Fed-Chef Powell sagt, die von US-Präsident Trump geforderte Senkung des Leitzinses könnte erforderlich werden. Zugleich warnte er vor einer Inflation durch Trumps Zölle.
Aktualisiert am 22. August 2025, 18:58 Uhr Quelle: DIE ZEIT, AFP, dar
Der US-Notenbankchef Jerome Powell schließt die von US-Präsident Donald Trump seit langem geforderte Leitzinssenkung nicht mehr aus. Beim Zentralbanksymposium in Wyoming sagte er, eine rasche Verschlechterung des US-Arbeitsmarktes sei nicht auszuschließen und könne daher eine Lockerung der Geldpolitik rechtfertigen. Die "grundlegenden Aussichten und die sich verändernde Risikobilanz" könnten "eine Anpassung unseres geldpolitischen Kurses erforderlich machen".
Powell fügte hinzu, dass sich die Zentralbank in einer heiklen Lage befinde, da sich die von der US-Regierung eingeführten neuen Zölle zugleich auf die Verbraucherpreise auswirkten und damit die Gefahr einer erneuten Inflation bestehe. Die Auswirkungen der Zölle auf die Verbraucherpreise seien nun "deutlich sichtbar", sagte der Notenbankchef. Es gebe eine hohe Unsicherheit hinsichtlich des Zeitpunkts und der Auswirkungen der Zölle.
An den US-Börsen wurden Powells Äußerungen positiv aufgenommen. Der Dow Jones und der Tech-Index Nasdaq legten nach der Rede um rund 1,8 Prozent zu. Der Dow Jones Industrial erreichte gar ein Rekordniveau. Auch der deutsche DAX stieg.
Leitzins wegen Trump auf hohem Niveau
Hingegen gaben die Renditen für US-Staatsanleihen deutlich nach. Es war Powells letzte Rede als Fed-Chef beim Zentralbanksymposium Jackson Hole, da seine Amtszeit im kommenden Mai endet.
Seit Trumps Amtsantritt hat die US-Notenbank den Leitzins in einer Spanne zwischen 4,25 und 4,5 Prozent belassen. Sie begründet dies mit den "Unsicherheiten" durch die Zollpolitik des Präsidenten. Trump hatte Powell deshalb immer wieder angegangen, teils beschimpft und mit Entlassung gedroht. Der Republikaner begründet seine Forderung unter anderem mit günstigeren Immobilienkrediten für US-Bürger. Ein niedrigerer Leitzins würde aber zugleich die Zinslast auf die überbordenden US-Staatsschulden senken.
Auch auf die Fed-Gouverneurin Lisa Cook hatte Trump in dieser Woche Druck gemacht und ihren Rücktritt gefordert. Sie gehört dem siebenköpfigen Gouverneursrat der Fed seit Mai 2022 an. Sie ist die erste Schwarze auf diesem Posten und wurde von Trumps Vorgänger Joe Biden ernannt. Trump könnte Cook laut den Fed-Statuten nur im Fall eines schwerwiegenden Fehlverhaltens abberufen.