Malerische Fachwerkbauten und kurze Wege ins Grüne: Freiburg im Breisgau im Südwesten von Baden-Württemberg zieht jährlich Tausende Touristen an – doch nicht nur sie: Bereits im 15. Jahrhundert öffnete die Albert-Ludwigs-Universität ihre Türen für Studierende. Auch Simon Schlaud, 24, zog es 2020 hierher. Etwa 280 Kilometer trennen seinen Heimatort Ulm von Freiburg im Breisgau. Was Schlaud an seinem Studienort schätzt: die Nähe zur Familie, die angrenzende Natur und das Flair einer traditionsreichen Universität.
Ob altehrwürdige Universitätsstadt oder eher unbekanntes Örtchen: Wer zum Studium an einen neuen Ort zieht, muss sich erst einmal orientieren. In der Reihe »Stadt, Land, Studium« stellen wir Hochschulstädte vor – und lassen Studierende erzählen, wie der Alltag dort abläuft.
Was hat der Campus zu bieten? In welchen Vierteln wohnt es sich am schönsten, was kostet ein WG-Zimmer? Welche Partys sind legendär, und wo verbringt man seine Zeit, wenn man nicht im Hörsaal sitzt?
Campusleben: Standort, Mensa und Café
»Freiburg im Breisgau ist eine echte Studentenstadt: Mehr als 30.000 Menschen studieren hier an den Hochschulen. Das spürt man: In der Innenstadt wimmelt es nur so von jungen Leuten. Gleichzeitig begegnet man aber auch immer wieder Menschen, die man noch nie gesehen hat. Die Größe der Universität sorgt für ein gewisses Gefühl von Anonymität – vermutlich auch, weil der Campus über die ganze Stadt verteilt ist und viele aus ganz Deutschland fürs Studium nach Freiburg ziehen.

Studieren in Freiburg im Breisgau: Eine echte Studentenstadt
Foto:Peter Schickert / IMAGO
Trotz der Größe und des verstreuten Campus sind alle Ecken der Uni in weniger als zehn Minuten gut mit dem Fahrrad erreichbar. Insgesamt gibt es vier Mensen in Freiburg, die größte liegt in der Rempartstraße in der Innenstadt. Medizinveranstaltungen finden in der Regel am Campus im Institutsviertel im nordöstlichen Teil der Stadt statt, deshalb esse ich meist in der hiesigen Mensa. Für meine Kommilitonen und mich ist sie nicht nur ein Ort zum Essen, sondern auch ein wichtiger Treffpunkt für den Austausch an langen Vorlesungstagen. Mein persönliches Lieblingsgericht ist Currywurst. Aber viele freuen sich, sobald Pasta mit Sojabolognese auf dem Speiseplan steht. Neben einem Fleischgericht gibt es immer auch eine vegetarische und vegane Auswahl. Eine Mahlzeit kostet im Durchschnitt um die drei, vier Euro. Zwischen 17 und 19 Uhr öffnet die Mensa noch einmal mit neuen Gerichten. Die sogenannte Abendmensa kommt gut bei den Studierenden an.«
• Viertgrößte Stadt in Baden-Württemberg
• Rund 233.000 Einwohner:innen, etwa 33.000 Studierende
• Sehenswürdigkeiten: Freiburger Münster, Schlossberg, Augustinermuseum
• Berühmtheiten: Martin Heidegger, Wolfgang Schäuble
Wohnen: WG-Preise und Stadtteile
»Vier Stadtteile sind bei Studierenden besonders beliebt: Stühlinger gilt als multikulturelles und verhältnismäßig günstiges Szeneviertel. Die Wiehre hingegen ist als Akademikerviertel eine ansehnliche und ›poshe‹, also eher schicke Gegend. Ruheliebende und junge Familien zieht es nach Herdern, ein ehemaliges Winzerdorf, das später an die Stadt angegliedert worden ist und bis heute idyllisch wirkt.
Auch die zentral liegende Altstadt ist ein Klassiker unter Studierenden: Historische Bauten, viele Restaurants und belebte Straßen machen das Viertel attraktiv. Hier wohne ich in einer Vierer-WG mit Wohnzimmer und zahle mit 650 Euro für 17 Quadratmeter etwas über dem Durchschnitt. Zur Uni brauche ich etwa fünf Minuten mit dem Fahrrad. Die meisten aus meinem Bekanntenkreis zahlen zwischen 550 und 600 Euro Miete für ein WG-Zimmer. Im Vergleich zu vielen anderen Studienorten ist Freiburg, ähnlich wie Hamburg oder Berlin, wirklich teuer. Das sollte man im Hinterkopf behalten.«
Freizeit: Kultur, Kneipe und Klub
»Freiburg im Breisgau punktet mit vielen Sonnenstunden und der Nähe zur Natur: Entlang der Dreisam kann man joggen oder zusammen spazieren gehen. Der Schwarzwald vor der Tür lädt im Sommer zum Wandern, im Winter zum Skifahren ein. Auch der Hochschulsport bietet Skiexkursionen an. Mein Highlight ist aber die Uni-Fußballliga. Seit vier Jahren spiele ich dort mit. In 40 Amateurteams treten immer sieben gegen sieben an, mindestens zwei Personen pro Team sind Frauen. Letztes Jahr war ich sogar im Gewinnerteam. Die Uni bietet aber auch Badminton, Pilates oder Volleyball an – es ist also für jeden Geschmack etwas dabei.
Auch kulturell und kulinarisch hat Freiburg viel zu bieten. Die Stadt liegt in einem Weinbaugebiet, entsprechend gibt es neben Weinfesten viele Straußwirtschaften, die saisonal geöffnet sind. Winzer öffnen dann ihre Höfe und man kann lokalen Wein kosten. Wer lieber ein Weizen trinkt, ist im Biergarten auf dem Schlossberg mit Blick über die ganze Stadt gut aufgehoben. Auch die Poolbar ist beliebt, die sich in einem Schwimmbad befindet: Bei Pommes und Bier kann man den Schwimmenden zuschauen. Im Litfass herrscht eine urige Atmosphäre mit alteingesessenen Charakteren. Dort kann man für wenig Geld trinken und eine Kleinigkeit essen.
Tagsüber bekommt man eine große Auswahl an Kuchen im Café Norso. Für mich geht aber nichts über die Zimtschnecke mit schwarzem Kaffee im Café Moltke. Fürs Nachtleben sollte man sich die Beatbar, Hans Bunte und Räng Teng Teng merken – alles gute Adressen zum Feiern. Mein Favorit ist das ArTik: ein alternativer Klub, in dem häufig Techno läuft, manchmal finden dort Kunstausstellungen statt. Und wer noch mehr Lust auf Kultur und gute Partys hat, ist mit dem Zug in rund 45 Minuten in Basel.«
Freiburger Bächle, Wasserläufe der Dreisam, plätschern nur wenige Zentimeter tief durch die Gassen der Altstadt. Ursprünglich dienten die Rinnen der Wasserversorgung. Heute kann man auf ihnen Papierschiffchen segeln lassen oder an heißen Sommertagen in ihnen die Füße kühlen. Und wer versehentlich ins Bächle tritt, muss jemanden aus Freiburg heiraten – so heißt es zumindest.
Nach dem Abschluss: Wie geht’s weiter?
»Bis zu meinem Abschluss dauert es noch ungefähr anderthalb Jahre. Ob ich hierbleibe oder es für mich woanders weitergeht, weiß ich noch nicht. Erst einmal freue ich mich auf mein anstehendes Auslandssemester: Dann tausche ich Freiburg im Breisgau für vier Monate gegen Lyon.«