Die Lage am Morgen Wer wird der neue Papst?
Heute geht es um die Frage, wer auf den verstorbenen Papst Franziskus folgt, um die Kirchenschelte der Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und um den wachsenden Druck auf US-Verteidigungsminister Pete Hegseth.
22.04.2025, 05.35 Uhr
Spekulationen über den Franziskus-Nachfolger
Papst Franziskus ist tot (lesen Sie hier den Nachruf meines Kollegen Frank Hornig). Zur Einstimmung auf das, was nun im Vatikan passieren wird, sei an dieser Stelle ein Film empfohlen: »Konklave« von Edward Berger (basierend auf dem Roman von Robert Harris), mit Ralph Fiennes und Stanley Tucci. Ein großartiges Drama über das Kardinalskollegium, das sich in der Sixtinischen Kapelle versammelt, um einen neuen Heiligen Vater zu wählen. Es geht in dieser abgeschotteten, katholischen Männergeheimrunde um Glaube, Macht, Intrigen, den Kampf zwischen liberalen und reaktionären Kräften.

Menschen beim Rosenkranzgebet für den verstorbenen Papst auf dem Petersplatz in Rom
Foto: Alessandra Tarantino / APNur ein Film, ja, aber – mal abgesehen von der finalen Pointe, die ich hier nicht verrate – wohl nicht allzu weit entfernt von der Realität, wie ein Blick in die Geschichte zeigt (lesen Sie hier mehr dazu). Auch die Wahl eines Nachfolgers für Franziskus werde »kompliziert«, sagt der berühmteste Vatikan-Experte Marco Politi. Er erwartet ein hartes Ringen zwischen ultrakonservativen und progressiveren Kardinälen (lesen Sie hier das ganze Interview mit Politi). Der Theologe Hubert Wolf bezeichnet die Lage im Konklave als »so unübersichtlich wie lange nicht«.
Gibt es Favoriten? Schwer zu sagen. Bis zum Beginn des Konklaves spätestens 20 Tage nach dem Tod des alten Papstes werden sich die Lager nun sammeln und ihre Kandidaten aus 135 wählbaren Kardinälen in Stellung bringen. Politi nennt Pietro Parolin, den aktuellen Kardinalstaatssekretär, oder Pierbattista Pizzaballa, den Patriarchen von Jerusalem. Auch die Kardinäle von Bologna, Marseille oder Budapest hätten womöglich Chancen. In anderen Berichten fallen die Namen von Luis Antonio Tagle von den Philippinen oder Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa, als »papabile« – Männer, die als papsttauglich gelten.
Heute beraten in Rom die Kardinäle erst einmal über die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst.
Mehr Hintergründe hier: »Trump dürfte froh sein, dass Franziskus weg ist«
Klöckners Kirchenschelte
Wirklich neu ist Julia Klöckners Haltung nicht. Schon aus dem Jahr 2017 finden sich Interviews mit der Christdemokratin, in denen sie die Politisierung der Kirchen beklagt. Seinerzeit war sie Oppositionsführerin im rheinland-pfälzischen Landtag. Heute ist Klöckner Bundestagspräsidentin und damit immerhin nominell zweithöchste Repräsentantin des Staates. Und nun richtet sich einer ihrer ersten größeren Aufschläge wieder gegen die Kirchen.

Julia Klöckner
Foto: Matthias Gränzdörfer / pictureteam / IMAGOPünktlich zu Ostern hat die Katholikin und studierte Theologin die christlichen Kirchen einmal mehr zu mehr Zurückhaltung in tagespolitischen Fragen gemahnt. Sie sollten stattdessen eher »die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod« und die Seelsorge im Blick haben. Sonst werde die Kirche »beliebig« und wirke wie eine von vielen Nichtregierungsorganisationen.
Wo genau Klöckner die Trennlinie zwischen Tagespolitik und grundsätzlichen, gesellschaftlichen Fragen ziehen würde, ist nicht ganz klar. In der Migrationspolitik geht es jeden Tag um Menschlichkeit, in der Verteidigungspolitik jeden Tag um Krieg und Frieden, in der Sozialpolitik um Gerechtigkeit, im Umgang mit der AfD jeden Tag um die Verteidigung von Freiheit und Demokratie. Und dazu sollen sich ausgerechnet die Kirchen nicht äußern?
Es drängt sich der Verdacht auf, dass es der konservativen Politikerin Julia Klöckner schlicht nicht passt, wie sich die Kirchen von Zeit zu Zeit zur Politik der Unionsparteien verhalten. Vielleicht sollte die CDU lieber über das C in ihrem Namen nachdenken, als über Redeverbote für die Kirchen zu fabulieren.
Mehr Hintergründe hier: Massive Kritik an Klöckners Kulturkampf gegen die Kirchen
Wie lange hält Trump noch zu seinem Verteidigungsminister?
»Pete macht tolle Arbeit, alle sind glücklich mit ihm.« Das hat Donald Trump gestern über seinen Verteidigungsminister gesagt. Pete Hegseth dürfte für den Moment erleichtert sein, er behält seinen Job. Vorerst.

Pete Hegseth (am Ostermontag) auf dem Südrasen des Weißen Hauses
Foto: Alex Brandon / APWie viel die Rückendeckung des Präsidenten wirklich wert ist, wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Nachdem über Ostern bekannt wurde, dass der Pentagon-Chef auch mit seiner Frau, seinem Bruder und seinem Anwalt über Angriffspläne gegen die Huthi-Milizen gechattet haben soll, stellt sich die Frage: Mit wem teilt Hegseth sonst noch so sensible Informationen, womöglich einfach nur, um damit anzugeben? Mit seinem Friseur? Mit seinem Tätowierer?
Einen Bericht, wonach man bereits nach einem neuen Verteidigungsminister suche, wies das Weiße Haus als Fake News zurück. Das Trump-Lager reagiert mit dem bekannten Gegenangriff: alles Lüge! So versucht auch Hegseth, die neuen Vorwürfe wegzuwischen.
Aber Vorsicht: John Ullyot, Hegseths jüngst zurückgetretener Pentagon-Sprecher und (Selbstbeschreibung) »langjähriger Unterstützer des Ministers«, zeigt sich in einem scharfen Beitrag für »Politico« entsetzt über das Chaos, das sein ehemaliger Chef im Ministerium anrichte. Ullyot rechnet mit weiteren Enthüllungen noch in dieser Woche – und sagt, er könne sich nicht vorstellen, dass Hegseth noch lange im Amt sein werde.
Mehr Hintergründe hier: Trump stellt sich hinter Hegseth – »Pete macht tolle Arbeit«
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