Die Gefahr kam vom Guadalupe River, noch Stunden nach der Sturzflut finden sich an seinem Ufer einsame Gepäckstücke in Hellrosa und Pink. Inzwischen gehen die Verantwortlichen in Camp Mystic von 27 Mädchen und Betreuern aus, die hier ums Leben kamen. Das christliche Sommerlager ist damit zum Symbol der Katastrophe geworden.
»Camp Mystic trauert nach dem katastrophalen Hochwasser um den Verlust von 27 Campern und Betreuern«, hieß es in einer Erklärung auf der Website des Sommerlagers. »Unsere Herzen sind genauso gebrochen wie die unserer Familien, die diese unvorstellbare Tragödie durchleiden müssen.«
Die Zahl der insgesamt durch die Katastrophe ums Leben gekommenen Menschen stieg derweil auf 91 an. Der US-Wetterdienst warnt vor neuen Gewittern.

Rettungsteam auf dem Guadalupe
Foto: Ronaldo Schemidt / AFPInsgesamt wurden allein im am schlimmsten betroffenen Landkreis Kerr, wo auch das Sommerlager liegt, nach Angaben des örtlichen Sheriffs vom Montag 75 Tote geborgen. Die Behörden befürchten, dass die Opferzahl noch weiter steigen wird.
In Texas war in der Nacht zum Freitag nach heftigen Regenfällen der Wasserpegel des Guadalupe innerhalb von 45 Minuten um acht Meter gestiegen. Am Flussufer hatten am US-Nationalfeiertag und dem darauffolgenden Wochenende viele Menschen gecampt. Das Wasser überschwemmte auch die Hütten des Camp Mystic, wo zum Zeitpunkt der Katastrophe rund 750 Mädchen in ihren Betten lagen.
Kinder mussten bei Nacht um ihr Leben schwimmen
Texas Gouverneur Greg Abbott berichtete später von dramatischen Szenen. So sei ein Mädchen in der Not auf einen Baum geklettert, nur mit dem Hubschrauber habe es gerettet werden können. Abbotts Stellvertreter Dan Patrick berichtete von einer Betreuerin, die das Fenster einer Hütte einschlug, damit die Mädchen ins Freie gelangen und um ihr Leben schwimmen konnten. »Diese kleinen Mädchen sind zehn oder 15 Minuten geschwommen. In der Dunkelheit, dem rauschenden Wasser und auf sie zutreibenden Baumstämmen, können Sie sich das vorstellen?«, schilderte Patrick im Sender Fox News.
An der Suche nach Vermissten waren Hunderte Rettungskräfte und 17 Helikopter beteiligt. Auch Freiwillige beteiligten sich daran.
Trump schiebt Verantwortung auf Biden-Regierung
In Texas und landesweit gibt es nun Kritik daran, dass es trotz einer Unwetterwarnung des Nationalen Wetterdienstes erst in der Nacht Flutwarnungen und keine Evakuierungsanordnungen gab. US-Präsident Donald Trump sagte, die Sturzflut und ihre Auswirkungen seien eine »Jahrhundertkatastrophe«, die niemand erwartet habe. Mit Blick auf den Katastrophenschutz verwies er zudem auf die Regierung seines Vorgängers. »Das war nicht unsere Planung«, sagte er.
Nicht zuletzt ist es eine Katastrophe, die durch den menschengemachten Klimawandel wahrscheinlicher geworden ist – von dem die US-Regierung nicht viel wissen will.

Treibgut und Unrat am Ufer des Flusses
Foto: Jorge Salgado / Anadolu Agency / IMAGOSeit Trumps Amtsantritt im Januar waren Mittel für den Wetterdienst und die Klimabehörde NOAA gekürzt und zahlreiche Wissenschaftler entlassen worden. Verantwortliche vor Ort beklagten, sie seien nicht rechtzeitig informiert worden. Trump, der bereits Bundeshilfen für Texas freigegeben hat, sagte, er werde das Katastrophengebiet möglicherweise am Freitag besuchen.