USA: Nationalgarde in Washington ist laut Berichten jetzt bewaffnet

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Trumps Truppen in der US-Hauptstadt sollen nun Waffen tragen und "zur Selbstverteidigung" einsetzen dürfen. Das melden mehrere Medien mit Verweis auf Regierungsbeamte.

25. August 2025, 4:48 Uhr Quelle: DIE ZEIT, dpa, Reuters,

 Mehreren übereinstimmenden Berichten zufolge sollen die Nationalgardisten in der US-Hauptstadt künftig auch Waffen tragen.
Mehreren übereinstimmenden Berichten zufolge sollen die Nationalgardisten in der US-Hauptstadt künftig auch Waffen tragen. © Jose Luis Gonzalez/​Reuters

Die Nationalgardisten in Washington sind mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge jetzt bewaffnet. Ab Sonntagabend (Ortszeit) sollen die von US-Präsident Donald Trump in der US-Hauptstadt eingesetzten Soldaten Schusswaffen tragen, berichtete der TV-Sender NBC News unter Berufung auf einen mit der Planung vertrauten Vertreter des Verteidigungsministeriums. Sie seien berechtigt, die Waffen zur Selbstverteidigung einzusetzen. 

Auch die Nachrichtenagenturen Reuters und berichten über die geplante Bewaffnung der Nationalgarde. Reuters beruft sich dabei auf "zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen". AP meldet den Schritt mit Verweis auf einen Vertreter des US-Verteidigungsministeriums, der anonym bleiben wollte.

Die genaue Zahl der Soldaten sei noch unklar, sie würden jedoch entweder mit M17-Pistolen oder M4-Gewehren ausgestattet, teilten die mit der Sache vertraute Personen der Agentur Reuters mit.

AP-Fotograf sah bereits bewaffnte Nationalgardisten

Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AP beobachtete am Sonntag vor dem Hauptbahnhof in Washington Mitglieder der Nationalgarde des US-Bundesstaats South Carolina, die mit Schusswaffen ausgerüstet waren. Verteidigungsminister Pete Hegseth hatte die Bewaffnung in der vergangenen Woche angeordnet.

In einer Erklärung der Einsatzgruppe, die die Polizeiaufgaben in der Hauptstadt übernommen hat, hieß es, die Einheiten hätten am Sonntag begonnen, ihre Dienstwaffen zu tragen. Gewalt dürfe jedoch "nur als letztes Mittel und ausschließlich als Reaktion auf eine unmittelbare Gefahr für Leben oder schwere Körperverletzung" angewendet werden. Weiter hieß es, die Truppe sei verpflichtet, "die Sicherheit und das Wohlergehen" der Einwohner Washingtons zu schützen.

Keine Beweise für Anstieg der Kriminalität

Der Vertreter des US-Verteidigungsministeriums sagte der AP, dass Soldaten nur bei bestimmten Einsätzen Waffen tragen würden – etwa bei Patrouillen zur Stärkung der Polizeipräsenz in der Hauptstadt. Soldaten, die im Transport oder in der Verwaltung eingesetzt seien, würden voraussichtlich unbewaffnet bleiben.

Trump hatte mehr als 800 Soldaten der Nationalgarde und Bundesagenten in die Stadt entsandt. Später stockte er die Truppen um weitere Hunderte Einsatzkräfte aus anderen Bundesstaaten auf. Er begründete dies mit einer Welle der Gewaltkriminalität und stellte die örtliche Polizei unter Bundeskontrolle. Dies gilt als außergewöhnlicher Einsatz präsidialer Machtbefugnisse. Im Stadtbild sind seither Nationalgardisten an Orten zu sehen, an denen unter anderem Touristen unterwegs sind, die aber nicht als Hotspots für Gewalt und Kriminalität gelten.

Trumps Vorgehen ist umstritten. Belege für einen Anstieg der Kriminalität geben die Statistiken der Polizei nicht her. Muriel Bowser, die Bürgermeisterin von Washington, widersprach Trumps Darstellung vergangene Woche. Die Kriminalität in der Hauptstadt sei in den vergangenen zwei Jahren zurückgegangen, sagte sie vor Journalisten. 

Demokratischer Gouverneur lädt Trump nach Baltimore ein

Die Washington Post berichtete am Samstag, dass das Verteidigungsministerium seit Wochen einen ähnlichen Einsatz in Chicago vorbereite. Auch der dortige demokratische Bürgermeister lehnt das ab. Die US-Regierung verwies dazu auf frühere Aussagen Trumps, der gesagt hatte: "Ich denke, Chicago wird als Nächstes dran sein." Danach wolle man auch in New York "helfen".

Im Zusammenhang mit möglichen Einsätzen der Nationalgarde in weiteren von Demokraten regierten Städten ist Trump mit dem Gouverneur des Bundesstaates Maryland aneinandergeraten. Wes Moore hatte die Übernahme der Polizeigewalt in Washington kritisiert und den Präsidenten eingeladen, sich in Baltimore selbst ein Bild von der Lage zu machen. Auf seiner Plattform Truth Social antwortete Trump, er würde stattdessen vielleicht "die Truppen" schicken.

Moore hatte Trumps Vorstoß, die Kontrolle über die Sicherheitsbehörden zu übernehmen, als gefährliches politisches Manöver bezeichnet. Trump wolle damit von seinem Versagen im Kampf gegen Inflation, steigende Energiepreise und Kürzungen bei der Krankenversicherung sowie anderen Problemen ablenken. Die Einladung an den Präsidenten habe er ausgesprochen, weil dieser "offenbar gern in seliger Unwissenheit" über die sinkenden Kriminalitätsraten in Baltimore lebe. Die 200 Tötungsdelikte in der Stadt im vergangenen Jahr bedeuten nach Angaben der Behörden einen Rückgang von 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr und von 42 Prozent seit 2021. Zwischen 2023 und 2024 seien auch die Eigentumsdelikte um 20 Prozent zurückgegangen.

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