SPD will öffentliche Krankenhäuser verpflichten, Abtreibungen anzubieten

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Debatte über Schwangerschaftsabbrüche SPD will öffentliche Krankenhäuser verpflichten, Abtreibungen anzubieten

Ungewollt Schwangere sind nicht überall in Deutschland ausreichend versorgt. Die SPD-Bundestagsfraktion will daher Krankenhäuser stärker in die Pflicht nehmen. Die Union lehnt das ab.

15.08.2025, 12.01 Uhr

 Im Süden Deutschlands ist die Versorgungslage von ungewollt Schwangeren schlechter als im Norden (Symbolbild)

Ein Klinikum in Baden-Württemberg: Im Süden Deutschlands ist die Versorgungslage von ungewollt Schwangeren schlechter als im Norden (Symbolbild)

Foto: Joko / picture alliance

Die medizinische Versorgung von ungewollt Schwangeren ist in vielen Regionen Deutschlands lückenhaft. Das geht aus der jüngsten »Elsa«-Studie hervor, die sich mit der Situation betroffener Frauen befasst.

Carmen Wegge, rechtspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, bezeichnete die Versorgungslage in

der »taz« 

als »dramatisch«. »Aus unserer Sicht sollten öffentliche Krankenhäuser verpflichtet sein, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen«, ebenso konfessionelle Krankenhäuser, die öffentlich finanziert werden, teilte Wegge mit.

Im Koalitionsvertrag  

hatten Union und SPD vereinbart, dass man die Kostenübernahme für Schwangerschaftsabbrüche »durch die gesetzliche Krankenversicherung über die heutigen Regelungen hinaus« erweitern wolle. Die SPD strebt zudem eine Neuregelung des Paragrafen 218 an, der die Strafbarkeit von Schwangerschaftsabbrüchen regelt. Koalitionspartner Union sieht das anders.

Anja Weisgerber, stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, sagte der »taz«, man werde die Ergebnisse der Studie prüfen, eine Neuregelung von Abbrüchen »außerhalb des Strafgesetzbuches lehnen wir jedoch ab«.

Das Bundesgesundheitsministerium hat die Ergebnisse der Elsa-Studie auf seiner Website veröffentlicht.  Demnach haben Betroffene im Süden und Westen Deutschlands, vor allem in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern, Probleme, Angebote zur Durchführung von Schwangerschaftsabbrüchen zu erreichen.

Laut den Ergebnissen leben insgesamt 4,5 Millionen Menschen in Deutschland in Gebieten, die mehr als 40 Minuten mit dem Auto von der nächsten Einrichtung für einen Schwangerschaftsabbruch entfernt sind. Das entspreche 5,4 Prozent der gesamten Bevölkerung, schreiben die Forscher. Von diesen 4,5 Millionen Menschen wohnten allein 2,5 Millionen in Bayern, was 19,2 Prozent der dortigen Bevölkerung entspreche.

Viele Landkreise mit schlecht erreichbaren Angeboten

Insgesamt stellten die Forscher für 85 von 400 Landkreisen eine nicht ausreichende Erreichbarkeit von Einrichtungen fest. Unter diesen 85 befänden sich 43 in Bayern sowie jeweils acht in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.

»Die Ergebnisse zeigen, dass in einigen Regionen Deutschlands für einen Teil der Bevölkerung keine ausreichende Erreichbarkeit von Angeboten zum Schwangerschaftsabbruch gegeben ist«, schreiben die Autoren, darunter Wissenschaftler der Hochschule Fulda und der Uni Leipzig.

Für das Forschungsprojekt mit dem Titel »Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangerer – Angebote der Beratung und Versorgung (Elsa)« wurden 4589 Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren repräsentativ befragt. Auch offiziell verfügbare Daten, etwa die des Statistischen Bundesamts und Daten aus früheren Erhebungen, sind in die 1000 Seiten umfassende Studie eingeflossen.

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