam-Champion. Doch der Weg in die Weltspitze sollte sich schwieriger gestalten als angenommen. Zunächst wurde sie 1993 bei einem Ladendiebstahl erwischt und nur wenige Monate später wegen des illegalen Besitzes von Marihuana sogar inhaftiert. Zweieinhalb Jahre legte sie eine Zwangspause ein, erst 2001 erfüllte sie sich ihren Traum von einem Majortitel. Die Australian Open gewann sie zweimal (2001 und 2002), hinzu kam ein Erfolg bei den French Open (2001). 2004 musste sie aufgrund anhaltender Rückenprobleme aufhören – mit 28 Jahren.

2016 gewann Martina Hingis (l.) Silber im Doppel bei den Olympischen Spielen in Rio
Foto: Anke Waelischmiller / Sven Simon / picture allianceMartina Hingis
Auch Martina Hingis sollte die Höhen und Tiefen im Leben eines Tennisprofis zu spüren bekommen. 1997 hatte sich das Über-Talent aus der Schweiz als jüngste Spielerin der Geschichte an die Weltranglistenspitze gesetzt. Sie war erst 16, als sie Wimbledon gewann. Es folgten weitere Triumphe, unter anderem drei bei den Australian Open und einer bei den US Open. Hingis’ Laufbahn schien den erwarteten Verlauf zu nehmen. Steil bergauf. Doch sie verletzte sich schwer am Fuß und erklärte 2003 überraschend ihren Rücktritt. Ihr erster Comebackversuch brachte sie in der Weltrangliste zurück auf Platz sechs. An alte Erfolge konnte Hingis jedoch nicht anknüpfen. Stattdessen musste sie sich zum zweiten Mal aus dem Profisport zurückziehen. Eine positive Dopingprobe zwang sie 2007 zum erneuten Rücktritt. Ab 2013 versuchte sie es im Doppel und fügte ihrer Grand-Slam-Sammlung in Doppel und Mixed zehn weitere Titel hinzu. Im Oktober 2017 war dann endgültig Schluss – mit 37 Jahren.

Kim Clijsters wagte gleich zwei Comebacks – doch nur eins war von Erfolg gekrönt
Foto: Kamran Jebreili/ APKim Clijsters
Kim Clijsters löste in ihrer Heimat Belgien gemeinsam mit Justine Henin in den Nullerjahren einen regelrechten Tennisboom aus. Doch schon 2007 folgte die Schocknachricht: Die damals erst 24-jährige Clijsters zog sich zurück, weil ihr Körper »Probleme bereitete«. Doch die erste belgische Nummer eins der Weltrangliste wagte 2009 ein erstes Comeback. Zwei US-Open- und einen Australian-Open-Titel später war 2012 wieder Schluss. Wegen anhaltender Verletzungsprobleme konnte sie kein Spiel mehr bestreiten.
Zur Überraschung vieler verkündete Clijsters, die mittlerweile zweifache Mutter war, 2019 erneut ihre Rückkehr auf die Plätze. Doch die mittlerweile 37-Jährige war nicht mehr konkurrenzfähig und gewann bei Grand-Slam-Turnieren keine einzige Partie. 2022 zog sie sich endgültig zurück.

2015 kehrte Roddick (l.) noch einmal auf die große Bühne zurück – an der Seite seines Freundes Mardy Fish
Foto: Kevin C. Cox/ AFPAndy Roddick
Bis heute ist Andy Roddick der letzte US-amerikanische Grand-Slam-Sieger. Die Sehnsucht nach weiteren Titeln bei der ansonsten so erfolgsverwöhnten Tennisnation ist groß. Doch auch Roddicks Karriere war von Rückschlägen geprägt, so scheiterte er gleich dreimal im Wimbledon-Finale an Roger Federer. 2012 beendete er seine aktive Karriere – um nur drei Jahre später doch noch einmal zurückzukehren. Mit seinem guten Freund Mardy Fish trat er im Alter von 33 Jahren in Atlanta, dem Ort seines ersten Turniersiegs, noch einmal im Doppel an. Das Duo schied im Viertelfinale aus.