Ein neues Gesicht für Frauke Petrys »Team Freiheit«: Der thüringische Ex-Ministerpräsident Thomas Kemmerich, ehemals FDP, wird neuer Vorsitzender des Vereins hinter der »Bürgerbewegung«. Das gab »Team Freiheit« bei X bekannt.
Petry hatte einst die AfD gemeinsam mit Bernd Lucke und anderen Mitstreitern gegründet. Aufgrund von parteiinternem Dissens verließ sie die Partei jedoch kurz nach der Bundestagswahl 2017. Ihren Abgang begründete sie damals mit seit Jahren wachsendem Einfluss der Rechts-außen-Strömung um den thüringischen AfD-Landeschef Björn Höcke.
Im Mai sagte Petry der »Welt«, eine neue Partei gründen zu wollen. Der Verein »Team Freiheit« gilt als Vorbereitung dafür. Sie sprach davon, dass eine »Leerstelle eines antietatistischen, freiheitlichen Angebots« klaffe. Die Staatsquote – also das Verhältnis der Staatsausgaben zum Bruttoinlandsprodukt – müsse binnen fünf Jahren von knapp 50 auf 25 Prozent gesenkt werden, sagte Petry.
Kemmerich, 60, hatte erst vor einer Woche seinen Austritt aus der FDP öffentlich gemacht. Im Jahr 2020 war er mit Stimmen von CDU, AfD und FDP überraschend zum Thüringer Ministerpräsidenten gewählt worden. Die Wahl stürzte Thüringen in eine tiefe Regierungskrise. Nach bundesweiten Protesten und innerparteilichem Druck trat Kemmerich drei Tage später zurück.
Seither galt Kemmerichs Beziehung zur Bundes-FDP als belastet, schon länger spielte er dort keine Rolle mehr. Besonders nicht mehr seit der drastischen Wahlniederlage der Thüringer FDP bei den Landtagswahlen im vergangenen September. In der Parteispitze der Liberalen fiel Kemmerich in Ungnade.
Trotz allem bestätigten die Thüringer Liberalen Kemmerich im Oktober erneut als Landesvorsitzenden im Amt. Den Landesverband seiner Partei leitete Kemmerich seit 2015. Die FDP-Spitze reagierte distanziert auf Kemmerichs Austritt. »Die FDP will eine starke freiheitliche Reformpartei sein und kein Nischenangebot«, teilte Bundeschef Christian Dürr in Berlin mit. »Dass Thomas Kemmerich diesen Weg nicht mitgehen wollte, respektiere ich.«
In sozialen Netzwerken hatte Kemmerich zuvor berichtet, dass sich seine Vorstellungen von der Zukunft des Landes und die inhaltliche Ausrichtung der Partei nach 20 Jahren Parteimitgliedschaft auseinanderentwickelt haben. »Ich melde mich die Tage zu allem noch mal ausführlich«, hatte Kemmerich angekündigt. Das tat er nun mit der neuen Position im Verein von Petry.
Zuletzt war Kemmerich nach dem Mord des rechtsradikalen US-Aktivisten Charlie Kirk auf Konfrontationskurs mit der FDP gegangen. »Hat die FDP noch den Mut, aus Anlass dieses mutmaßlich linksextremen Mordanschlags endlich Farbe für die Meinungsfreiheit aller, auch Konservativer, zu bekennen?« Bereits im April hatte Kemmerich in einem Interview gefordert, die FDP müsse sich »von linksliberalen-grünen Überzeugungen abwenden«.