Als Synthesizer-Fan und Maker hat der Wave Bard von Bastl schnell meine Aufmerksamkeit geweckt. Ein "zufallsgesteuerter" Sample Player, mit Patchpoints, die uns Makern wohlbekannt sind, und Jumper-Kabeln wie für Breadboards. Nachdem ich ihn auf dem Superbooth 2025 in Berlin ausprobieren durfte, habe ich noch am Wochenende eines der ersten Geräte, das nicht in YouTuber-Hände ging, ergattert.
Knapp 200 Euro habe ich zahlen müssen inkl. Versand aus Tschechien. Der Kastle 2 Wave Bard ist ein experimenteller, patchbarer Stereo-Sample-Player, mit dem man durch Modulation und Modularität neue Rhythmen und Riffs entdeckt.
Los gehts!
Mit den Jumperkabeln (die übrigens beste Qualität mit gedrehten Stiften sind) verbindet man die Patchpoints. Als Erstes sollte man GATE mit TRIG verbinden, dann wird ein Sample im Rhythmus gespielt. Dabei lassen sich verschiedene Rhythmen mit der Kombination von SHIFT-Taste und RHYTHM-Poti einstellen. Diese Rhythmen kann man, wie auch Samples und Tonleitern, selbst auf das Gerät hochladen.
Alternativ kann auch der LFO (Low Frequency Oscillator) mit dem TRIG-Eingang verbunden werden. Das Tempo des LFO stellt man rechts mit dem LFO-Poti ein. An den CV (Control Voltage) Headern liegt eine mehr oder weniger zufällige (je nach weiterer Beschaltung) Spannung an, die im Rhythmus wechselt. Damit kann man alles Mögliche steuern, etwa das Sample, die Länge des Samples, die Tonhöhe oder auch die Sample-Bank.
(Bild: Bastl-Instruments)
So „patcht“ man sich dann Rhythmen und Melodien zurecht. Wird die Abfolge einmal langweilig, kann man die PATTERN-Eingänge G, R, C mit Patchpoints verbinden: So wird bei positiver Spannung am C-Patchpoint etwa die Steuerspannung für den aktuellen Schritt zufällig neu ausgewürfelt. Mit einer Steuerspannung am G-Eingang ändert sich der Rhythmus der Sequenz, solange die Spannung positiv ist. Bei negativer Spannung wird die Sequenz in Schleife vorwärts und rückwärts abgespielt (nicht die Samples, die bekommt man mit dem LENGTH-Poti umgekehrt).
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Von Außen nimmt der Wave Bard Sync-Pulse entgegen, um ihn mit anderen (auch Eurorack) Geräten zu kombinieren. Die Sync-IN und -OUT Buchsen sind Stereo und so kann man vier Signale von Außen per Klinkenkabel in den Wave Bard bringen. Stereo-Audio-IN (kann auch durch das Delay bzw. Phaser/Distort geschickt werden) und OUT zum Kopfhöhrer/Verstärker/Mixer komplettieren die Anschlüsse. Per USB-C lädt man Samples hoch und spielt neue Firmwares auf.
Per USB-C kann man den Wave Bard auch mit Strom versorgen oder man nimmt drei AAA-Akkus die übrigens sehr lange halten. Bei Bastl heißt es 20 Stunden, aber ich habe meine bisher nicht nachgeladen, es müssen weit über 20 Stunden sein.
Kaputt machen kann man übrigens nichts, auch wenn man einmal zwei Ausgänge miteinander verbindet. Patch man zwei CV-Quellen an einen MOD-Eingang werden diese addiert, was zusätzliche Kombinationen schafft. Die MOD-Labels an den Potis geben an, was hier MODuliert wird. So steuert der SAMPLE MOD etwa den Bereich, aus dem Samples abgespielt werden. Die meisten MOD-Knöpfe arbeiten von 12-Uhr als Grundstellung aus. Nach links ist dann eine negative Beeinflussung, nach rechts positiv. So lassen sich auch die Abspielrichtung und die Länge von Samples beeinflussen. Das ausführliche Handbuch lässt keine Fragen offen, nur experimentieren muss man selbst.
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Das Erforschen neuer Rhythmen auf dem Schoß, sei es in der Bahn oder im Park, macht viel Spaß und lässt einen Beats jenseits von 4-on-the-floor erforschen. Mit eigenen Samples, Rhythmen und Tonleitern, die man per sehr flotter Webseite (auch offline) hochlädt, sind auch Ambiente und ruhigere Patches möglich.
Technik
Technisch basiert der Wave Bard auf einem Raspberry Pico RP2350 und so kennt man dann auch das Firmware-Update: Man verbindet den Wave Bard mit einem PC/Mac, hält SHIFT und schaltet an. Auf dem PC/Mac erscheint ein Laufwerk in das man das Firmwarefile zieht. Nach ein paar Minuten ist alles hochgeladen, denn in der Firmware befinden sich auch die Samples. Daher erzeugt der Sample-„Editor“ auch komplette Firmwares.
Bastl-Instruments hat übrigens noch ein technisch gleiches Instrument: den Kastl 2 FX Wizard. Und ja, man kann einen Wave Bard mit der FX Wizard Firmware zu einem Stereo-Multi-Effekt-Gerät machen. Und das ist auch so gewollt und von Bastl abgesegnet. Die teils abweichende Belegung der Patchpoints und Potis muss man sich natürlich merken oder man druckt eine Overlay-Folie oder -Papier aus.
Da ich nie wusste, wohin ich die Kabel packen sollte und keine unserer Katzen meine „wertvollen“ Patches durch Herauszupfen ruinieren soll, habe ich mir einen Deckel konstruiert und gedruckt, der magnetisch hält, die gesteckten Patchkabel schützt und lose Kabel sicher verwahrt.
(caw)