Nordirak: Bundesregierung gedenkt Schicksal der Jesidinnen und Jesiden

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Vor elf Jahren überfielen Kämpfer des IS die Jesiden im Irak. Zum Jahrestag verspricht der Religionsfreiheitsbeauftragte der Bundesregierung Hilfe beim Wiederaufbau.

3. August 2025, 11:30 Uhr Quelle: DIE ZEIT, KNA,

 Angehörige von entführten Jesidinnen und Jesiden demonstrieren im Irak für deren Freilassung.
Angehörige von entführten Jesidinnen und Jesiden demonstrieren im Irak für deren Freilassung. © Khalid Al-Mousily/​Reuters

Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Thomas Rachel (CDU), hat an das Schicksal der Volksgruppe der Jesiden erinnert: Vor genau elf Jahren hatten Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) jesidische Dörfer im Nordirak überfallen und Massaker begangen; Millionen Menschen mussten fliehen.

Noch immer lebten über eine Million Menschen im Irak als Binnenvertriebene, schreibt Rachel zum Gedenktag, unter ihnen viele Menschen der jesidischen Gemeinschaft. "Die traumatischen Erlebnisse der Überlebenden wirken nach. Das Ringen um Gerechtigkeit dauert an." Zudem sei das Schicksal von über 2.600 weiblichen jesidischen Entführungsopfern weiterhin ungewiss.

Vor zwei Jahren erkannte der Bundestag das grausame Schicksal der Jesidinnen und Jesiden als Völkermord an – ein "wichtiges Zeichen", schreibt Rachel in seiner Erklärung. Auch werde Deutschland weiterhin Projekte und Organisationen unterstützen, die sich für Stabilisierung, Wiederaufbau und die Aufarbeitung von IS-Verbrechen einsetzen.

Abschiebungen aus Deutschland

"Die Bundesregierung unterstützt die jesidische Gemeinschaft in Irak weiter, damit sich ihre Lebensbedingungen verbessern und ihre Rechte gewahrt bleiben", schreibt Rachel. Konkret nennt er Therapieangebote, die Ausbildung von Traumatherapeuten, aber auch die Suche nach Vermissten, die Sicherung von Beweisen, die Exhumierung von Massengräbern sowie den Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur.

Unterdessen mahnen Menschenrechtsorganisationen, die Anerkennung des Genozids seien zu wenig konkrete Taten gefolgt. Viele Jesidinnen und Jesiden lebten "seit Jahren mit unsicherem Aufenthaltsstatus in Deutschland und sind akut von Abschiebung bedroht – zurück in ein Land, in dem ihre Sicherheit nicht gewährleistet ist", schreiben die NGOs Pro Asyl und Wadi. Sie fordern einen sofortigen, bundesweiten Abschiebestopp für die Minderheit.

Zuletzt hatte die Abschiebung einer jesidischen Familie aus Brandenburg für Aufstehen gesorgt: Sie wurde in den Irak zurückgeschickt, obwohl ein Gericht kurz zuvor die Ausreisepflicht aufgehoben hatte. Brandenburgs Innenminister René Wilke (parteilos) prüft derweil, ob die Familie zurück nach Deutschland geholt werden kann.

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