Sport in Deutschland: Vereine kämpfen mit fehlenden Ehrenamtlichen

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Die deutschen Vereine leiden unter Personalmangel. Laut dem am Montag veröffentlichten Sportentwicklungsbericht des Bundesinstituts für Sportwissenschaft stellt die »Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen FunktionsträgerInnen« das mit Abstand größte existenzielle Problem der Vereine dar. 17,5 Prozent der befragten Vereine, also insgesamt 38.000, fühlten sich durch diesen Mangel bedroht, schreiben die Autoren der Studie.

»Zwar bleiben die Zahlen der Übungsleiterinnen und Übungsleiter sowie der Trainerinnen und Trainer stabil«, doch die Mitgliederzahlen steigen, »wodurch sich die Belastung für das vorhandene Personal erhöhen dürfte«, heißt es. Insgesamt gibt es laut der Studie rund zwei Millionen ehrenamtliche Positionen, hinzu kommen 6,3 Millionen Menschen, die sporadisch helfen. (Hier können sie sich die Studie in Gänze durchlesen .)

»Der Mangel in Sachen Ehrenamt sei besorgniserregend. Das ist ein Alarmsignal«, sagt Michaela Röhrbein, DOSB-Vorstand für Sportentwicklung: »Darauf müssen wir unseren Fokus lenken und etwas tun, damit sich etwas ändert. Hier können wir nichts schönreden.« Studienleiter Christoph Breuer wies darauf hin, dass das Ehrenamt ein wichtiger Grund sei, warum Vereine kostengünstig Sport für viele Menschen anbieten können.

Infrastrukturelle Probleme

Der Sportentwicklungsbericht wird seit 2004 erstellt, Ziel ist es, »den Entscheidungsträgern im organisierten Sport sowie der Politik Argumentations- und Handlungswissen über den Vereinssport vorzulegen«. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat dafür Online-Befragungen mit 18.862 Vereinen durchgeführt. Zudem wurden auch Perspektiven von Trainern, Übungsleitern und Vorstandsmitgliedern abgefragt.

Weitere existenzbedrohende Probleme sind der Studie zufolge:

  • Die Bindung und Gewinnung von Übungsleiterinnen und Trainern (10,9 Prozent)

  • Die Unterstützung durch Politik und Verwaltung (8,9 Prozent)

  • Bindung und Gewinnung von Mitgliedern (7,9 Prozent)

  • Anzahl an Gesetzen, Verordnungen, Vorschriften (7,8 Prozent)

Ebenfalls ein wichtiges Thema der Vereine sind die infrastrukturellen Probleme. 38 Prozent der Befragten sehen mittlere, große oder sehr große Probleme in diesem Bereich. »Hier verschärft sich die Lage«, sagt DOSB-Vorstand Röhrbein, auch Studienleiter Breuer bestätigt den Negativtrend: »Der Zustand der Sportstätten stellt ein wachsendes Problem dar.«

Die meisten Vereine sind finanziell stabil

Der organisierte Sport verspricht sich vor allem vom Bund und den Ländern Investitionen in den kommenden Jahren. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung ist die Rede von »mindestens einer Milliarde« für die Legislaturperiode. Der Deutsche Olympische Sportbund geht von mehr als 30 Milliarden Euro aus, die nötig wären, um alle Sportstätten in Deutschland instand zu setzen.

Immerhin: Die finanzielle Stabilität sei bei den meisten Vereinen weiterhin gegeben, schreiben die Autoren der Studie, »was als notwendige Voraussetzung für die Funktionsfähigkeit der Vereine von essenzieller Bedeutung ist«. Auch die Entwicklung im Bereich der Qualifizierungen und Weiterbildungsmöglichkeiten, die Sensibilisierung für die Prävention sexualisierter Gewalt sowie Angebote für Flüchtlinge seien auf einem positiven Weg, heißt es.

»Insgesamt lässt sich konstatieren, dass die Sportvereine in Deutschland vor einem Spannungsfeld zwischen ihrem Zweck, zusätzlichen gesellschaftspolitischen Erwartungen und strukturellen Herausforderungen stehen«, heißt es.

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