Fast ein Drittel der bislang geborgenen Todesopfer sind Kinder, die ein christliches Sommercamp für Mädchen besucht hatten: das »Camp Mystic« im Hügelland am Fluss Guadalupe. Das 1926 gegründete Feriencamp liegt im besonders betroffenen Kerr County. Dort setzte am Freitagmorgen starker Regen ein, der den Fluss innerhalb kürzester Zeit zum Überlaufen brachte und viele Hütten auf der Anlage zerstörte. Auch Betreuer der Kinder sind unter den Opfern.
Bauten in solchen Gebieten seien im Bezirk Kerr County streng reglementiert, »um Menschenleben zu schützen«, berichtet die Zeitung weiter. Doch als das »Camp Mystic« vor sechs Jahren für fünf Millionen US-Dollar umgebaut und erweitert wurde, seien die gefährdeten Hütten nicht vom Fluss weg verlegt worden. Stattdessen hätten die Behörden sogar den Bau weiterer Hütten in einem anderen Teil des Camps genehmigt, der ebenfalls in einem Hochwasserrisikogebiet liege. Die älteren Gebäude entlang des Flussufers seien in Betrieb geblieben.
»Als würde man ein Zelt auf einer Autobahn aufstellen«
In der Region im Süden von Texas sind nach Angaben der »New York Times« in der Vergangenheit immer wieder Flüsse über die Ufer getreten und Menschen dadurch umgekommen. Nach einer verheerenden Überschwemmung in einem anderen Camp habe Dick Eastland, einer der Eigentümer von »Camp Mystic«, Regenmesser installiert. Eastland ist nun Medienberichten zufolge unter den Flutopfern. Er sei bei dem Versuch gestorben, Kinder vor den Wassermassen zu retten, hieß es.
Ein Camp für Kinder an einem solchen Ort zu errichten, sei hochproblematisch, sagte Anna Serra-Llobet, Forscherin für Hochwasserrisikomanagement an der University of California der »New York Times«. »Es ist, als würde man ein Zelt auf einer Autobahn aufstellen«, sagte sie. »Früher oder später wird es passieren – ein Auto wird kommen, oder eine große Flut wird kommen.«