Turbulente Tage in Oldenburg: Bleibt zumindest der Fehlstart aus?

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Das Aus von Geschäftsführer Michael Weinberg und Debatten um die finanzielle Lage des Klubs prägten die vergangenen Tage beim VfB Oldenburg. Weitere Veränderungen im Klub könnten folgen.

 Neuzugang Ngufor Anubodem

Hinterließ beim 3:1 in Norderstedt einen starken Eindruck: Neuzugang Ngufor Anubodem IMAGO/Lobeca

Der 3:1-Erfolg am Sonntag bei Eintracht Norderstedt ließ den VfB Oldenburg aufatmen. Nach der Niederlage zum Auftakt gegen den SSV Jeddeloh II (1:3) bestand die Sorge, zum dritten Mal in Serie den Start in die Saison zu verpatzen. Gleichwohl besteht diese Gefahr nach wie vor: Auch in den vergangenen beiden Jahren konnten die Oldenburger eins der ersten beiden Saisonspiele gewinnen. Trotzdem liefen sie schnell der Musik hinterher.

Am Freitagabend im Heimspiel gegen den VfB Lübeck soll daher direkt nachgelegt werden. Den Auftritt der Mannschaft in Norderstedt bezeichnet der Sportliche Leiter Sebastian Schachten als "gute Reaktion auf die Niederlage gegen Jeddeloh". Einen starken Eindruck hinterließ Neuzugang Ngufor Anubodem, der einige Tage nach seiner Vertragsunterschrift direkt in der Startelf stand. "Ngufor hat ein tolles Spiel gemacht und hatte an den ersten beiden Toren seinen Anteil", lobt Schachten. Der 21 Jahre alte Rechtsverteidiger lieferte vor dem 1:0 von Aurel Loubongo den Pre-Assist, das 2:0 von Linus Schäfer bereitete er direkt vor.

Sechsstelliger Jahresfehlbetrag?

Für die Oldenburger war der Sieg in Norderstedt in turbulenten Tagen ein Stimmungsaufheller. Am Donnerstag verkündete der VfB die Trennung von Geschäftsführer Michael Weinberg. Am Montag sorgte dann der Bericht für das Geschäftsjahr 2023/24 für Aufruhr in der Stadt. In diesem weist die VfB Oldenburg Fußball GmbH einen Jahresfehlbetrag von 597.391 Euro aus.

Eine Summe, die aufschreckte. Zumal der Klub in einigen Jahren der Ankermieter des neuen Stadions in Oldenburg sein soll. Finanzielle Stabilität ist somit Pflicht. Kapriolen kann der einst als Chaosklub verschriene VfB sich nicht leisten. Stunden später verkündete der Klub am Montag in einer Stellungnahme, dass das Resultat der Gewinn- und Verlustrechnung für das Geschäftsjahr 2023/24 nicht die Beiträge der Gesellschafter der GmbH berücksichtigt. Geschieht dies, liegt der Jahresfehlbeitrag laut VfB nur noch bei 45.000 Euro - also mehr als 550.000 Euro niedriger.

Hintergründe zur Weinberg-Trennung

Das Thema Finanzen sorgt nicht erst seit einigen Tagen für Debatten im Klub. Helmut Jordan, Vorstandsvorsitzender des VfB, wollte sich auf Nachfrage des kicker nicht zu den Beweggründen für die Trennung von Weinberg äußern. Auch Weinberg stand für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Der scheidende Geschäftsführer hat sich in den vergangenen 4,5 Jahren um die Geschicke des Klubs gekümmert.

Im Prozess um den Entscheid zum Stadionneubau in der Stadt galt er als verlässlicher Repräsentant des Klubs. Der 42-Jährige genießt den Ruf, durchaus mal anzuecken. Zugleich war er stets darauf bedacht, dass der Klub unter dem Strich nicht erheblich mehr Geld ausgibt, als er einnimmt. Nach kicker-Recherchen bestand im Kreise der einflussreichen Gesellschafter und weiteren Geldgeber allerdings Unzufriedenheit darüber, dass die Einnahmenseite des Klubs nicht in erhoffter Form gestärkt werden konnte. Hierfür hatte der VfB im Sommer 2024 mit Christoph Johanning-Möllerhaus extra einen Leiter Vertrieb und Marketing eingestellt.

Vor dieser Saison standen nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung, um den Kader in gewünschter Manier zu verstärken. Dies sorgte auch intern für Frust, denn die Planungen sahen gänzlich anders aus. Der Klub stand mit mehreren Topspielern in Kontakt, die der Mannschaft unmittelbar einen Qualitätsschub verliehen hätten. Ihre Verpflichtungen wären im Kampf um die Meisterschaft Ausrufezeichen gewesen. Darstellbar waren die Transfers in Anbetracht der begrenzten Möglichkeiten nicht. Letztlich kamen neben Anubodem nur Stürmer Mats Facklam, dem in der vergangenen Saison ein Tor in der Regionalliga West gelang, und Vincent Hagen aus der eigenen U 19.

Derzeit ist nicht das Thema, was die Zukunft bringt.

Nach Weinbergs Demission läuft in Oldenburg die Suche nach einem Nachfolger. Kommissarisch übernehmen Schachten und Katja Schade aus dem Vorstand die Geschäftsführung. Die Nachfrage des kicker, wie die Zusammenarbeit aus ihrer Sicht im Detail ablaufen wird, ließ Schade unbeantwortet. Nach kicker-Informationen steht zur Debatte, dass sich zukünftig die Struktur beim VfB ändert. Schachten könnte fortan die Rolle als Sportdirektor oder Geschäftsführer Sport in einer neu formierten Geschäftsführung des Klubs erhalten. In dieser Funktion würde er sich strategisch um die Entwicklung der sportlichen Strukturen im Klub kümmern. Eine Rolle, die ihm laut vereinsnaher Quellen gut gefallen würde.

Ein neuer Sportlicher Leiter oder Kaderplaner würde dann die Belange im Tagesgeschäft der Regionalliga-Mannschaft übernehmen. "Im Moment stellt sich diese Frage nicht", wiegelt Schachten ab. "Derzeit ist nicht das Thema, was die Zukunft bringt."

Karsten Lübben

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