Prozess gegen US-Rapper Ex-Freundin wirft Sean »Diddy« Combs vor, sie zu Sexpartys gezwungen zu haben
Bis zu drei Tage am Stück musste sie mit verschiedenen Männern Sex haben, während er zusah – das berichtet eine Zeugin im Prozess gegen Sean Combs. Auch zum Drogenschmuggel habe er sie gedrängt.
06.06.2025, 22.19 Uhr

Zeugin »Jane« bei einer Anhörung vor Gericht in New York
Foto: Jane Rosenberg / REUTERSIm Prozess gegen Sean »Diddy« Combs hat eine weitere Zeugin schwere Vorwürfe gegen den US-Rapper erhoben. Bei der Frau, die in New York unter dem Pseudonym Jane aussagte, handelte es sich um eine Ex-Freundin von Combs. Sie schilderte, dass sie immer wieder Sex mit fremden Männern haben musste, die dafür bezahlt worden seien. Mitunter hätten diese Orgien demnach mehrere Tage angedauert. Die Zeugin bezeichnete dieses wiederkehrende Ritual als »Hotelnächte«.
Die Zeugin erzählte unter Tränen, dass sie Combs wiederholt gesagt habe, dass sie keinen Sex mit Escort-Männern haben wolle. Er sei darauf aber nicht eingegangen. In einem späteren Gespräch habe sie sich erneut gegen die sogenannten »Freak-Offs« ausgesprochen. Combs habe ihr gesagt, dass sie sich nicht mehr auf derartige sexuelle Begegnungen einlassen müsse. Aber Jane sagte aus, sie habe sich verpflichtet gefühlt. Folgen der Sex-Inszenierungen seien ständige Rückenschmerzen, häufige Harnwegsinfektionen und Schmerzen in ihren Genitalien und im Beckenbereich gewesen.
Belegt wurden die Aussagen durch eine Reihe von Textnachrichten zwischen Combs und seiner damaligen Freundin. Jane beschrieb darin etwa die »Hotelnächte« als »Büchse der Pandora«, die sie nicht schließen könne. »Ich bin so viel mehr als eine, die in Hotelzimmern in der Dunkelheit geliebt wird und Dinge tut, von denen ich angeekelt bin«, textete sie Combs. »Ich möchte diese Rolle in Deinem Leben nicht mehr spielen.«
Combs zahlte ihre Miete
Jane beschrieb den erzwungenen Sex mit fremden Männern in einer der Nachrichten als »düster, schmutzig und ich ekele mich deshalb vor mir selbst«. Sie fühle sich, als zahle er ihr ihre Miete im Gegenzug für die Sex-Partys. »Ich will mich nicht verpflichtet fühlen zu diesen Nächten mit Dir aus Angst, das Dach über meinem Kopf zu verlieren«, hielt sie Combs vor. Dieser schrieb daraufhin zurück: »Mädchen, hör auf.«
Laut Jane wurden die Reisen der Escort-Männer zu den »Hotelnächten« von ihr, Combs' Assistenten oder ihm selbst gebucht. Sie selbst habe jedoch auch einige der »Hotelnächte« organisiert. Manchmal sei es eine Überraschung gewesen, um Combs bei Laune zu halten, so die Zeugin. Andere Male, weil er es verlangt habe, sagte sie. Die Männer seien häufig mit mehreren Tausend Dollar in Bar oder über Apps bezahlt worden. Janes Aussage ist von zentraler Bedeutung für die Anklage, die Combs vorwirft, Männer und Frauen über die Grenzen von US-Bundesstaaten hinweg geholt zu haben, um sie als Prostituierte zu nutzen.
Als besonders verstörenden Vorfall schilderte Jane, dass sie sich einmal übergeben habe, nachdem sie vor Combs Augen mit mehreren Männern stundenlang Sex gehabt habe. Combs sei dann zu ihr hineingekommen, habe gesagt, dass es ihr nach dem Erbrechen nun sicher besser gehe, und sie dann gedrängt, einen weiteren Mann zu treffen.
Drogen von Los Angeles nach Miami
Combs werden zahlreiche Sexualstraftaten bis hin zur Vergewaltigung zur Last gelegt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 55-Jährigen vor, Frauen und Männer sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen- und Sexpartys genötigt zu haben. Der Rapper und Produzent weist die Vorwürfe zurück. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.
Jane, die nach eigener Aussage bis zu Combs' Festnahme 2024 mit ihm zusammen war, sagte vor Gericht auch aus, dass der Musiker sie zweimal illegale Drogen für ihn habe transportieren lassen. Als sie gegenüber einem hochrangigen Mitarbeiter von Combs geäußert habe, dass sie sich »unsicher« fühle, mit den Drogen von Los Angeles nach Miami zu fliegen, habe dieser geantwortet, das gehe in Ordnung, er selbst mache das »dauernd«.
Janes Aussage vor Gericht könnte mehrere Tage dauern. Vor ihr hatte im Mai schon Combs' frühere Freundin Cassandra »Cassie« Ventura vier Tage lang vor Gericht ausgesagt. Es wird erwartet, dass der aufsehenerregende Prozess noch mindestens einen Monat dauert.