Der Chef von OpenAI, Sam Altman, hat am Mittwoch Mitarbeitern seines Unternehmens einen Ausblick auf die Geräte gegeben, die er zusammen mit dem ehemaligen Apple-Designchef Jony Ive entwickeln möchte. Wie die US-Tageszeitung Wall Street Journal exklusiv berichtet, sprach Altman dabei über Pläne für die Auslieferung von 100 Millionen KI-Geräten, die Teil des täglichen Lebens werden sollen. Die Mitarbeiter hätten "die Chance, das Größte zu tun, was wir als Unternehmen je getan haben", so Altman.
Am Mittwoch hatte die Nachricht für Furore gesorgt, wonach ChatGPT-Entwickler OpenAI das KI-Hardware-Start-up io des früheren Apple-Designers Jony Ive für 6,5 Milliarden US-Dollar kauft und eine eigene Abteilung für die Entwicklung von KI-gesteuerten Geräten schafft. Ive und sein Designstudio LoveFrom werden demnach das Design von OpenAI und io, einschließlich der Software, übernehmen. Woher aber nimmt Altman die Milliarden und wofür ist der Deal gut? Diese Frage stellen sich nicht wenige.
Altman deutete nun an, dass die milliardenschwere Übernahme das Potenzial hat, den Wert von OpenAI um eine Billion US-Dollar zu steigern, wie aus einem Mitschnitt hervorgeht, zu dem das Wall Street Journal Zugang hatte. Bei dem Treffen mit OpenAI-Mitarbeitern gaben Altman und Ive zudem ein paar Hinweise auf das geheime Projekt, an dem sie arbeiten. Laut dem Wall Street Journal wird das neue Produkt in der Lage sein, die Umgebung und das Leben der Nutzer vollständig wahrzunehmen. Es wird ein unauffälliges Gerät sein, das in der Tasche oder auf dem Schreibtisch Platz findet, heißt es, und von den Nutzern als drittes Kerngerät nach dem MacBook Pro und dem iPhone verwendet werden.
Vorbild Apple-Geräte
Die neuen Geräte seien nicht als Ersatz für Smartphones gedacht: "Wie das Smartphone nicht den Laptop verdrängte, wird unser erstes Produkt das Smartphone nicht ersetzen. Es handelt sich um eine gänzlich neue Art von Gerät", hatte Altman bei der Ankündigung der Zusammenarbeit mit Ive am Mittwoch gesagt. Ziel sei ein neuartiges KI-Gadget, das keinen Bildschirm habe, hieß es. Wie das Wall Street Journal berichtete, wird das neue Gerät laut Altman keine smarte Brille sein und Ive habe sich skeptisch gezeigt, ein Gerät zu entwerfen, das man am Körper trägt. Wie die Zeitung nun schreibt, sprach Altman von einer "Gerätefamilie" und brachte seine Vorliebe für die Art und Weise zum Ausdruck, wie Apple seine Hardware- und Softwareangebote integriert. Für den letztendlichen Erfolg sei Geheimhaltung wichtig, so Altman gegenüber den OpenAI-Mitarbeitern, um zu verhindern, dass Konkurrenten das Produkt kopieren, bevor es fertig ist.
Wie das Wall Street Journal weiter berichtet, spricht Ives Team seit Monaten mit Anbietern, die in der Lage sind, das Gerät in großem Umfang zu liefern. Wie groß dieser Umfang sein soll, lassen Aussagen von Altman erahnen. "Wir werden nicht buchstäblich am ersten Tag 100 Millionen Geräte ausliefern", so der OpenAI-CEO, aber man werde diese große Menge an hochwertigen Geräten "schneller ausliefern, als irgendein Unternehmen jemals zuvor 100 Millionen neue Geräte ausgeliefert hat". Ziel sei es, ein Gerät bis Ende kommenden Jahres auf den Markt zu bringen.
Zusammenarbeit reicht länger zurück
Erste Gerüchte um Treffen von Altman und Ive gab es schon länger. Später bestätigten sie sich. Demnach übernahm Ives Designfirma LoveFrom einen Design-Auftrag von OpenAI für ein nicht näher benanntes KI-Produkt. Ursprünglich war wohl geplant, so das Wall Street Journal, dass Ives Start-up io ein eigenes Gerät mit der Technologie von OpenAI baut und verkauft. Er habe aber schließlich erkannt, dass das nicht funktionieren würde, so Altman. Weil das Gerät nicht nur ein Zubehörteil sei, sondern eine zentrale Facette der Nutzerbeziehung zu OpenAI, hätten die beiden Unternehmen zusammengeführt werden müssen. Anfang April tauchten dann Meldungen auf, wonach OpenAI daran interessiert sei, das von Ive gestartete Stealth-Spin-off io seiner Designfirma LoveFrom zu übernehmen.
Altman sagte, er und Ive seien zu der Überzeugung gelangt, dass die bestehenden Geräte nicht funktionieren würden. Obwohl ChatGPT die Erwartungen der Menschen an die Leistungsfähigkeit der KI-Technologie verändert habe, werde diese immer noch nach dem alten Muster genutzt: auf dem Laptop wird eine Website aufgerufen, etwas eingetippt und gewartet. Das neue Gerät von OpenAI und io will dies ändern. Wie es aussehen könnte, ist aber weiter Gegenstand vieler Spekulationen. Wirklich Licht ins Dunkel gebracht hat auch Altman gegenüber den OpenAI-Mitarbeitern nicht.
(akn)