In Serbien gibt es seit sechs Monaten fast täglich Massenproteste gegen die Regierung. Am Tag der Arbeit schlossen sich erstmals Gewerkschaften und Studenten zusammen.
Aktualisiert am 1. Mai 2025, 18:18 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, vha
Ein halbes Jahr nach dem Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Serbien haben die größten Gewerkschaften des Landes erstmals gemeinsam mit Studenten gegen die Regierung demonstriert.
Am Tag der Arbeit gingen in der Hauptstadt Belgrad
mehrere tausend Menschen auf die Straße. Demonstriert wurde auch in der
serbischen Stadt Novi Sad, wo sich der Vorfall ereignet hatte.
In Belgrad versammelten sich die Protestteilnehmer vor dem Regierungsgebäude. "Ich habe von Anfang an verfolgt, was die Studenten tun, und ich unterstütze sie. Es ist wichtig, dass Studenten und Arbeiter gemeinsam handeln und für eine bessere Zukunft kämpfen", sagte die Ökonomin Milica Petrovic. Die Studenten-Protestbewegung schrieb im Vorfeld im Onlinedienst Instagram, mit der gemeinsamen Demonstration trete der Kampf "in eine neue Phase".
Ein historischer Moment
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Sloga sprach am Vortag gegenüber der Nachrichtenagentur AFP von einem historischen Moment. In seiner 20-jährigen Gewerkschaftsarbeit sei es "noch nie vorgekommen, dass diese fünf Gewerkschaften gemeinsam an einer Demonstration teilgenommen haben – oder auch nur in einem Raum gemeinsam an etwas gearbeitet haben". In Serbien sind rund 500.000 der 2,36 Millionen Arbeitnehmer des Landes gewerkschaftlich organisiert.
Das Unglück vom 1. November 2024 mit 16 Toten hatte die Proteste in Serbien ausgelöst. Ging es zunächst um die Aufklärung der Unglücksursache, richten sich die fast täglichen Massenproteste inzwischen gegen die Regierung von Präsident Aleksandar Vučić und die weit verbreitete Korruption im Land.