Entsetzen über mögliche Besetzung fürs Kulturstaatsministerium
Die Union will schon mal vorlegen. Während die SPD noch ihre Mitglieder zum Koalitionsvertrag befragt (mehr dazu finden Sie hier ), wollen CDU-Chef Friedrich Merz und CSU-Chef Markus Söder heute die Leute vorstellen, die sie für das neue Kabinett vorsehen.

Publizist Weimer (2015 bei »Maybrit Illner«): Wird er’s?
Foto: Karlheinz Schindler/ dpaVor allem für Johann Wadephul dürfte dies eine Erleichterung sein. Er wird seit Wochen als Außenminister gehandelt und von Merz schon eifrig durch die Welt geschickt. Dort in der Welt aber darf er noch nichts wirklich besprechen und schon gar nicht in die Kameras deutscher Sender hinein sagen, was er von dieser oder jener Lage hält.
Mich erfasst schon das Mitleid, wenn ich ihn nur sehe. Wäre es noch länger so gegangen, hätte ich dann doch angefangen, an seinem Verstand zu zweifeln, so undurchsichtig wirkten seine Sätze, so beharrlich wich er jeder Frage aus.
Gehandelt wird außerdem die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien für das neue Bildungsressort der Bundesregierung und der bisherige Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), als Kanzleramtschef.
Die »Süddeutsche Zeitung« berichtet, der Verleger und Publizist Wolfram Weimer solle neuer Kulturstaatsminister werden. »Dass sich der Medienunternehmer für Kultur interessiert, war bislang nicht bekannt«, kommentiert das Blatt.
Der Konservative Weimer und Merz sollen lange schon eine enge Verbindung haben, so ist aus Berlin zu hören. Eine Überraschung wäre die Berufung trotzdem, eine große sogar. FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube zeigt sich bereits entsetzt: »Sein Begriff von Kultur und sein Geschichtsverständnis weisen darauf hin, dass er der falsche Mann am falschen Platz wäre. Um es gelinde zu sagen«, schreibt Kaube über Weimer.
Mehr Hintergründe: Heute hat das Rätselraten um die Unionsminister ein Ende
Julia Klöckner, der Papst und ein Treffen im Petersdom
Die Kardinäle, die jetzt schon in Rom eingetroffen sind, werden heute über die Wahl eines neuen Papstes beraten. Die Versammlung wird als Vorkonklave bezeichnet. Das eigentliche Konklave beginnt frühestens am 5. oder 6. Mai. (Mehr zur Trauerfeier und Franziskus’ Erbe erfahren Sie hier. )

US-Präsident Trump, ukrainischer Präsident Selenskyj: Politik im Petersdom
Foto: Ukrainian Presidential Press Service / AP / dpaGing es Ihnen auch so, dass Sie bei der Beerdigung von Papst Franziskus vorgestern häufiger mal an die Worte von Julia Klöckner, der Präsidentin des Deutschen Bundestages, denken mussten? Sie ließ ja an Ostern verkündigen, die Kirchen sollten sich weniger politisch äußern. (Mehr zu Klöckners Kirchenschelte lesen Sie hier .)
Das war schon zu dem Zeitpunkt ein origineller Ansatz. Doch am Samstag wirkte es nun so, als wollte die Weltkirche Klöckner mal so richtig zeigen, was sie politisch kann. Sie lieferte den Rahmen für die Weltpolitik, US-Präsident Donald Trump und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trafen sich für einen denkwürdigen Moment im Petersdom. Die Kirche ist thematisch ohnehin so eng mit der Gesellschaftspolitik verbunden, dass die Wahl des neuen Papstes sowieso eine politische sein wird: Ein liberaler, konservativer oder ein Mann der Mitte – gesucht wird nach diesen Kriterien.
Klöckner übrigens soll bei Papst-Beerdigung anwesend gewesen sein. Ob sie ins Grübeln kam? Über sich selbst?
Mehr Hintergründe zum Treffen von Trump und Selenskyj: Eine fast zärtliche Szene
Lesen Sie dazu auch den aktuellen SPIEGEL-Leitartikel
Die sinnentleerte Papst-Show: Den Tod von Papst Franziskus und die Wahl seines Nachfolgers inszeniert der Vatikan als pompöses Ereignis. Doch für die meisten Deutschen spielt Religion kaum noch eine Rolle. Und das ist gut so.
Hirnschmalz für die Nato
Es war der 6. Mai 1955: Die Bundesrepublik wurde an dem Tag das 15. Mitglied der 1949 gegründeten Nato. 70 Jahre ist das nun fast her.

Nato-Logo: Wieder bedeutsam
Foto:Daniel Naupold / dpa
Heute wird mit einem Festakt in Brüssel an den Beitritt Deutschlands zur Nato gedacht. Die Zeremonie wurde um die paar Tage vorverlegt, weil am 6. Mai CDU-Chef Friedrich Merz zum neuen Kanzler gewählt werden soll. Das also wird ein Tag sein, an dem die Deutschen eher nach Berlin schauen werden, als nach Brüssel.
Und in Zeiten der Krise, in denen US-Präsident Donald Trump immer wieder droht, das Engagement seines Landes für die Nato zurückzuschrauben, ist es schon wichtig, dass sich die Deutschen ihrer Rolle in der Nato immer wieder bewusst werden. Das Bündnis ist, seit Russland die Ukraine angegriffen hat, sicherheitspolitisch wieder bedeutsam. Und der Spruch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron aus dem Jahr 2019, die Nato sei »hirntot«, wirkt aus heutiger Sicht: hirnrissig.
Mehr zur deutschen Rolle in der Nato und der Aufrüstung der Bundeswehr erfahren Sie hier
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Gewinnerin dieser Tage…
…ist die Sargkultur. Denn sie hat der öffentlichen Wahrnehmung ein schönes Schnippchen geschlagen. Wie oft war vor, während und nach der Beerdigung von Papst Franziskus zu hören, sein Leichnam werde in einem »schlichten«, einem »einfachen Holzsarg« beerdigt, so wie er es sich immer gewünscht habe.

Franziskus-Sarg: Schlicht?
Foto: Alessandra Tarantino / AP / dpaJa, der Sarg war nicht so aufwendig wie andere Papstsärge. Aber Entschuldigung: Meinem Eindruck nach handelte es sich auch bei diesem Modell um ein exzellentes und exquisites Stück Handwerkskunst. Allein das eingelassene Kreuz auf dem Deckel und wie hübsch die Fugen an den Ecken verarbeitet waren.
Aber der Trick hat geklappt, die Leute sahen, was sie sehen wollten, eine bescheidene Hülle für einen bescheidenen Verstorbenen.
Ich frage mich trotzdem, was dagegengesprochen hätte, den Sarg so zu beschreiben, wie er tatsächlich wirkte: schlicht im Ausdruck, kostbar in der Ausführung. Eine Handwerkskultur wäre es doch wert, von einer Weltkirche unterstützt zu werden. Solange diese nicht vergisst, dass sie sich vor allem um die Armen und Entrechteten kümmern sollte.
Zu dieser Kultur gehört auch das Schneiderhandwerk. Dass Kardinal Giovanni Battista Re während seiner Predigt beim Requiem auf dem Petersplatz von feinem Tuch umhüllt war, das in der Sonne schimmerte, hat den guten Gesamteindruck seiner Worte nur verstärkt.
Natürlich – nötig ist das alles nicht. Aber ein Kardinal in H&M würde für eine weniger schützenswerte Kultur stehen als einer in einer handwerklich gearbeiteten Robe.
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