"Sind dabei, etwas Großes zu erreichen": Siegen reitet weiter die Euphoriewelle

vor 1 Tag 1

Vom Testspiel gegen Dortmund bis zum Pokalkrimi in Altenbochum: Die Sportfreunde Siegen erleben derzeit alle Facetten des Fußballs. In der Regionalliga noch ungeschlagen, wächst die Euphorie im Umfeld des Traditionsklubs.

2 gegen Schalke II.

Shaibou Oubeyapwa mit seinem Jubel nach seinem Tor zum 2:2 gegen Schalke II. IMAGO/HMB-Media

Die Sportfreunde Siegen spielen zurzeit die komplette Klaviatur des Fußballs. Exakt zwei Wochen nach dem Testspiel-Highlight vor über 18.000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund (1:8) gewann der Regionalliga-Aufsteiger aus dem Südosten Nordrhein-Westfalens am Mittwochabend in der ersten Runde des Westfalenpokals beim Landesligisten FC Altenbochum erst im Elfmeterschießen mit 6:4.

Kunstrasen statt ausverkauftes Stadion, Feierabend-Fußballer statt Nationalspieler. Inmitten dieses sportlichen Kontrastprogramms kam der Traditionsverein noch zu zwei Unentschieden gegen die U-23-Teams von BVB (2:2) und Schalke (2:2), so dass der amtierende Meister der Oberliga Westfalen nach drei Punktspielen mit fünf Zählern noch ungeschlagen ist.

Wir haben eine rasante Entwicklung genommen und alle im Verein und Umfeld haben mitgezogen.

Geschäftsführer Matthias Georg

So eine zwischenzeitliche Rückkehr zu den Wurzeln des Fußballs tut Spielern und Verantwortlichen des einstigen Zweitligisten vielleicht ganz gut, schließlich kennt die Euphorie rund um die Sportfreunde satte 20 Jahre nach dem größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte seit einigen Monaten kaum Grenzen. "Wir haben eine rasante Entwicklung genommen und alle im Verein und Umfeld haben mitgezogen. Gemeinsam sind wir dabei, etwas Großes zu erreichen", sagt Geschäftsführer Matthias Georg, mit dessen Namen nicht nur der sportliche Aufstieg der Rot-Weißen eng verknüpft ist.

In gut einem Jahr Amtszeit in seiner Geburtsstadt hat der ehemalige Geschäftsführer der Kickers Offenbach und des TSV Steinbach Haiger auf und neben dem Platz viele Veränderungen angestoßen, die das zwischenzeitlich durch Insolvenzen und ausbleibende Erfolge beschädigte Image des Vereins in Windeseile aufpoliert haben.

"Den schlafenden Riesen wecken" - Sponsorenpool wächst

Er wolle "den schlafenden Riesen wecken", hatte Georg zu seinem Amtsantritt im April 2024 gesagt. Seinerzeit dümpelten die Sportfreunde im Mittelfeld der Oberliga herum, wären ein Jahr zuvor ausgerechnet unter Leitung von Klubikone Patrick Helmes beinahe sogar in die Westfalenliga abgestürzt und konnten bei ihren Heimspielen kaum einmal mehr als 1.000 Zuschauer mobilisieren. Über 4.000 Fans kamen hingegen am vergangenen Wochenende am 3. Spieltag zum 2:2 gegen die Regionalliga-Reserve der Schalker und weckten mit dem Liga-Bestwert des Spieltags einmal mehr die Erinnerungen an die Glanzzeiten der Siegener.

Der Sponsorenpool der Sportfreunde wächst zurzeit von Woche zu Woche, gerade erst wurde das neue VIP-Gebäude eingeweiht und mit der Installation einer Rasenheizung streben die Verantwortlichen bereits den nächsten Meilenstein in der Geschichte des alljährlich von witterungsbedingten Ausfällen geplagten Klubs an.

Wir haben schon den Anspruch, dass wir auf Dauer in der 3. Liga spielen wollen.

Geschäftsführer Matthias Georg

Während Geschäftsführer Georg die Sportfreunde unlängst im Gespräch mit "n-tv" sogar als "heißeste Aktie im deutschen Fußball" bezeichnete, ist der sportliche Aufschwung des Vereins untrennbar mit dem Namen Thorsten Nehrbauer verbunden. Als Nachfolger des erfolglosen Ex-Nationalspielers Helmes führte der A-Lizenzinhaber sein Team zunächst in sichere Tabellenregionen, schaffte ein Jahr später souverän den Aufstieg und kam mit seiner neuformierten Mannschaft auch jetzt wieder gut aus den Startlöchern. Seit September des vergangenen Jahres sind die Siegener ligaübergreifend ungeschlagen, von über 30 Pflichtspielen ging nur das Westfalenpokal-Halbfinale gegen Zweitliga-Aufsteiger Arminia Bielefeld spät mit 0:1 verloren.

Diese Serie soll auch in der Regionalliga noch möglichst lange weitergehen, nächster Prüfstein der Sportfreunde ist am Sonntag die U 21 des 1. FC Köln. Die Saison 2025/26 wird beim Ex-Zweitligisten als "Jahr zum Ankommen" gesehen, mittelfristig soll die Regionalliga aber nur eine Durchgangsstation sein. "Wir haben schon den Anspruch, dass wir auf Dauer in der 3. Liga spielen wollen", betont Geschäftsführer Georg. An Highlights im eigenen Stadion und den Besuch großer Namen wollen sich die Sportfreunde Siegen schnell wieder gewöhnen.

Pascal Köhler

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